"Die kommen nicht drauf, mir was Lustiges zu geben"
Er spielt meist die fiesen Typen. Der Schauspieler Sylvester Groth hat seine künstlerische Laufbahn in Ostberlin begonnen und schaffte es sogar nach Hollywood. Dem breiten Publikum ist er weniger bekannt - was auch daran liegt, dass er die Öffentlichkeit scheut.
In fast 50 Kino- und Fernsehfilmen und hunderten Theaterinszenierungen hat der heute 58-jährige mitgewirkt. Sylvester Groth spielt die fiesen, undurchschaubaren Typen, aber er glänzt auch in Komödien. Fast immer gelingt es ihm, die Rollen so glaubwürdig und differenziert auszufüllen, dass der Zuschauer den Schauspieler Groth vergisst.
Für Sprache, sei sie verbal oder auch nonverbal, hegt er eine ganz besondere Faszination:
"Ich liebe Sprache über alles. Und mit Sprache kann man sehr viel ausdrücken. Deswegen mache ich gerne Hörspiele und Hörbücher. Obwohl Sprache auch gar nicht so wichtig ist. Was die Leute sagen, ist ja weniger interessant als das, was sie machen, und wie sie was machen. Also man kann Sprache laufen lassen und darunter ganz furchtbare Sachen machen - unter der schönsten Sprache. Insofern ist das immer für mich ein großes Interesse, auch bei Drehbüchern, zu gucken: Wie reden die Leute, worüber reden die Leute und was ist noch da drunter möglich, zu spielen, als zusätzliches Ding von der Figur, um sie greifbar zu machen und menschlich zu machen."
Seine künstlerische Laufbahn begann in Ostberlin. Und nachdem er die DDR verlassen hatte, konnte er sie fast nahtlos in Westdeutschland fortsetzen. Obwohl sein Können schon mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt wurde, ist er dem breiten Publikum weniger bekannt als andere deutsche Schauspieler. Groth scheut die Öffentlichkeit und ist deshalb nie in Talkshows zu sehen.
Sein Können als Schauspieler fand auch auf der diesjährigen Berlinale Beachtung. Groth spielt in der Verfilmung des Erfolgsromans von Eugen Ruge "In Zeiten des abnehmenden Lichts" die Rolle des Kurt Umnitzer. In der Regie von Matti Geschonneck lief der Film unter der Rubrik außergewöhnliche Neuproduktionen. Am 1. Juni kommt er in die deutschen Kinos. Den Plot entwickelte Wolfgang Kohlhaase nach der Romanvorlage.Sylvester Groth fasste ihn "Im Gespräch" so zusammen:
"Wir erleben quasi wie der Sohn von Kurt, also die Enkelgeneration, sich indirekt verabschiedet von der Elterngeneration: Weil die Enkel nicht einverstanden sind mit dem, was die Eltern da leben, vorleben und nicht leben, sich belügen, Dinge verschweigen. Und damit muss Kurt sich auseinandersetzen. Derr ist aber kein so taffer Typ. Sondern der ist eher einer, der alles so nach innen nimmt und auch relativ hilflos ist, weil er auch nicht blind ist und versteht, warum der Junge so Probleme hat. Er kann es bloß nicht aufs Tapet bringen, dass das mal ausdiskutiert wird, was vielleicht nötig gewesen wäre. Und wir erfahren dann später im Laufe der Handlung, dass der Sohn sich quasi verabschiedet hat und abgehauen ist in den Westen."
"Es kann gerne wieder mal eine Komödie sein"
Und welches Projekt steht als Nächstes an? Das weiß der Schauspieler selbst noch nicht so genau:
"Was kommt, kommt. Und wenn es gut ist, kann es gerne wieder mal eine Komödie sein. Das würde ich wahnsinnig gerne mal wieder machen. Aber die relativ guten Bücher, die ich so bekomme, sind meistens die, wo es halt so der geheimnisvolle Bösewicht ist. Oder so was, wo ich sage: Ja, das habe ich schon mal gemacht, aber wenn man sich das neu erarbeitet, dann macht das auch wieder Spaß. Aber die kommen nicht drauf, mir was Lustiges zu geben. Ich würde zum Beispiel nie besetzt werden für ein Pilcher-Film."
Wie und warum hat er die DDR 1985 verlassen? Steht er lieber vor der Kamera oder auf einer Bühne und warum meidet er die Öffentlichkeit? Darüber hat sich Britta Bürger mit Sylvester Groth im Berlinale-Open-House unterhalten.