Nahost-Expertin fordert Unterstützung von Russland zur Vernichtung der Chemiewaffen
Es ist ein diplomatischer Erfolg, dass die syrischen Chemiewaffen zerstört werden. Doch das spielt gleichzeitig auch dem Herrscher Baschar al-Assad in die Hände, kritisiert die Nahost-Expertin Kristin Helberg.
Wegen des anhaltenden Kriegszustands im Land könne man die Chemiewaffen nicht in Syrien vernichten, meint die Nahost-Expertin und Korrespondentin Kristin Helberg. 1.000 Tonnen Chemikalien müssen vernichtet werden - und sollte sich die Bundesregierung dafür bereit erklären, das auf dem eigenen Staatsgebiet vorzunehmen, wäre das eine kleine Sensation. Doch Helberg plädiert auch dafür, Russland mehr in die Pflicht zu nehmen, immerhin habe die Sowjetunion in den 1970er und 1980er Jahren an der Entwicklung des syrischen Chemiewaffenprogramms mitgearbeitet.
Gleichzeitig kritisiert sie, dass der syrische Machthaber Baschar al-Assad durch seine Teilnahme an den Verhandlungen ein Stück weit rehabilitiert wird. Er profitiert von dem diplomatischen Coup, der auch von Russland ausgegangen war, weil die Verhandlungen davon ablenken, dass ein konventioneller Krieg unvermindert im Land wütet. Assad weiß: Er wird mindestens so lange im Amt bleiben, bis die Chemiewaffen komplett vernichtet sind.
Mit Sorge sieht die Expertin auch die Verlagerung der Kampfhandlungen in Richtung Libanon. Grund sei, dass durch das Grenzgebiet eine Autobahn führe, die für Nachschub sorge und damit eine Lebensader sei, womit das Gebiet strategisch für beide Seiten sehr wichtig wird. Gleichzeitig ist die libanesische Hisbollah direkt in den Krieg involviert, auf diese Weise destabilisiere der syrische Krieg immer stärker das Nachbarland.