Sven Regener über "Glitterschnitter"

Neues von Herrn Lehmann

19:20 Minuten
Sven Regener trägt eine schwarze Brille und einen schwarzen Anzug und sitzt an einem Holztisch vor einem Fenster mit roten Vorhängen. Es steigt Rauch von unter dem Tisch auf.
Die Erinnerung an die Zeit, als er um die 20 war und das Leben offen vor ihm lag, sei für ihn das Tolle beim Schreiben des neuen Romans gewesen, sagt Sven Regener. © Charlotte Goltermann
Moderation: Andrea Gerk |
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In Sven Regeners neuem Roman "Glitterschnitter" gibt es ein Wiedersehen mit Figuren aus seinen früheren Büchern. Auch Herr Lehmann ist wieder mit dabei. Die Handlung spielt in den 1980er-Jahren in Berlin-Kreuzberg.
"Glitterschnitter" heißt der neue Roman von Sven Regener, der heute erscheint. Der Titel bezieht sich auf den Namen einer Band aus dem Buch. Die Figuren – Herr Lehmann, sein Chef Erwin Kächele, die Österreicher P.Immel und Kacki, Chrissie und Kerstin – sind für die Leserinnen und Leser von Regeners bisherigen Werken bereits alte Bekannte.
Frank Lehmann war bereits der Held in Regeners Debütroman von 2001. "Herr Lehmann" wurde zum Bestseller und später verfilmt. Auch frühere Schauplätze kommen im neuen Roman wieder vor: Er spielt im Westberlin der frühen 80er-Jahre. Genauer: in Kreuzberg.

"Andere Leben leben"

"Die Erinnerung an die Zeit, als man Anfang 20 war und das ganze Leben offen vor einem lag, aber man auch völlig ratlos war, was man jetzt damit machen soll", das sei beim Schreiben toll gewesen, sagt Regener: "Als man ins Erwachsenenalter rein sollte, aber die Regeln nicht kannte oder, wenn man sie kannte, vielleicht nicht gut fand. Das ist eine ganz zauberhafte Zeit für Romane."
Ihn inspirierten seine Figuren, sagt der Sänger der Band Element of Crime. "Ich denke ein bisschen über die nach, dann fallen mir tausend Geschichten ein." Weil er sich gut mit ihnen identifizieren könne, so unterschiedlich sie auch seien. Jeder habe ja viele unterschiedliche Persönlichkeiten in sich selbst: "Ich glaube, da erfülle ich mir auch viele Wünsche, mal andere Leben zu leben."

Freundschaft, Liebe und Ängste

Einen stringenten Plot hat der Roman nicht, es ist eher so, als würde man sich in einen Zustand, eine Zeit hineinfallen lassen. Es geht unter anderem um die Schwierigkeiten von Herrn Lehmann beim Milchaufschäumen für den Milchkaffee, der damals en vogue war in Westberlin. Dann um die Band Glitterschnitter, bei der eine Figur die Bohrmaschine spielt. Und irgendwann kommt eine Clubbetreiberin dazu, die alles noch mal ganz anders sieht.

"Es ist ein wilder Roman, schillernd und beweglich, klug und komisch und manchmal nachdenklich", so Irene Binal vom Deutschlandfunk in ihrer Rezension über Sven Regeners "Glitterschnitter".

Die eigentliche Handlung sei das, was zwischen den Leuten passiere, sagt Regener: "Wie die damit umgehen, dass sie bestimmte Absichten verfolgen müssen, die anderen entgegenstehen." Es gehe viel um Freundschaft und Liebe, aber auch um Ängste. "Das geht nur, wenn es auch mal lustig wird." Sonst sei es zu bedrückend.
(abr)
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