Zwischen Fest und Protest
Wie sehr vertrauen Künstler heute auf die Wirksamkeit von Oper? Wie aktuell kann sie auf politische Entwicklungen reagieren? Diese Fragen werden auf dem Symposium "Oper und Politik" diskutiert, das am Wochenende in der Deutschen Oper Berlin stattfindet.
Oper und Politik – passt das zusammen, jenseits der Tatsache, dass unsere Bundeskanzlerin bekanntlich gerne in die Oper geht? Aber ja! Die Kunstform Oper entstand durch die Politik, Auftraggeber waren Fürsten, Könige, Kaiser – die in ihren Hofopern sich und ihresgleichen verherrlicht wiederfanden – oft genug in mythischem Gewand.
Ab etwa 1800 betreten zunehmend freie Musiker, freie Komponisten die Szene, die ihre Botschaften unters zahlende Volk bringen, von Beethovens politischen Utopien im "Fidelio" bis zur bissigen Kapitalismuskritik, die Richard Wagner - immer noch im mythischen Gewand - mit seinem "Ring des Nibelungen" auf die Bühne donnert.
Von der Unterhaltung zum Realitätscheck
Im 20. Jahrhundert gibt sich die Oper zunehmend realistisch: analysiert gesellschaftliche Zustände, klagt Missstände an: von Alban Bergs "Wozzeck" und "Lulu" über Luigi Nonos sozialistischen Utopien bis zu Iannis Xenakis, Aribert Reimann, Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann: für sie alle ist die Oper - jenseits der nur mehr festlichen Abendunterhaltung – ein gesellschaftlich-aufklärerisches Instrument
Die Deutsche Oper Berlin hat in der Spielzeit 2015/2016 die politische Dimension der Oper zum Leitthema der Saison gemacht. Deutschlandradio Kultur ist Medienpartner des Symposiums "Oper und Politik", das vom 20. bis 22. November 2015 stattfindet. Thematisiert wird das "komplexe Verhältnis von Musiktheater zwischen Fest und Protest. Wie sehr vertrauen Komponisten und Regisseure heute auf die politische Wirksamkeit von Oper? Wo liegen für den hoch subventionierten Apparat Oper die Grenzen der Glaubwürdigkeit? Wie aktuell kann und soll Oper überhaupt auf politische Entwicklungen reagieren? Wie sieht politisches Musiktheater in Ländern wie den USA und Russland aus?"
Hier finden Sie die einzelnen Symposiumsvorträge zum Nachhören:
Politische Oper und Politik als Oper. Musiktheater zwischen kritischer und staatstragender Konzeption seit Richard Wagner.
Eröffnungsvortrag von Dr. Boris Voigt [Humboldt-Universität zu Berlin]
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Eröffnungsvortrag von Dr. Boris Voigt [Humboldt-Universität zu Berlin]
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Positionen politischen Musiktheaters heute
Impulsvortrag von Manos Tsangaris und Daniel Ott [Leitungsteam der Münchener Biennale]
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Impulsvortrag von Manos Tsangaris und Daniel Ott [Leitungsteam der Münchener Biennale]
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Politisches Musiktheater in der internationalen Freien Szene
Vortrag von Andreas Altenhof [Neuköllner Oper]
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Vortrag von Andreas Altenhof [Neuköllner Oper]
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Opernhäuser oder Freie Gruppen: Wer ist politischer?
Impulsvortrag von Roland Quitt [freier Dramaturg]
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Impulsvortrag von Roland Quitt [freier Dramaturg]
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Deutsche Nationaltheater? Die Berliner Opernhäuser als Mittel der Politik im deutsch-deutschen Systemkonflikt bis 1961
Vortrag von Dr. Fabian Bien [Universität zu Köln]
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Vortrag von Dr. Fabian Bien [Universität zu Köln]
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Politisches Musiktheater in Russland
Prof. Dr. Holger Hettinger (Deutschlandradio Kultur) im Gespräch mit Sergej Newski [Komponist]
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Prof. Dr. Holger Hettinger (Deutschlandradio Kultur) im Gespräch mit Sergej Newski [Komponist]
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Politisches Regietheater auf den Opernbühnen der DDR
Vortrag von Prof. Dr. Eckart Kröplin [ehem. Chefdramaturg der Semperoper Dresden]
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Vortrag von Prof. Dr. Eckart Kröplin [ehem. Chefdramaturg der Semperoper Dresden]
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