Syrien

"Natürlich werden wir Palmyra noch mal bauen"

Das antike Weltkulturerbe von Palmyra am 26. März 2016
Das antike Weltkulturerbe von Palmyra am 26. März 2016 © picture alliance / dpa / Valery Sharifulin
Von Mathias von Lieben |
Assads Truppen haben Palmyra zurückerobert. Doch es ist unklar, wie groß die Zerstörung in der antiken Oasenstadt ist. Der in Deutschland lebende Flüchtling Jabbar Abdullah will sich am Wiederaufbau beteiligen – wenn der Krieg in Syrien vorüber ist.
Jabbar Abdullah: "Natürlich werden wir Palmyra noch mal bauen. Den Tempel von Bel oder Bahlshaamin. Wir möchten die Sachen noch mal bauen. Die Steine sind sowieso da, und wir als Archäologen könnten das bauen."
Jabbar Abdullah ist syrischer Flüchtling - und er verkörpert die Generation, die den Wiederaufbau Syriens nach dem Krieg wieder vorantreiben könnte. Im November 2013 ist er vor dem Bürgerkrieg geflohen. Sein Archäologie-Studium hat der 28-Jährige nach seiner Flucht in Ägypten fortgesetzt. Von Ägypten kam er dann über die Türkei und Bulgarien nach Deutschland. Hier ist er mittlerweile seit 20 Monaten. Heute lebt er in einer Wohnung in der Kölner Innenstadt und arbeitet seit zwei Monaten als Archäologe am Römisch-Germanischen Museum. In Deutschland hat er schnell Anschluss gefunden. Und: Im Kölner Walraff-Richartz-Museum übernimmt er jetzt eine weitere Aufgabe im Rahmen der Ausstellung "Palmyra - Was bleibt?":
"Es gibt hier eine Ausstellung. Und ich mache im April und Mai Führungen auf Arabisch und auf Deutsch und auch Vorträge auf Arabisch und Deutsch."

Es droht die weitere Zerstörung von Palmyra

In der Ausstellung werden Zeichnungen der antiken Oasenstadt vom französischen Künstler Louis-Francois Cassas ausgestellt - gezeichnet während einer Reise nach Palmyra 1785. Damals war alles noch friedlich. Von einer Befriedung kann heute noch nicht gesprochen werden. Es wird befürchtet, dass Assad die Eroberung Palmyras für seine politischen Zwecke ausschlachten könne. Auch syrische Oppositionsvertreter werfen Assad Propaganda vor - eine unübersichtliche Situation. Jabbar Abdullah ist zwar erst einmal glücklich darüber, dass der Islamische Staat aus Palmyra vertrieben wurde. Dem Assad-Regime traut er jedoch keineswegs:
"Das Assad-Regime spielt immer. Bevor der Islamische Staat nach Palmyra gekommen ist, hat das Assad-Regima Palmyra den Islamisten als Geschenk gegeben. Und ich finde es gibt gar keine Unterschiede zwischen dem IS und dem Assad-Regime."
Der Tempel des Baal in der antiken Oasenstadt Palmyra in Syrien im November 2011, vor der Zerstörung durch die Terrormiliz Islamischer Staat 2015
Der Tempel des Baal in der antiken Oasenstadt Palmyra in Syrien im November 2011, vor der Zerstörung durch die Terrormiliz Islamischer Staat 2015© imago/Xinhua
Die Regierungstruppen wollen indessen nach Palmyra nun eine weitere zentrale Stadt des Islamischen Staates zurückerobern: Rakka. Palmyra solle für solche Militäroperationen in Zukunft die "Basis" sein. Die Gefahr weiterer Zerstörungen bleibt also bestehen. Jabbar Abdullah kommt gebürtig aus Rakka, das will er nutzen:
"Ich schreibe jetzt ein Buch über meine Heimatstadt. Das Buch heißt: Rakka unter dem Besitz vom IS. Das Buch ist wie ein Dokumentarbuch."

Zurück nach Syrien

Ein Buch, Vorträge, Museumsführungen, archäologische Arbeiten und soziales Engagement - viel zu tun im Exil. Jabbar ist sehr neugierig. Er fühlt sich genau wie sein Freund Raaed Alkour gerade sehr wohl in Deutschland. Die beiden haben in Ägypten gemeinsam studiert. Jetzt ist Jabbar in Köln, Raaed setzt in München seinen Master fort. Beide schätzen das liberale Leben in Deutschland. Trotzdem möchten sie wieder zurück nach Syrien, sobald der Krieg beendet ist. Sie sehen sich und ihre Generation in der Verantwortung für den Wiederaufbau. Raaed sagt:
"Mein Plan ist, mein Studium fertig zu machen und dann würde ich gerne in mein Heimatland zurück. Mein Land braucht mich für die Restaurierung und als Fachmann. Und ich hoffe, dass alles gut wird."
Ob alles gut werden wird, das weiß auch Jabbar nicht. Eine schnelle Rückkehr nach Kriegsende empfindet er als alternativlos:
"Wenn zum Beispiel alle Leute, die aus Syrien geflüchtet sind, in Deutschland oder in Europa bleiben würden, dann wäre doch die Frage, wer Syrien noch einmal wieder aufbauen soll. Unsere Heimat braucht uns. Viele Leute möchten gerne zurückgehen."
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