Horror als Vergrößerungsglas der Gesellschaft
Hexen, Horror, Politik: Luca Guadagnino hat mit "Susperia - Die Krallen des Bösen" ein Remake des Films von Dario Argento aus dem Jahr 1977 gedreht - diesmal mit Tilda Swinton in der Hauptrolle. Unsere Kritikerin Anke Leweke war bei der Premiere in Venedig.
Luca Guadagnino habe an dem Remake gereizt, dass der Original-Film eine Ausnahmestellung innerhalb des Genres gehabt habe, meint Leweke. "Frauen sind eigentlich immer die Opfer gewesen, aber hier dürfen sie zu Tätern werden. Und es sind Täterinnen der ganz besonderen Art."
Genau wie das Original spiele Guadagninos neue Version in Deutschland, erläutert die Deutschlandfunk Kultur Filmkritikerin, die bei der Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig dabei war: "Und in beiden Filmen geht es um eine junge Ballettschülerin aus Amerika, die nach Deutschland kommt, und sie gerät dann in eine Ballettschule jedes Mal. Das ist einmal ein barockes Haus in Berlin. Es ist so ein Haus aus den 20er-Jahren, was schon so langsam vom Faschismus erzählt. Und diese Häuser haben beide ein ganz merkwürdiges Eigenleben. Die Ballettschülerinnen leben auch darin."
"Interessant, wie der Film mit deutscher Schuld spielt"
Und langsam bekomme man mit, dass die Ballettlehrerinnen vielleicht auch Hexen seien, sagt Leweke - und spricht über die Mischung aus Hexenkult, Politik und Horror in der Verfilmung von Luca Guadagnino, dem Regisseur des Oscar-prämierten Films "Call me by your name".
"Das Ganze ist schon relativ krude, aber Horror darf doch auch ein bisschen krude sein. Ich finde, er verwebt da doch vieles sehr geschickt."
Leweke ergänzt: "Es ist ganz interessant, wie dieser Film mit deutscher Schuld auch spielt - und wie eben der Horror auch immer so ein Vergrößerungsglas werden kann für unbewusste Ängste, aber auch für gesellschaftliche Strömungen."
(mhn)