Langer Atem gefragt
Die USA haben sich nun vollends auf den Krieg gegen die IS-Terrormiliz und die Al-Kaida-Splittergruppe Khorasan eingelassen. Sie wissen eine Reihe von Nationen an ihrer Seite. Angriffsziele in Syrien waren Kommandozentren und Waffenarsenale der Terroristen.
Die Diplomatie der letzten Monate hat sich ausgezahlt. Vertreter der amerikanischen Regierung wurden nicht müde zu betonen, dass außer den USA fünf arabische sunnitische Staaten sich am Einsatz gegen die sunnitischen Extremisten in Syrien beteiligt hätten.
"Mit uns sind Freunde und Partner, Saudi-Arabien, die Vereinigten Emirate, Jordanien, Bahrain und Qatar. Amerika ist stolz darauf, Seite an Seite mit diesen Nationen zu stehen, um die gemeinsame Sicherheit zu verteidigen", so Barack Obama.
"Es wird Zeit brauchen"
In New York traf sich der Präsident mit Vertretern der fünf Regierungen, um sich für deren Einsatz zu bedanken. Doch der Einsatz könne noch lange dauern, so Obama zu Beginn des Treffens.
"This is not going to be something that is quick, or easy. This is going to take time."
Das werde nicht schnell und einfach werden, das werde Zeit brauchen. Obama muss den Eindruck vermeiden, er sei nicht mit langem Atem angetreten. Noch immer ist das Misstrauen gerade der Verbündeten im Golf groß, die sich noch an Obamas Rückzieher von der eigenen roten Linie vor einem Jahr in Syrien erinnern.
An den Luftangriffen waren nach Angaben des Pentagon 50 Kampfjets beteiligt, außerdem wurden Dutzende Marschflugkörper des Typs "Tomahawk" von Schiffen im Mittelmeer und im Persischen Golf abgefeuert. Erstmals sei das neue Kampfflugzeug F-22 Raptor eingesetzt worden. Angriffsziele waren Kommandozentren, Trainingslager, Waffenarsenale und Versorgungslager der Terroristen.
Eine Absprache mit der Assad-Regierung habe es nicht gegeben, so Pentagon-Sprecher James Kirby:
"Wir haben das syrische Regime zwar von unserer Absicht, zu handeln, informiert, durch unsere UN-Botschafterin. Aber es gab keine Koordination oder Kommunikation zwischen unseren Streitkräften."
Angriffe auf Al-Kaida-Splittergruppe Khorasan
Die erste Welle der Angriffe galt dabei nicht der IS-Miliz, sondern der Al-Kaida-Splittergruppe Khorasan. Sie habe Syrien als Zufluchtsort für ihre Terrorplanung benutzt, so Pentagon-Sprecher William Mayville.
"Wir haben diese Gruppe seit geraumer Zeit beobachtet. Und sie stand kurz vor der Ausführung eines Angriffes auf Europa oder die USA. Wir wissen, dass diese Gruppe versucht hat, westliche Rekruten anzuwerben und dann zurück in deren Heimatländer zu schicken. Die Khorasan-Gruppe war nicht gegen das Assad-Regime gerichtet, sondern hat Syrien als Ausgangsbasis für terroristische Anschläge nutzen wollen."
Das Ministerium für Heimatschutz gab gestern Abend an alle amerikanischen Polizeibehörden eine Sicherheitswarnung heraus und informierte sie über die Terrorgruppe Khorasan.
In New York plant Präsident Obama heute und morgen am Rande der UN-Generalversammlung weitere Gespräche, um die Antiterror-Koalition zu erweitern. Insbesondere die Mitwirkung des Nato-Partners Türkei würde helfen. Derzeit leisten nach Angaben der Obama-Administration etwa 40 Nationen einen Beitrag, von Waffenlieferungen bis zu humanitärer Hilfe.
Obama hat sich nun nach langer Weigerung vollends auf den Krieg gegen die IS-Terrormiliz eingelassen. Dafür braucht er einen langen politischen Atem. Ob die Stimmung in der amerikanischen Bevölkerung einen längeren Einsatz trägt, ist allerdings alles andere als klar.