Das Streichquintett in F-Dur von Anton Bruckner
Als ein "getreues Echo Brucknerscher Sinfonien, gespielt von einem Mahlerschen Fernorchester", bezeichnete Mathias Hansen das Streichquintett von Anton Bruckner. Und im Gespräch mit dem Bruckner-Experten soll es denn auch um Rang und Position des singulären Kammermusikwerks im sinfonisch geprägten 0euvre des österreichischen Meisters gehen.
Für Bruckner war das Komponieren von Sinfonien erklärtermaßen "sein Lebensberuf". Von daher ist es schon einigermaßen spektakulär, dass er sich - auf der Höhe seiner Meisterschaft - mit Kammermusik, einem für ihn abseitigen Gattungsbereich, beschäftigte. Ist das Quintett ein "Nebenwerk", weil ein Solitär? Bruckner selbst schätze es anders ein; für ihn war es eine seiner wichtigsten - und im Übrigen erfolgreichsten - Kompositionen.
Ob und wie sehr sich in dem Streichquintett der Sinfoniker Bruckner zu erkennen gibt, ist die zentrale Frage, um die Erörterungen des Werks seit jeher kreisen. Allerdings ist sie kaum von akademischer Warte aus zu beantworten, sondern letztlich von der Praxis des Musizierens. Und da bietet sich ein ausgesprochen gegensätzliches Bild.
So gibt es Interpretationen, in denen orchestrale und kammermusikalische Sphäre einander ausschließen, das Werk im Grunde als verkappte Sinfonie aufgefasst wird. Und es gibt Aufnahmen, in denen die beiden Sphären auf subtile Weise einander durchdringen, in denen eine "Auflichtung" des Klangbildes ebenso gelingt wie seine extreme Massierung. Vor dem Hintergrund dieser Alternativen sollen einige aktuelle Einspielungen und solche älteren Datums vorgestellt werden.