Sylt kämpft gegen das Verschwinden
Mit dem Urlaubsvergnügen auf Sylt könnte es in ein paar Jahrzehnten vorbei sein. Heftige Stürme und Orkane lassen die Insel von Jahr zu Jahr etwas kleiner werden. Mit Baumaßnahmen und Sandaufschüttungen kämpfen die Menschen dagegen an.
Die Nordsee vor der Küste Nordfrieslands: Gewaltige Brecher rollen auf ein paar kleine Inseln und schmale Sandstreifen zu – mehr ist von der Insel Sylt nicht geblieben. Dieses Szenario ist als Modell im Erlebniszentrum Naturgewalten in List an der Sylter Nordspitze zu sehen. Die ganze Insel und das umliegende Wattenmeer reduziert auf die Größe eines übersichtlichen Schaukastens – aus einem Lautsprecher ertönt Wellenrauschen, so oder ähnlich klingt heute die Brandung an der 34 Kilometer langen Westküste von Sylt. Das Modell soll den Besuchern zeigen, was der Klimawandel – und der damit verbundene langfristige Anstieg des Meeresspiegels – für die Insel bedeuten könnte, erläutert der Geschäftsführer der Ausstellung, Matthias Strasser:
"Sylt hat ja sehr unterschiedliche Bereiche: Sehr flache Bereiche, höher gelegene Bereiche, Geestkerne, Dünen, und wir haben hier bei dem Modell drei verschiedene Stufen des Meeresspiegelanstiegs simuliert: ein Meter – und das ist ja das Szenario, was tatsächlich realistisch ist bis zum Ende des Jahrhunderts – aber auch drei Meter und fünf Meter, um dann mal am ganz konkreten Beispiel Sylt zu zeigen, wie viel und welche Bereiche von der Insel würden in dem Fall dann tatsächlich permanent unter Wasser liegen."
Ein Druck auf den entsprechenden Knopf setzt das Szenario in Gang – zunächst Anstieg des Meeresspiegels um ein Meter, die Folgen werden schnell sichtbar.
"Wir schauen einfach mal in den Bereich Rantum-Becken und Morsum, da sind die niedrig gelegenen Marschen, die jetzt langsam schon unter Wasser geraten – ich drücke auch mal auf den Drei-Meter-Knopf, auch der Lister Bereich mit dem Ellenbogen ist längst unter Wasser. Dort würden auch die ersten Bereiche entstehen, wo die Dünenkette durchbrochen werden könnte. Und wir sehen jetzt bei der Entwicklung von drei Meter, dass der ganze Bereich Rantum / Morsum in den Marschen komplett unter Wasser ist."
Kurz darauf ist von Sylt in seiner heutigen Form fast nichts mehr übrig – simulierter Meeresspiegelanstieg um fünf Meter, nur noch einzelne kleine Inseln ragen jetzt aus den Fluten der Nordsee heraus.
"Dann sind es tatsächlich noch die hoch gelegenen Geestbereiche, Kampen, und wir sehen auch sehr schön das Morsum Kliff, was dort als Solitärbereich übrig bleibt und die großen Dünenbereiche in List können wir auch erkennen und die entsprechenden Dünenketten bis nach Hörnum runter bleiben als schmaler Streifen erhalten."
Eine Simulation, ein nicht ganz maßstabsgetreues Modell, das z.B. auch Deiche als Küstenschutz völlig vernachlässigt. Aber Eindruck hinterlässt die Simulation – interessiert hat ein älteres Ehepaar aus Hannover den Anstieg des Meeresspiegels beobachtet:
"Ach – man denkt schon darüber nach, welche Auswirkungen das haben kann. Wir gehen ja im Moment davon aus – was die Wissenschaftler sagen – dass der Meeresspiegel erst einmal nur um ein Meter steigt, und das würde ja eigentlich schon reichen, dass Sylt und die Küstengebiete des Festlandes doch ziemliche Probleme bekommen hinsichtlich des Küstenschutzes. Wir werden das sicherlich auch nicht mehr erleben – aber das ist ja kein Grund, jetzt nicht daran zu denken, das wäre ja total verkehrt."
Ortswechsel – vom Modell im Erlebniszentrum Naturgewalten raus in die raue Wirklichkeit: An den Strand der Insel bei Kampen, auf Sylts höchsten "Berg" die sogenannte Uwe-Düne. Gut 52 Meter hoch ist dieser in Jahrhunderten gewachsene Sandhaufen – ein Fernglas auf dem Gipfel sorgt für einen fantastischen Insel-Rundblick. Der kräftige Wind weht – neben jeder Menge Sand – auch die leisen Brandungsgeräusche vom Strand herauf. Ein paar hundert Meter weiter westlich endet Sylt – das war nicht immer so.
"Man hätte, wenn man jetzt nur 1000 Jahre zurück denkt, einen Fußmarsch von etwa ein bis zwei Kilometer vor sich gehabt von der heutigen Wasserkante aus."
Die Nordsee hat sich in den vergangenen Jahrhunderten schon einiges von der Insel geholt, erläutert der Sylter Geologe Ekkehard Klatt.
"Die uns bekannten Abbrüche sind ein Meter 20 bis ein Meter 40 in den letzten 100 Jahren, also könnten wir gut davon ausgehen, dass mindestens vor 1000 Jahren die Küstenlinie eineinhalb Kilometer weiter westlich verlief."
Intensiv befasst Ekkehard Klatt sich in seinem Buch "Sylt im Klimawandel" mit der Geschichte der Landentwicklung an der nordfriesischen Küste. Die ist seit jeher eng mit dem Absinken und Ansteigen des Meeresspiegels verbunden. Etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts steigt der Meeresspiegel mal wieder an – ganz langsam, aber unaufhaltsam. Von zwei auf drei Millimeter pro Jahr hat dieser Anstieg sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt – wenn das so weitergeht, dann geht Sylt natürlich unter, meint Ekkehard Klatt. Ein bisschen Zeit wird bis dahin aber noch vergehen – schon vor einigen Jahren hatte der Geologe mal vorsichtig hochgerechnet und so etwas wie eine Prognose für die Zukunft der Nordseeinsel gewagt.
"Ich habe von 2000 bis 3000 Jahren gesprochen, wo noch etwas oberhalb des Meeresspiegels auf einer Landkarte mit dem Wort Sylt letztendlich eingezeichnet werden könnte. Das bedeutet: der Meeresspiegelanstieg von 50 bis 60 Zentimeter – das ist der Klimazuschlag, der auf die Deiche drauf gebaut wird – 50 Zentimeter bis zum Jahr 2100, sage ich jetzt mal ganz platt, das ist es nicht, was Sylt bedroht – auf gar keinen Fall."
"Sylt hat ja sehr unterschiedliche Bereiche: Sehr flache Bereiche, höher gelegene Bereiche, Geestkerne, Dünen, und wir haben hier bei dem Modell drei verschiedene Stufen des Meeresspiegelanstiegs simuliert: ein Meter – und das ist ja das Szenario, was tatsächlich realistisch ist bis zum Ende des Jahrhunderts – aber auch drei Meter und fünf Meter, um dann mal am ganz konkreten Beispiel Sylt zu zeigen, wie viel und welche Bereiche von der Insel würden in dem Fall dann tatsächlich permanent unter Wasser liegen."
Ein Druck auf den entsprechenden Knopf setzt das Szenario in Gang – zunächst Anstieg des Meeresspiegels um ein Meter, die Folgen werden schnell sichtbar.
"Wir schauen einfach mal in den Bereich Rantum-Becken und Morsum, da sind die niedrig gelegenen Marschen, die jetzt langsam schon unter Wasser geraten – ich drücke auch mal auf den Drei-Meter-Knopf, auch der Lister Bereich mit dem Ellenbogen ist längst unter Wasser. Dort würden auch die ersten Bereiche entstehen, wo die Dünenkette durchbrochen werden könnte. Und wir sehen jetzt bei der Entwicklung von drei Meter, dass der ganze Bereich Rantum / Morsum in den Marschen komplett unter Wasser ist."
Kurz darauf ist von Sylt in seiner heutigen Form fast nichts mehr übrig – simulierter Meeresspiegelanstieg um fünf Meter, nur noch einzelne kleine Inseln ragen jetzt aus den Fluten der Nordsee heraus.
"Dann sind es tatsächlich noch die hoch gelegenen Geestbereiche, Kampen, und wir sehen auch sehr schön das Morsum Kliff, was dort als Solitärbereich übrig bleibt und die großen Dünenbereiche in List können wir auch erkennen und die entsprechenden Dünenketten bis nach Hörnum runter bleiben als schmaler Streifen erhalten."
Eine Simulation, ein nicht ganz maßstabsgetreues Modell, das z.B. auch Deiche als Küstenschutz völlig vernachlässigt. Aber Eindruck hinterlässt die Simulation – interessiert hat ein älteres Ehepaar aus Hannover den Anstieg des Meeresspiegels beobachtet:
"Ach – man denkt schon darüber nach, welche Auswirkungen das haben kann. Wir gehen ja im Moment davon aus – was die Wissenschaftler sagen – dass der Meeresspiegel erst einmal nur um ein Meter steigt, und das würde ja eigentlich schon reichen, dass Sylt und die Küstengebiete des Festlandes doch ziemliche Probleme bekommen hinsichtlich des Küstenschutzes. Wir werden das sicherlich auch nicht mehr erleben – aber das ist ja kein Grund, jetzt nicht daran zu denken, das wäre ja total verkehrt."
Ortswechsel – vom Modell im Erlebniszentrum Naturgewalten raus in die raue Wirklichkeit: An den Strand der Insel bei Kampen, auf Sylts höchsten "Berg" die sogenannte Uwe-Düne. Gut 52 Meter hoch ist dieser in Jahrhunderten gewachsene Sandhaufen – ein Fernglas auf dem Gipfel sorgt für einen fantastischen Insel-Rundblick. Der kräftige Wind weht – neben jeder Menge Sand – auch die leisen Brandungsgeräusche vom Strand herauf. Ein paar hundert Meter weiter westlich endet Sylt – das war nicht immer so.
"Man hätte, wenn man jetzt nur 1000 Jahre zurück denkt, einen Fußmarsch von etwa ein bis zwei Kilometer vor sich gehabt von der heutigen Wasserkante aus."
Die Nordsee hat sich in den vergangenen Jahrhunderten schon einiges von der Insel geholt, erläutert der Sylter Geologe Ekkehard Klatt.
"Die uns bekannten Abbrüche sind ein Meter 20 bis ein Meter 40 in den letzten 100 Jahren, also könnten wir gut davon ausgehen, dass mindestens vor 1000 Jahren die Küstenlinie eineinhalb Kilometer weiter westlich verlief."
Intensiv befasst Ekkehard Klatt sich in seinem Buch "Sylt im Klimawandel" mit der Geschichte der Landentwicklung an der nordfriesischen Küste. Die ist seit jeher eng mit dem Absinken und Ansteigen des Meeresspiegels verbunden. Etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts steigt der Meeresspiegel mal wieder an – ganz langsam, aber unaufhaltsam. Von zwei auf drei Millimeter pro Jahr hat dieser Anstieg sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt – wenn das so weitergeht, dann geht Sylt natürlich unter, meint Ekkehard Klatt. Ein bisschen Zeit wird bis dahin aber noch vergehen – schon vor einigen Jahren hatte der Geologe mal vorsichtig hochgerechnet und so etwas wie eine Prognose für die Zukunft der Nordseeinsel gewagt.
"Ich habe von 2000 bis 3000 Jahren gesprochen, wo noch etwas oberhalb des Meeresspiegels auf einer Landkarte mit dem Wort Sylt letztendlich eingezeichnet werden könnte. Das bedeutet: der Meeresspiegelanstieg von 50 bis 60 Zentimeter – das ist der Klimazuschlag, der auf die Deiche drauf gebaut wird – 50 Zentimeter bis zum Jahr 2100, sage ich jetzt mal ganz platt, das ist es nicht, was Sylt bedroht – auf gar keinen Fall."
Auf Stürme und Orkane kommt es an
So richtig bedrohlich wird es also für Sylt bis zum Ende des Jahrhunderts nicht – auch bei einem prognostizierten Anstieg des Meeresspiegels um gut einen halben Meter. Das ist ein ganz wesentliches Fazit, das Ekkehard Klatt in seinem Buch über "Sylt im Klimawandel" zieht. Für den Geologen steht eindeutig fest, was die Zukunft der Nordseeinsel am stärksten beeinflussen wird.
"Nicht der Meeresspiegelanstieg, sondern die Extremereignisse, wo die Millionen und Milliarden Kubikmeter an Sand bewegt werden. Stürme und Orkane sind das Salz in der Suppe – macht den Reiz Sylts auf jeden Fall aus, durch seine exponierte Lage."
Stürme und Orkane – auch für den Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung sind sie, neben dem Anstieg des Meeresspiegels, die entscheidenden Faktoren des Klimawandels. Konkrete Aussagen zu Häufigkeit und Intensität sind aber nicht leicht zu treffen, betont er.
"Das was für Sylt, für die Nordseeküste insbesondere wichtig ist, sind diese großen Stürme, die Orkantiefs, die von Westen heranziehen. Wenn wir uns diese ansehen, dann hat es immer starke Schwankungen gegeben von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, aber keinen Trend und auch die Modelle sagen zumindest bis 2050 keinen nennenswerten Trend vorher. Jenseits von 2050 könnten tatsächlich die Stürme, diese Orkantiefs, auch zunehmen."
Kein klarer Trend – mit dieser Aussage steht Mojib Latif nicht allein – das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie zum Beispiel hat für die letzten 30 Jahre sogar einen leichten Rückgang bei Zahl und Intensität von Sturmfluten ermittelt. Derzeit also gibt es erst einmal keinen Anlass, sich über die allernächste Zukunft der Insel Sylt allzu große Sorgen zu machen, meint der Klimaforscher Mojib Latif.
"Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird Sylt einigermaßen sicher sein – jenseits von 2050 kann es bei Extremszenarien tatsächlich dann schon langsam kritisch werden. Wenn tatsächlich wir so etwas wie einen Meter Meeresspiegelanstieg bekommen, dann wird es schwierig für Sylt, denn man darf ja nicht vergessen: Die Sturmfluten werden dann eben auflaufen auf einem Meeresspiegel, der ohnehin schon deutlich höher ist, so dass die Schäden dann überproportional groß sein werden."
Diese Szenarien kennt auch Arfst Hinrichsen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, kurz LKN. Anstieg des Meeresspiegels und eventuell auch die Zunahme von Zahl und Intensität der Sturmfluten – das ist der Blick in die Zukunft. Aktuell gilt seine Sorge etwas anderem:
"Das Hauptproblem für Sylt ist eigentlich eher das stetige Anbranden der Wellen. Wir haben auf Sylt einen sogenannten Küstenlängstransport – das bedeutet, dass der Sand parallel zur Küste verfrachtet wird, und dieser Längstransport sorgt dafür, dass die Insel ungefähr pro Jahr eine Million Kubikmeter verliert, das ist der stetige Tropfen, die singulären Ereignisse wie Sturmfluten, die machen das Problem sichtbar, aber der Verlust, der langfristige Verlust, ist eigentlich durch das tägliche Geschehen festzustellen."
"Nicht der Meeresspiegelanstieg, sondern die Extremereignisse, wo die Millionen und Milliarden Kubikmeter an Sand bewegt werden. Stürme und Orkane sind das Salz in der Suppe – macht den Reiz Sylts auf jeden Fall aus, durch seine exponierte Lage."
Stürme und Orkane – auch für den Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung sind sie, neben dem Anstieg des Meeresspiegels, die entscheidenden Faktoren des Klimawandels. Konkrete Aussagen zu Häufigkeit und Intensität sind aber nicht leicht zu treffen, betont er.
"Das was für Sylt, für die Nordseeküste insbesondere wichtig ist, sind diese großen Stürme, die Orkantiefs, die von Westen heranziehen. Wenn wir uns diese ansehen, dann hat es immer starke Schwankungen gegeben von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, aber keinen Trend und auch die Modelle sagen zumindest bis 2050 keinen nennenswerten Trend vorher. Jenseits von 2050 könnten tatsächlich die Stürme, diese Orkantiefs, auch zunehmen."
Kein klarer Trend – mit dieser Aussage steht Mojib Latif nicht allein – das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie zum Beispiel hat für die letzten 30 Jahre sogar einen leichten Rückgang bei Zahl und Intensität von Sturmfluten ermittelt. Derzeit also gibt es erst einmal keinen Anlass, sich über die allernächste Zukunft der Insel Sylt allzu große Sorgen zu machen, meint der Klimaforscher Mojib Latif.
"Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird Sylt einigermaßen sicher sein – jenseits von 2050 kann es bei Extremszenarien tatsächlich dann schon langsam kritisch werden. Wenn tatsächlich wir so etwas wie einen Meter Meeresspiegelanstieg bekommen, dann wird es schwierig für Sylt, denn man darf ja nicht vergessen: Die Sturmfluten werden dann eben auflaufen auf einem Meeresspiegel, der ohnehin schon deutlich höher ist, so dass die Schäden dann überproportional groß sein werden."
Diese Szenarien kennt auch Arfst Hinrichsen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, kurz LKN. Anstieg des Meeresspiegels und eventuell auch die Zunahme von Zahl und Intensität der Sturmfluten – das ist der Blick in die Zukunft. Aktuell gilt seine Sorge etwas anderem:
"Das Hauptproblem für Sylt ist eigentlich eher das stetige Anbranden der Wellen. Wir haben auf Sylt einen sogenannten Küstenlängstransport – das bedeutet, dass der Sand parallel zur Küste verfrachtet wird, und dieser Längstransport sorgt dafür, dass die Insel ungefähr pro Jahr eine Million Kubikmeter verliert, das ist der stetige Tropfen, die singulären Ereignisse wie Sturmfluten, die machen das Problem sichtbar, aber der Verlust, der langfristige Verlust, ist eigentlich durch das tägliche Geschehen festzustellen."
Bürger wollen Küste retten
Gegen dieses "tägliche Geschehen", gegen das permanente Anbranden der Nordseewellen und den daraus resultierenden Sandverlust, stemmen sich die Küstenschützer auf Sylt seit 1972 recht erfolgreich mit Sandaufspülungen. Damals wurde der Strand vor Westerland aufwendig wieder hergestellt, seit 1984 wird regelmäßig entlang der gesamten Westküste der Insel in einzelnen Abschnitten Sand aufgespült – bisher knapp 43 Millionen Kubikmeter. Damit ist es gelungen, wenigstens Teile des Sandverlusts am Strand wieder auszugleichen und die Wellen mit ihrer zerstörerischen Kraft von den Dünen und der Geestkante fern zu halten. Bisher funktioniert das – auf Dauer aber wohl nicht, das ist auch Arfst Hinrichsen klar.
"Grundsätzlich, kann man sagen, ist der Kampf verloren – wenn man das geologisch betrachtet. Wenn der Mensch eingreift, dann ist immer die Frage: Für welche Jahrzehnte, Jahrhunderte können wir dort aktiv etwas bewirken? Und in dem Falle Sylt ist es eben so, die Insel hat das Bestreben, weiter nach Norden und nach Süden zu wachsen. Das Material wird an der Westseite, der Seeseite, erodiert, wird zu Dünen aufgeweht oder eben nach Norden und nach Süden verfrachtet. Das ist ein Vorgang, den können wir grundsätzlich nicht aufhalten, und man kann sagen, mit Sandaufspülungen simulieren wir eine Eiszeit."
Man liefert der Nordsee also ganz einfach Futter – Material, dass sie dann an der Nord- und Südspitze der Insel Sylt und im ganzen Wattenmeer großflächig verteilen kann. Für Nachschub sorgt aber nicht – wie vor gut 10.000 Jahren – eine Eiszeit, sondern der Mensch. Wolfgang Siegfried vom Landesbetrieb Küstenschutz überwacht gerade die Sandaufspülung bei List an der Sylter Nordspitze. Mit lautem Getöse ergießt sich ein Schwall von grau-braunem Sand-Wassergemisch aus einem dicken Stahlrohr auf den Strand. Etwa einen Kilometer vor dem Strand liegt gerade das Spülschiff, der so genannte Hopperbagger.
"Ja, das funktioniert so, dass dieses Spülschiff in ein Sandentnahmegebiet fährt, das liegt acht Kilometer vor Sylt. Dort baggert es Sand – also es hat ein Stahlrohr, das es in den Meeresboden stechen kann und dann mit seinen Maschinen das sich in den Laderaum pumpt, das Sand-Wasser-Gemisch. Wenn das Schiff voll ist, fährt es zum Koppelpunkt dieser Dükerleitung – so heißt die – die im Meeresboden liegt, dockt an und pumpt dann über die Leitung den Sand, oder das Sand-Wasser-Gemisch muss man ja sagen, an den Strand. Das Wasser läuft wieder weg – Sand bleibt liegen."
70 % Wasser, 30 % Sand – in diesem Mischungsverhältnis kommt die grau-braune Brühe am Strand an, sehr appetitlich sieht das nicht aus, und doch entsteht am Ende immer wieder ein wunderschöner, feiner weißer Sandstrand, verspricht Wolfgang Siegfried.
"Das funktioniert alle Jahre wieder – und das täuscht auch so ein bisschen, diese Färbung von dem Wasser-Sand-Gemisch, das da gerade rauskommt aus dem Rohr. Wenn das Wasser weggelaufen ist, dann sind ja auch diese kleinsten Schwebeteile, die da auch auf dem Meeresgrund sind, die gehen dann mit ins Wasser und der reine Sand bleibt dann liegen. Und wenn dann die Sonne drauf scheint, dann wird er richtig hell und weiß."
Vorher kommt allerdings noch schweres Gerät am Strand zum Einsatz. Große Planierraupen schieben den frisch aufgespülten Sand hin und her – es soll schließlich eine ebene Fläche mit einem bestimmten Profil entstehen, erläutert Wolfgang Siegfried.
"Die Höhe des Profils ist ja festgelegt, also die ist hier meinetwegen NN plus 4 Meter, und da muss er den Sand planieren, auf diese Höhe trimmen sozusagen. Das läuft ja aus dem Rohr erstmal raus und bleibt irgendwie liegen, und dann müssen wir den Sand praktisch nach vorne schieben, also plan schieben…"
…und so entsteht ein völlig neuer Strandabschnitt, der wieder deutlich höher liegt als zuvor und den Fuß der Dünen vor dem Wellengang schützt. Die Planierraupen kommen dabei übrigens nur im oberen Strandbereich zum Einsatz, den Böschungswinkel zur Nordsee hin gestaltet sich das ablaufende Wasser von ganz allein.
"Diese Böschung, die lassen wir eigentlich laufen. Das ist eigentlich viel besser gegenüber den Methoden von früher, weil Sand der ins Meer fließt, der bleibt auch fester liegen. Wenn man da wieder mit der Raupe rum schiebt, dann lockert man das wieder auf und das nächste Wasser nimmt dann wieder mehr Sand mit. Also – man lässt den unteren Bereich einfach laufen und das bleibt gleich so liegen – und oben wird dann ordentlich geschoben, dass das auch passt."
"Grundsätzlich, kann man sagen, ist der Kampf verloren – wenn man das geologisch betrachtet. Wenn der Mensch eingreift, dann ist immer die Frage: Für welche Jahrzehnte, Jahrhunderte können wir dort aktiv etwas bewirken? Und in dem Falle Sylt ist es eben so, die Insel hat das Bestreben, weiter nach Norden und nach Süden zu wachsen. Das Material wird an der Westseite, der Seeseite, erodiert, wird zu Dünen aufgeweht oder eben nach Norden und nach Süden verfrachtet. Das ist ein Vorgang, den können wir grundsätzlich nicht aufhalten, und man kann sagen, mit Sandaufspülungen simulieren wir eine Eiszeit."
Man liefert der Nordsee also ganz einfach Futter – Material, dass sie dann an der Nord- und Südspitze der Insel Sylt und im ganzen Wattenmeer großflächig verteilen kann. Für Nachschub sorgt aber nicht – wie vor gut 10.000 Jahren – eine Eiszeit, sondern der Mensch. Wolfgang Siegfried vom Landesbetrieb Küstenschutz überwacht gerade die Sandaufspülung bei List an der Sylter Nordspitze. Mit lautem Getöse ergießt sich ein Schwall von grau-braunem Sand-Wassergemisch aus einem dicken Stahlrohr auf den Strand. Etwa einen Kilometer vor dem Strand liegt gerade das Spülschiff, der so genannte Hopperbagger.
"Ja, das funktioniert so, dass dieses Spülschiff in ein Sandentnahmegebiet fährt, das liegt acht Kilometer vor Sylt. Dort baggert es Sand – also es hat ein Stahlrohr, das es in den Meeresboden stechen kann und dann mit seinen Maschinen das sich in den Laderaum pumpt, das Sand-Wasser-Gemisch. Wenn das Schiff voll ist, fährt es zum Koppelpunkt dieser Dükerleitung – so heißt die – die im Meeresboden liegt, dockt an und pumpt dann über die Leitung den Sand, oder das Sand-Wasser-Gemisch muss man ja sagen, an den Strand. Das Wasser läuft wieder weg – Sand bleibt liegen."
70 % Wasser, 30 % Sand – in diesem Mischungsverhältnis kommt die grau-braune Brühe am Strand an, sehr appetitlich sieht das nicht aus, und doch entsteht am Ende immer wieder ein wunderschöner, feiner weißer Sandstrand, verspricht Wolfgang Siegfried.
"Das funktioniert alle Jahre wieder – und das täuscht auch so ein bisschen, diese Färbung von dem Wasser-Sand-Gemisch, das da gerade rauskommt aus dem Rohr. Wenn das Wasser weggelaufen ist, dann sind ja auch diese kleinsten Schwebeteile, die da auch auf dem Meeresgrund sind, die gehen dann mit ins Wasser und der reine Sand bleibt dann liegen. Und wenn dann die Sonne drauf scheint, dann wird er richtig hell und weiß."
Vorher kommt allerdings noch schweres Gerät am Strand zum Einsatz. Große Planierraupen schieben den frisch aufgespülten Sand hin und her – es soll schließlich eine ebene Fläche mit einem bestimmten Profil entstehen, erläutert Wolfgang Siegfried.
"Die Höhe des Profils ist ja festgelegt, also die ist hier meinetwegen NN plus 4 Meter, und da muss er den Sand planieren, auf diese Höhe trimmen sozusagen. Das läuft ja aus dem Rohr erstmal raus und bleibt irgendwie liegen, und dann müssen wir den Sand praktisch nach vorne schieben, also plan schieben…"
…und so entsteht ein völlig neuer Strandabschnitt, der wieder deutlich höher liegt als zuvor und den Fuß der Dünen vor dem Wellengang schützt. Die Planierraupen kommen dabei übrigens nur im oberen Strandbereich zum Einsatz, den Böschungswinkel zur Nordsee hin gestaltet sich das ablaufende Wasser von ganz allein.
"Diese Böschung, die lassen wir eigentlich laufen. Das ist eigentlich viel besser gegenüber den Methoden von früher, weil Sand der ins Meer fließt, der bleibt auch fester liegen. Wenn man da wieder mit der Raupe rum schiebt, dann lockert man das wieder auf und das nächste Wasser nimmt dann wieder mehr Sand mit. Also – man lässt den unteren Bereich einfach laufen und das bleibt gleich so liegen – und oben wird dann ordentlich geschoben, dass das auch passt."
Küstenschutz im Akkord
Seit ein paar Wochen schon laufen die Sandaufspülungen an der Sylter Westküste auf Hochtouren – Küstenschutz im Akkord quasi. Immer einen Strandabschnitt nach dem anderen, und immer im Bewusstsein, dass in ein, zwei Jahren wieder alles von vorne losgeht, weil die Nordsee sich den Sand wieder zurückgeholt hat. Aber damit kann Wolfgang Siegfried prinzipiell ganz gut leben.
"Nicht so schön finden wir, wenn wir während des Spülens schon wieder Sandverluste haben. Das haben wir auch schon gehabt, dass also ein großer Sturm kam und praktisch hinter uns, wo wir schon fertig waren, wieder alles weg war. Man will eigentlich einen schönen Strand hinterlassen und dann ist gut – was dann kommt… ja, das ist halt so."
In diesem Jahr ist – bisher – alles gut gegangen, die Sandaufspülungen liegen im Zeitplan, das Wetter spielt einigermaßen mit.
"Wir haben also dieses Jahr zehn Vorspülstrecken an der ganzen Küsten lang – nachdem wir das alles abgeschlossen haben, das wird im Herbst sein, dann werden Aufmaße gemacht, also es wird vermessen, an Land und auch auf See, damit man genau sehen kann, wie jetzt die Lage ist. Im Frühjahr wird vermessen und dann wird im Herbst noch mal vermessen – und dann kann man das vergleichen die ganzen Daten, und dann kann man auch sehen: Wo ist Sandbedarf, und dann wird der Plan für nächstes Jahr wieder aufgestellt."
Für die nächsten vier Jahre sind die Sandaufspülungen an der Sylter Westküste bereits wieder fest im Haushalt des Landes verankert – gut 23 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, der Bund und die Europäische Union beteiligen sich an den Kosten. Eine vernünftige Investition, betont Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck. Sylt habe nämlich eine wichtige Funktion als Wellenbrecher für die dahinter liegende nordfriesische Festlandsküste – die auch vom Klimawandel mit steigendem Meeresspiegel und Sturmfluten bedroht ist. Natürlich stelle sich immer wieder die Frage: Rechnet sich der immense jährliche Aufwand für die Sandvorspülungen wirklich?
"Die klare und harte Antwort, wenn man alle emotionalen Zugänge zu der Insel Sylt mal beiseite lässt – Heimat und Schutz der Menschen und des Hinterlandes und so weiter – sondern nur auf Euros kuckt, dann muss man gerade bei Sylt sagen: Das ist eine äußerst ertragreiche Insel. Und die zu schützen und am Leben zu erhalten bedeutet eben auch, hohe steuerliche Erträge zu generieren – also die Rechnung Küstenschutz und Steuergeld, die geht in diesem Fall allemal auf, für Schleswig-Holstein, aber auch für Deutschland."
Eines, so Robert Habeck weiter, müsse aber auch klar sein: Die Anstrengungen zum Schutz der Insel vor allem vor den längerfristigen Folgen des Klimawandels werden auch an Grenzen stoßen. Wer also glaubt, künftig auf Sylt in bester Lage direkt am Strand mit Blick auf die Nordsee sein Feriendomizil errichten zu können – der hat sich wohl getäuscht.
"Ja, das wäre ziemlich dumm, wenn man sein Haus an die Kliff-Kante stellt – auch naturschutzrechtlich schwierig, das sind ja häufig geschützte Gebiete da oben. Ein Prinzip beim Küstenschutz ist, dass wir keinen Objektschutz betreiben. Und da lege ich auch Wert darauf, dass das durchgehalten wird, weil sonst genau das passiert: Wenn man auf einmal Hotels oder exklusive Wohnungen direkt ans Meer baut und dann sagt: Aber jetzt Staat, komm und schütz mich, dann wird das nichts werden. Wir schützen die Küsten und wir schützen das Land, die Menschen, das Eigentum, das Land dahinter – wir schützen nicht Einzelobjekte."
"Nicht so schön finden wir, wenn wir während des Spülens schon wieder Sandverluste haben. Das haben wir auch schon gehabt, dass also ein großer Sturm kam und praktisch hinter uns, wo wir schon fertig waren, wieder alles weg war. Man will eigentlich einen schönen Strand hinterlassen und dann ist gut – was dann kommt… ja, das ist halt so."
In diesem Jahr ist – bisher – alles gut gegangen, die Sandaufspülungen liegen im Zeitplan, das Wetter spielt einigermaßen mit.
"Wir haben also dieses Jahr zehn Vorspülstrecken an der ganzen Küsten lang – nachdem wir das alles abgeschlossen haben, das wird im Herbst sein, dann werden Aufmaße gemacht, also es wird vermessen, an Land und auch auf See, damit man genau sehen kann, wie jetzt die Lage ist. Im Frühjahr wird vermessen und dann wird im Herbst noch mal vermessen – und dann kann man das vergleichen die ganzen Daten, und dann kann man auch sehen: Wo ist Sandbedarf, und dann wird der Plan für nächstes Jahr wieder aufgestellt."
Für die nächsten vier Jahre sind die Sandaufspülungen an der Sylter Westküste bereits wieder fest im Haushalt des Landes verankert – gut 23 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, der Bund und die Europäische Union beteiligen sich an den Kosten. Eine vernünftige Investition, betont Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck. Sylt habe nämlich eine wichtige Funktion als Wellenbrecher für die dahinter liegende nordfriesische Festlandsküste – die auch vom Klimawandel mit steigendem Meeresspiegel und Sturmfluten bedroht ist. Natürlich stelle sich immer wieder die Frage: Rechnet sich der immense jährliche Aufwand für die Sandvorspülungen wirklich?
"Die klare und harte Antwort, wenn man alle emotionalen Zugänge zu der Insel Sylt mal beiseite lässt – Heimat und Schutz der Menschen und des Hinterlandes und so weiter – sondern nur auf Euros kuckt, dann muss man gerade bei Sylt sagen: Das ist eine äußerst ertragreiche Insel. Und die zu schützen und am Leben zu erhalten bedeutet eben auch, hohe steuerliche Erträge zu generieren – also die Rechnung Küstenschutz und Steuergeld, die geht in diesem Fall allemal auf, für Schleswig-Holstein, aber auch für Deutschland."
Eines, so Robert Habeck weiter, müsse aber auch klar sein: Die Anstrengungen zum Schutz der Insel vor allem vor den längerfristigen Folgen des Klimawandels werden auch an Grenzen stoßen. Wer also glaubt, künftig auf Sylt in bester Lage direkt am Strand mit Blick auf die Nordsee sein Feriendomizil errichten zu können – der hat sich wohl getäuscht.
"Ja, das wäre ziemlich dumm, wenn man sein Haus an die Kliff-Kante stellt – auch naturschutzrechtlich schwierig, das sind ja häufig geschützte Gebiete da oben. Ein Prinzip beim Küstenschutz ist, dass wir keinen Objektschutz betreiben. Und da lege ich auch Wert darauf, dass das durchgehalten wird, weil sonst genau das passiert: Wenn man auf einmal Hotels oder exklusive Wohnungen direkt ans Meer baut und dann sagt: Aber jetzt Staat, komm und schütz mich, dann wird das nichts werden. Wir schützen die Küsten und wir schützen das Land, die Menschen, das Eigentum, das Land dahinter – wir schützen nicht Einzelobjekte."
Finger weg von Neubauten an der Westküste
Auch das hat der Geologe Ekkehard Klatt in seinem Buch über "Sylt im Klimawandel" thematisiert. Siedlungsraum war auf Sylt eigentlich immer die östliche, dem schleswig-holsteinischen Festland zugewandte Inselseite – dort lagen die Häfen, dort entstanden die Ortschaften. Vom Gipfel der Uwe-Düne bei Kampen ist das Dilemma der heutigen Besiedlung Sylts gut zu erkennen – Ekkehard Klatt zeigt nach Osten zum alten Kampener Ortskern. Von dort ziehen sich – immer weiter Richtung Westen – die Neubaugebiete mit Hotels, Ferienhäusern und Kureinrichtungen bis dicht an die Nordsee.
"Die sichere Lage war natürlich auch den Menschen klar, dass man im Osten der Geest von Kampen längerfristig nachhaltiger leben kann als auf der Westseite. So ist praktisch bis zum Beginn des Tourismus – Mitte des 19. Jahrhunderts hat es ja weiter südlich mit Westerland und Wenningstedt angefangen. Ende des 19. Jahrhunderts Kampen – hat es nie die Bestrebungen gegeben, eine Besiedlung im westlichen Teil der Kampener Geest überhaupt hin zu bekommen."
Klares Votum des Buchautors: Finger weg von Neubauten an der Westküste von Sylt – die Risiken sind viel zu groß, alle Küstenschutzmaßnahmen bieten der Insel, ihren Bewohnern und Gästen, nur Sicherheit auf Zeit. Eine Erkenntnis, der sich auch die Behörden und Kommunalpolitiker auf der Insel nicht länger verschließen können. Als Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt ist Petra Reiber auch Leiterin der Katastrophenabwehr – es ergebe einfach überhaupt keinen Sinn, direkt an der Küstenlinie im Westen der Insel noch zu bauen, betont sie.
"Es hat noch letzte Ausnahmen gegeben mit Strandversorgungsbetrieben, die dann auf dem Strand entstanden sind – auf Stelzen, wohlgemerkt. Das wird aber aus Gründen des Katastrophenschutzes und Küstenschutzes als sehr kritisch angesehen, denn das kann durchaus passieren, dass bei einer stärkeren Sturmflut es hier zu Schäden kommt. Und das muss der Eigentümer wissen und da kann er keinen Ersatz fordern, das ist das Risiko des Eigentümers. Aber – ich denke mal in Zukunft wird es solche Betriebe auf dem Strand auch nicht mehr geben."
Es ist nicht ganz einfach – aber: Langsam beginnen die Bewohner von Sylt, sich mit den absehbaren Folgen des Klimawandels zu arrangieren. Die Einsicht, dass Neubauten direkt an der Westküste der Insel nicht wirklich vernünftig sind, ist ein Zeichen dafür. Darüber hinaus, so die Sylter Bürgermeisterin weiter, sind sich auch die Kommunalpolitiker weitgehend einig: Im Kampf gegen den Klimawandel müssen alle mitziehen.
"Wir haben zum Beispiel mit breiter Mehrheit jetzt ein Klimaschutzgutachten aufgelegt, es gibt auch eine Mehrheit dafür, jetzt einen Klimaschutzmanager einzustellen, die Einführung der E-Mobilität hier auf der Insel, Nutzung von grünem Strom beispielsweise dafür dann, Nutzung von Solartechnik – also, es gibt verschiedene Ansätze, einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Weil wir auch als Erste vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein werden, halte ich es für ganz wichtig, hier eine Vorbildfunktion auszuüben."
"Die sichere Lage war natürlich auch den Menschen klar, dass man im Osten der Geest von Kampen längerfristig nachhaltiger leben kann als auf der Westseite. So ist praktisch bis zum Beginn des Tourismus – Mitte des 19. Jahrhunderts hat es ja weiter südlich mit Westerland und Wenningstedt angefangen. Ende des 19. Jahrhunderts Kampen – hat es nie die Bestrebungen gegeben, eine Besiedlung im westlichen Teil der Kampener Geest überhaupt hin zu bekommen."
Klares Votum des Buchautors: Finger weg von Neubauten an der Westküste von Sylt – die Risiken sind viel zu groß, alle Küstenschutzmaßnahmen bieten der Insel, ihren Bewohnern und Gästen, nur Sicherheit auf Zeit. Eine Erkenntnis, der sich auch die Behörden und Kommunalpolitiker auf der Insel nicht länger verschließen können. Als Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt ist Petra Reiber auch Leiterin der Katastrophenabwehr – es ergebe einfach überhaupt keinen Sinn, direkt an der Küstenlinie im Westen der Insel noch zu bauen, betont sie.
"Es hat noch letzte Ausnahmen gegeben mit Strandversorgungsbetrieben, die dann auf dem Strand entstanden sind – auf Stelzen, wohlgemerkt. Das wird aber aus Gründen des Katastrophenschutzes und Küstenschutzes als sehr kritisch angesehen, denn das kann durchaus passieren, dass bei einer stärkeren Sturmflut es hier zu Schäden kommt. Und das muss der Eigentümer wissen und da kann er keinen Ersatz fordern, das ist das Risiko des Eigentümers. Aber – ich denke mal in Zukunft wird es solche Betriebe auf dem Strand auch nicht mehr geben."
Es ist nicht ganz einfach – aber: Langsam beginnen die Bewohner von Sylt, sich mit den absehbaren Folgen des Klimawandels zu arrangieren. Die Einsicht, dass Neubauten direkt an der Westküste der Insel nicht wirklich vernünftig sind, ist ein Zeichen dafür. Darüber hinaus, so die Sylter Bürgermeisterin weiter, sind sich auch die Kommunalpolitiker weitgehend einig: Im Kampf gegen den Klimawandel müssen alle mitziehen.
"Wir haben zum Beispiel mit breiter Mehrheit jetzt ein Klimaschutzgutachten aufgelegt, es gibt auch eine Mehrheit dafür, jetzt einen Klimaschutzmanager einzustellen, die Einführung der E-Mobilität hier auf der Insel, Nutzung von grünem Strom beispielsweise dafür dann, Nutzung von Solartechnik – also, es gibt verschiedene Ansätze, einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Weil wir auch als Erste vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein werden, halte ich es für ganz wichtig, hier eine Vorbildfunktion auszuüben."