Szene aus dem Theater der Ewigkeit

Von Bernd Sobolla |
In seiner neuen Dokumentation geht Regisseur Michael Trabitzsch an die Orte des Wirkens eines der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. "Max Beckmann – Departure" ist ein mitreißender Film über die Höhen und Tiefen eines Malerlebens.
"Ich will das Alleräußerste, neue Gesetze schaffen der absoluten Form. Die Welt soll nach meinem Rhythmus marschieren. Man kann auch mit Kunst die Welt beherrschen."

Mag sein, dass Max Beckmann an einigen Stellen seiner Tagebücher ein wenig arg selbstbewusst klingt. Aber wer seine Bilder sieht, Experten und Aussteller darüber reflektieren hört und seinen Lebensweg nachvollzieht, versteht, dass Beckmann nicht größenwahnsinnig war, sondern schlicht sein Werk in die Kunstgeschichte einzuordnen wusste. Der Titel des Films "Max Beckmann – Departure" kann so in doppeltem Sinn verstanden werden: einerseits als Film über Beckmanns Aufbrüche, über einen Lebensweg, der ihn an viele Orte führte: Leipzig, Paris, Frankfurt, Berlin, Amsterdam und New York, um nur einige zu nennen. Andererseits als Versuch, eine moderne Form der figurativen Malerei zu finden. Und dieser Form gab er in seinen Triptychen, denen sich der Film besonders widmet, stärksten Ausdruck. Zum Beispiel in "The Departure".

"Der König und die Königin haben sich befreit, befreit von den Martern des Lebens. Sie haben sie überwunden. Die Königin trägt den größten Schatz, die Freiheit, als ihr Kind auf dem Schoß. Die Freiheit ist das, worauf es ankommt. Sie ist die Abfahrt, der neue Beginn."

Beckmann wählte die dreiteilige Form der Altäre des Mittelalters erst ab 1932. Wahrscheinlich auch aufgrund seines Interesses für die Theosophie. Der Künstler gab dem irdischen Leben, das er in allen seinen Erscheinungsformen zeigte, somit eine sakrale Dimension, ohne allerdings einen Kirchenglauben zu propagieren. Beckmann selbst bezeichnete seine Bildsprache auch als "transzendente Sachlichkeit". Die Nationalsozialisten unterbrachen seine Laufbahn, für sie gehörten Beckmanns Werke zur "entarteten Kunst". 1937 floh Beckmann nach Amsterdam. Dort erlebte er viel Einsamkeit, ehe er zehn Jahre später nach New York aufbrach.

"Montag, 29. Mai 1944: Draußen wird es langsam hell, und schwarze Figuren stehen hart gegen einen grünen Morgenhimmel. Noch lebe ich trotz allem. Mein Wille ist noch stark. Wenn man alles als Szene im Theater der Ewigkeit begreift, ist alles leichter zu ertragen. To create is to be saved."

Der Film "Max Beckmann – Departure" ist eine mitreißende Fahrt durch die Höhen und Tiefen eines Künstlers, der auch viele Selbstbildnisse schuf und sich – je nach Epoche - als Mann im Smoking, als Krankenpfleger oder als Clown darstellte.

Ein Interview mit dem Regisseur Michael Trabitzsch finden Sie in unserem Audio-on-Demand-Player .

Mehr Informationen:

Website zum Film "Max Beckmann - Departure"
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