Vielfach preisgekrönt
"Of Fathers and Sons - Die Kinder des Kalifats" ist auf über 100 Filmfestivals weltweit gelaufen und wurde mit mehr als 30 Auszeichnungen geehrt, darunter beim Sundance Festival 2018 und im Rahmen des SWR Doku Festivals von einer unabhängigen Jury mit dem Deutschen Dokumentarfilmpreis. Außerdem ist der Film in der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2019.
Zementiertes Weltbild ohne Empathie
Der Dokumentarfilm "Of Fathers and Sons" taucht in das Leben einer radikal-islamistischen Familie ein. Regisseur Talal Derki richtet seinen Blick vor allem auf die Kinder.
Für den 99-minütigen Film kehrte der in Berlin lebende Filmemacher Talal Derki in seine Heimat Syrien zurück. Dort gewann er das Vertrauen einer radikal-islamistischen Familie und begleitete ihren Alltag über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren. Dabei konzentrierte sich seine Kamera hauptsächlich auf die Kinder. Der Film liefert Einblick in eine Kindheit, die von der systematischen Heranführung an radikal-islamistisches Gedankengut geprägt ist.
Der vom SWR koproduzierte Dokumentarfilm "Of Fathers and Sons - Die Kinder des Kalifats" ist nun für einen Oscar in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert. Aus 166 nominierten Werken wurden fünf ausgewählt. Einer der Produzenten ist Ansgar Frerich: "Der Oscar ist die höchste Auszeichnung, die es für einen Kinofilm gibt. Das ist was, was man nur einmal im Leben erlebt, die Endrunde der Champions League."
"Er hat so viel riskiert für den Film"
Die Nominierung sei vor allem für Regisseur Talal Derki ein besonderer Moment gewesen: "Er hat so viel riskiert für den Film", sagt Frerich: "Zum einen die latente Bedrohung, die es für jeden in der Region gibt" - zum anderen habe er nie die volle Wahrheit über sich selbst sagen können.
Unter dem Vorwand, als Kriegsfotograf ein neutrales Porträt machen zu wollen, erzählt Frerich, sei Derki in die Familie gekommen. "Das stimmt im Grundsatz, aber durch die persönliche Sichtweise und die Motivation, das Porträt zu machen, war von Vornherein klar, dass der Film der Familie im Nachhinein überhaupt nicht gefallen wird." Derki habe nicht schlafen können, "weil er Angst gehabt hat, dass er im Schlaf spricht, weil er so viel Traumatisches erlebt hat."
"Eine Generation, die nicht mehr besiegt werden kann"
Ansgar Frerich habe den Regisseur Talal Derki gefragt, ob es nachhaltig ist, den so genannten IS zurückzuschlagen. Denen ist es eigentlich egal, ob sie Land gewinnen oder verlieren, habe Derki geantwortet: "Das, was sie die letzten Jahre getan haben, ist ein dichtes Netzwerk an Koranschulen aufzubauen und den Kindern zu geben, was sie brauchen, nämlich Essen und eine Vision." Das habe der IS geschafft.
"Und wenn diese Generation in ein waffenfähiges Alter kommt", so Frerich, "ist es eine Generation, die nicht mehr besiegt werden kann. Wo jede Bombe, die wir oder Assad werfen, ihr Weltbild eigentlich nur zementiert." Derki habe erkannt: "Was dieser Gesellschaft nicht beigebracht wird, ist Empathie. Und Gesellschaften ohne Empathie verlieren den Weitblick." Nur wenn wir wiederum Empathie für diese Familien entwickelten, könnte man langfristig an Lösungen arbeiten.