Konflikt in Syrien

Vergessener Krieg, vergessenes Leid

06:48 Minuten
Ein Arzt von "Ärzte ohne Grenzen" behandelt einen Patienten in einem medinizinischen Behelfszelt.
In mobilen Kliniken behandeln Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" die Bevölkerung im Norden Syriens. © picture alliance / dpa / Ãrzte ohne Grenzen
Sarah Meschenmoser im Gespräch mit Dieter Kassel · 25.01.2023
Audio herunterladen
Noch immer wird in Syrien gekämpft, die Flüchtlingslager sind überfüllt. Nun breiten sich Cholera und gefährliche Atemwegserkrankungen aus. Vier Millionen Menschen benötigten dringend humanitäre Hilfe, sagt Sarah Meschenmoser von "Ärzte ohne Grenzen".
Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erhalten bewaffnete Konflikte in anderen Teilen der Welt derzeit kaum noch Aufmerksamkeit in Deutschland. Heute beschäftigt sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Krieg in Syrien, der seit zwölf Jahren andauert.

Wiederholte Vertreibung

Der Charakter des Krieges habe sich verändert, sagt Sarah Meschenmoser von der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen". Aber es komme immer wieder zu Kampfhandlungen und Angriffen auf die zivile Infrastruktur. Die Folge seien Kriegstraumatisierung und wiederholte Vertreibungen.
"Wir haben Berichte von Menschen, die bis zu 14 Mal innerhalb von zehn Jahren binnenvertrieben wurden." "Ärzte ohne Grenzen" versuche deshalb seine Angebote auszuweiten, um noch mehr traumatisierte Menschen erreichen zu können.

Vier Millionen Menschen benötigen Hilfe

Humanitäre Hilfe werde im Nordwesten des Landes von mehr als vier Millionen dringend benötigt, schildert Meschenmoser die dramatische Lage in der Region. Besonders darauf angewiesen seien die etwa drei Millionen Binnenvertriebenen.
Ein Mann blickt aus einem Zelt im syrischen Flüchtlingslager bei Idlib im Nordwesten des Landes.
In den syrischen Flüchtlingslagern harren die Menschen im Winter unter besonders schwierigen Lebensbedingungen aus. © picture alliance / AA / Izzeddin Kasim
Ihre Organisation betreibt fünf Krankenhäuser im Nordwesten von Syrien und weitere mobile Klinken. So werden auch die Flüchtlingslager medizinisch versorgt, wobei "Ärzte ohne Grenzen" dabei auch Wasser und Sanitäranlagen bereitstellt.

Sorge wegen der Verbreitung von Cholera

Diese Nothilfe wurde auch wegen der wachsenden Zahl von Choleraerkrankungen hochgefahren, um eine Epidemie zu verhindern. "Landesweit gab es bis zu 100 Todesfälle", sagt Meschenmoser.
In den überfüllten Lagern seien die Zelte verschlissen und die Lebensbedingungen angesichts der winterlichen Temperaturen sehr hart. "Wir versuchen, Zelte zu isolieren, Böden zu isolieren, Decken zu verteilen", so Meschenmoser. Aber einige Lager seien kaum zu erreichen. Es gebe immer mehr gefährliche Atemwegserkrankungen, weil die Menschen bei der Kälte alles zu verbrennen versuchten, was irgendwie heizen könne.
(gem)
Mehr zum Thema