"Musik war immer wichtig für Aleppo"
Der aus Aleppo geflohene Kontrabassist Raed Jazbeh hat in Bremen das Exil-Orchester "Syrian Expat Philharmonic Orchestra" gegründet, das erfolgreiche Auftritte absolviert. Für die Musiker ist es ein Zeichen der Hoffnung und des Neuanfangs.
Der aus Aleppo geflohene Kontrabassist Raed Jazbeh hat per Facebook andere geflüchtete Musiker aus Syrien gesucht und gefunden. Entstanden ist daraus 2015 in Bremen ein regelrechtes Exil-Orchester – das Syrian Expat Philharmonic Orchestra. Es wird inzwischen regelmäßig zu Auftritte in verschiedene deutsche Städte eingeladen. So spielte es zum Auftakt des traditionellen Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker. Im März gibt es ein Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie.
Das frühere Leben
"Musik war immer wichtig für Aleppo", erinnert sich der Kontrabassist Raed Jazbeh im Deutschlandradio Kultur an frühere Zeiten vor dem Krieg. Damals habe die syrische Stadt ein vielfältiges musikalisches Leben geboten. Jazbeh hatte selbst in Damaskus studiert und stieß dort zum Symphonieorchester, mit dem er zu Auftritten ins Ausland reiste. Nebenher gründete er ein eigenes Musikinstitut. Fast alle seine Verwandten seien noch in Aleppo, sagte der Kontrabassist.
Musik als Brücke
Heute arbeitet er mit 65 syrischen Musikern im Syrian Expat Philharmonic Orchestra zusammen und es sollen noch mehr werden. "Nicht alle sind Flüchtlinge", sagt Jazbeh. Einige Musiker lebten schon lange in Europa. Zum Orchester dazu gestoßen sind auch Syrer, die der Kontrabassist noch aus Damaskus kannte, weil dort das zentrale Konservatorium ist. Als musikalische Besonderheit nannte Jazbeh die Kombination von orientalischer Musik und Symphonie. "Musik ist immer eine besonders wichtige Brücke, die kulturell Völker verbindend wirkt und vor allem gibt uns diese Arbeit im Orchester Hoffnung." Das gelte vor allem für die Musiker, die sich bei der Flucht über das Meer in Lebensgefahr begeben hätten.
Zeichen der Hoffnung
"Natürlich hat das Leben in der Fremde auch Momente der Frustration und der Verzweiflung parat und man ist in einer neuen Gesellschaft, die man nicht kennt", sagte der Musiker. Es sei auch wichtig, dass die Europäer sähen, dass es ein syrisches Orchester gibt, das etwas vom Leben der Musiker und von deren Träumen vermittle. Das Orchester verdeutliche auch, dass die Syrer sich hier einbringen wollten, um ein normales Leben zu führen.
Das Gespräch wurde von Günther Orth aus dem Arabischen übersetzt.