Systematische Bespitzelung
Seit kurzem ist in Ungarns Hauptstadt Budapest das so genannte "Historische Archiv" zugänglich. Dort lagern die Akten des ungarischen Staatsicherheitsdienstes aus der Zeit des Sozialismus. Viele Ungarn lernen jetzt, wie die Geheimpolizei Bekannte und Kollegen für Bespitzelungen einsetzte. Auch der nach Österreich emigrierte Journalist Paul Lendvai wurde jahrelang beschattet. Er machte seinen Fall jetzt öffentlich.
Paul Lendvai, 76 Jahre alt, Osteuropaexperte des Österreichischen Rundfunks. Als junger Mann floh der Journalist Lendvai 1957 nach dem niedergeschlagenen Ungarnaufstand über Warschau nach Österreich.
Erst vor kurzem konnte Paul Lendvai die Akten einsehen, die der ungarische Geheimdienst bis zur Wende über ihn geführt hatte. Knapp vierhundert Seiten, die belegen, dass Lendvai systematisch von Kollegen und Freunden bespitzelt wurde. Auch einen Codenamen hatten sich die Behörden für Lendvai ausgedacht: Michael Cole.
Den Anfang machte 1958 ein Agent mit dem Decknamen "Galambos". Er meldete nach Budapest, Lendvai interessiere sich sehr für die inneren Vorgänge in Ungarn. "Galambos" ist nicht irgendwer - dahinter verbirgt sich die ungarische Sportreporter-Legende György Szepesi, die sich an Lendvai herangemacht hatte. Heute will Szepesi nicht über seine Spitzeltätigkeit sprechen.
Ein weiterer Informant, der Anfang der 60er Jahre auf Lendvai angesetzt war, war Laszlo Lorant, Wiener Korrespondent der ungarischen Nachrichtenagentur MIT. Lorant meldete viel nach Budapest, darunter auch viel Unsinn, ließ sich nie stattgefundene Essen mit Lendvai vom Geheimdienst bezahlen und setzte sich später selbst nach Australien ab.
Lorants Nachfolger bei der Bespitzelung Lendvais wurde Andras Heltai, auch er ein Journalist. Heltai empfahl, dass die Ostblock-Länder kein Visum mehr für Lendvai ausstellen sollten, um ihn für seine feindliche Einstellung gegenüber den sozialistischen Staaten zu bestrafen. Bis auf Rumänien hielten sich die Länder daran - zumindest bis 1972, als der neue Kanzler Bruno Kreisky den Osteuropakenner Lendvai demonstrativ auf Ostreisen mitnahm. Heltai wurde nach der Wende stellvertretender Chefredakteur einer deutschsprachigen Wochenzeitung in Ungarn.
Leidtragende der Bespitzelung war vor allem Lendvais Mutter. Alle Briefe zwischen den beiden öffnete und las der Geheimdienst. Jahrelang untersagten ihr die ungarischen Behörden, den Sohn in Wien zu besuchen.
Erst vor kurzem konnte Paul Lendvai die Akten einsehen, die der ungarische Geheimdienst bis zur Wende über ihn geführt hatte. Knapp vierhundert Seiten, die belegen, dass Lendvai systematisch von Kollegen und Freunden bespitzelt wurde. Auch einen Codenamen hatten sich die Behörden für Lendvai ausgedacht: Michael Cole.
Den Anfang machte 1958 ein Agent mit dem Decknamen "Galambos". Er meldete nach Budapest, Lendvai interessiere sich sehr für die inneren Vorgänge in Ungarn. "Galambos" ist nicht irgendwer - dahinter verbirgt sich die ungarische Sportreporter-Legende György Szepesi, die sich an Lendvai herangemacht hatte. Heute will Szepesi nicht über seine Spitzeltätigkeit sprechen.
Ein weiterer Informant, der Anfang der 60er Jahre auf Lendvai angesetzt war, war Laszlo Lorant, Wiener Korrespondent der ungarischen Nachrichtenagentur MIT. Lorant meldete viel nach Budapest, darunter auch viel Unsinn, ließ sich nie stattgefundene Essen mit Lendvai vom Geheimdienst bezahlen und setzte sich später selbst nach Australien ab.
Lorants Nachfolger bei der Bespitzelung Lendvais wurde Andras Heltai, auch er ein Journalist. Heltai empfahl, dass die Ostblock-Länder kein Visum mehr für Lendvai ausstellen sollten, um ihn für seine feindliche Einstellung gegenüber den sozialistischen Staaten zu bestrafen. Bis auf Rumänien hielten sich die Länder daran - zumindest bis 1972, als der neue Kanzler Bruno Kreisky den Osteuropakenner Lendvai demonstrativ auf Ostreisen mitnahm. Heltai wurde nach der Wende stellvertretender Chefredakteur einer deutschsprachigen Wochenzeitung in Ungarn.
Leidtragende der Bespitzelung war vor allem Lendvais Mutter. Alle Briefe zwischen den beiden öffnete und las der Geheimdienst. Jahrelang untersagten ihr die ungarischen Behörden, den Sohn in Wien zu besuchen.