Tablets im Seniorenheim
Immer mehr Senioren greifen zu PC und Tablet und gehen ins Netz, in keiner Altersstufe ist der Zuwachs größer. Auch Pflegeeinrichtungen entdecken den Nutzen der Geräte. Wie die Bremer Heimstiftung: Die will den Senioren mit dem Tablet Beine machen.
"Ich seh jetzt gerade: Es blinkt. Und das ist jetzt bei diesem Tablet jetzt immer so praktisch: Wenn ich jetzt Email empfangen habe, dann blinkt es meistens. Und dann muss ich jetzt erstmal einschalten und jetzt drüber – aber, naja, nun will das erstmal wieder nicht."
Ilsemaria Sturk hat den Tablet vom Couchtisch genommen und streicht über das Display. Es ist ihr erster Computer. Im Berufsleben hatte die pensionierte Lehrerin höchstens mal einen Brief oder ein Arbeitsblatt auf der Schreibmaschine getippt. Online ging sie zum ersten Mal mit 85 Jahren, vor zehn Monaten war das.
"Jetzt wollen wir mal eben sehen: Ach ja, jetzt hat Louis, das ist der Schüler, der mir immer geholfen hat, der hat jetzt eine Email geschickt, ja hier: 'Hi, das können wir gerne noch machen, dass wir üben.' Aber da sind wir auch schon bei meiner stressigen Schulwoche. Ich bin total ok, oh der Ärmste, also: ko, ko."
Email und Skype sind die beliebtesten Programme in den Senioreneinrichtungen der Bremer Heimstiftung, Kontakt mit den Enkeln ist das häufigste Motiv, sie zu nutzen. Schon seit einigen Jahren erprobt der gemeinnützige Sozialträger den Computereinsatz.
Am besten haben sich handliche Tablets bewährt, bis 2015 sollen alle Bewohner der 26 Einrichtungen damit ausgestattet werden. Im Projekt VERA – die Abkürzung steht für "vernetzt und aktiv, die digitale Gesundheitsbegleitung" wird eine Software entwickelt, die das Tablet zum Bewegungsanimateur macht – und zwar mit möglichst individuellen Angeboten. Gabriele Becker-Rieß hat das Konzept dafür erdacht.
"Es gibt eine ganz witzige Unterteilung zum Mobilitätsstatus von älteren Menschen: Das sind No-Gos, Slow-Gos und Go-Gos. Und für diese einzelnen Gruppen gibt es jeweils für die drei Aspekte Kraft, Ausdauer und Koordination einzelne kleine Videos. Das heißt, insgesamt wird es neun Videos geben mit Übungen für diese drei Bereiche."
Das Ganze soll Spaß machen, mit Übungen oder einem Spaziergang ums Haus können die Senioren das Gesundheitskonto auf ihrem Tablet mit Aktivitätspunkten füllen. Und später könnte der Mini-Computer den Einstieg in die Telemedizin ermöglichen.
"Es gibt ja Schrittzähler zum Beispiel, die ich einbauen kann, es gibt die Möglichkeit, dass ich meinen Blutdruck messe oder das Gewicht zum Beispiel regelmäßig aufgenommen wird. Später ist es natürlich theoretisch möglich, dass das Ganze an meinen Hausarzt geht und der sich meinen Blutdruck der letzten vier Wochen, sechs Wochen anschauen kann oder Blutzuckerwerte oder was auch immer dort abgefragt werden, aber das wäre wirklich Zukunftsmusik."
Für Ilsemaria Sturk begann schon die erste Tablet-Nutzung mit einer Bewegungsübung – wenn auch eher unfreiwillig. In ihrem Zimmer war das Mobilfunksignal zu schwach.
"Dann sind der Louis und ich rausgegangen, dann hat er immer das Tablet hochgehalten auf der Straße, und jeden Augenblick mal nachgeguckt: Kommt jetzt schon was? Und dann landeten wir da bei einem kleinen Café. Und dann haben da draußen gesessen und dann hat er gesagt: so, und jetzt können wir ja auch Wikipedia kriegen oder Google und dann haben wir's auch geschafft, dass wir dann den Seeadler da raufkriegten."
Früher hat Ilsemaria Sturk ihre Lieblingsvögel mit dem Fernglas aufgespürt, jetzt holt sie sie sich als Foto auf den Tablet-Bildschirm. Und das auch im Wohnzimmersessel. Der Schüler Louis Kniefs hat ihr gezeigt, wie das geht und für die Netzverbindung ein Wlan eingerichtet. Fünf Schüler hatten sich auf einen Aushang für den Einsatz in der Senioreneinrichtung gemeldet, Geld bekommen sie dafür nicht, wohl aber interessante Erfahrungen.
"Immer wenn wir ein Thema hatten, dann hab ich am Ende ne Aufgabe gegeben, einen Test nochmal, ob sie es wirklich verstanden hat, damit man beim nächsten Mal vielleicht nacharbeiten kann was nicht so klappte oder nochmal erklären vielleicht in anderer Weise. Bei einigen ist die Motivation nicht ganz so hoch und da merkt man auch, dass das nicht ganz so gut klappt. Aber bei Frau Sturk ist die extrem hoch und da klappt das umso besser. Letztens hat sie etwas alleine hingekriegt und das hat mich dann auch selber wieder gefreut zum Punkte Motivation dann."
In den letzten zehn Monaten sind die Seniorin und ihr 69 Jahre jüngerer Computerlehrer ein Team geworden. So soll es auch beim VERA-Projekt wieder funktionieren. Hausleiterin Ursula Schnell:
"Dass die Jugendlichen mit den alten Menschen was zusammen machen – was die machen, das ist erstmal egal, aber die kommen zusammen. Und das Tablet ist nur eine Methode letztendlich oder ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen."
Im besten Fall ist das für beide Seiten ein Gewinn. Louis Kniefs hat gemerkt, dass er ein guter Lehrer ist. Und Ilsemaria Sturk hat nicht nur Computerkenntnisse erworben, sondern Selbstvertrauen getankt.
"Wenn ich bei meinem Bruder und meiner Nichte gewesen bin, dann haben die sich ja nur an Geburtstagen und Weihnachten über diese neuesten Geräte und Vor- und Nachteile unterhalten und ich saß immer dabei und langweilte mich. Und wenn ich sagte: Oh ja, ich könnte das ja auch machen, dann haben die immer gesagt: Mach das nicht, dann sitzt Du da Tag für Tag und dann stürzt alles ab und Du ärgerst Dich und dann ist Deine ganze Laune dahin, das lass mal nach. Und dann hab ich nachher angerufen in Bremerhaven und hab dann gesagt: Du, zu meinem Bruder, ich hab jetzt doch das Tablet mitgenommen. Und dann waren wir auf Fehmarn, natürlich hatte ich das Tablet mit. Und dann hat sich der Louis gefreut, dass ich ihm dann ne Mail schickte und sagte: Du, jetzt kann ich hier auch richtig Empfang haben und ich kann jetzt auch mehr machen als ich in Bremen machen konnte."
Ilsemaria Sturk hat den Tablet vom Couchtisch genommen und streicht über das Display. Es ist ihr erster Computer. Im Berufsleben hatte die pensionierte Lehrerin höchstens mal einen Brief oder ein Arbeitsblatt auf der Schreibmaschine getippt. Online ging sie zum ersten Mal mit 85 Jahren, vor zehn Monaten war das.
"Jetzt wollen wir mal eben sehen: Ach ja, jetzt hat Louis, das ist der Schüler, der mir immer geholfen hat, der hat jetzt eine Email geschickt, ja hier: 'Hi, das können wir gerne noch machen, dass wir üben.' Aber da sind wir auch schon bei meiner stressigen Schulwoche. Ich bin total ok, oh der Ärmste, also: ko, ko."
Email und Skype sind die beliebtesten Programme in den Senioreneinrichtungen der Bremer Heimstiftung, Kontakt mit den Enkeln ist das häufigste Motiv, sie zu nutzen. Schon seit einigen Jahren erprobt der gemeinnützige Sozialträger den Computereinsatz.
Am besten haben sich handliche Tablets bewährt, bis 2015 sollen alle Bewohner der 26 Einrichtungen damit ausgestattet werden. Im Projekt VERA – die Abkürzung steht für "vernetzt und aktiv, die digitale Gesundheitsbegleitung" wird eine Software entwickelt, die das Tablet zum Bewegungsanimateur macht – und zwar mit möglichst individuellen Angeboten. Gabriele Becker-Rieß hat das Konzept dafür erdacht.
"Es gibt eine ganz witzige Unterteilung zum Mobilitätsstatus von älteren Menschen: Das sind No-Gos, Slow-Gos und Go-Gos. Und für diese einzelnen Gruppen gibt es jeweils für die drei Aspekte Kraft, Ausdauer und Koordination einzelne kleine Videos. Das heißt, insgesamt wird es neun Videos geben mit Übungen für diese drei Bereiche."
Das Ganze soll Spaß machen, mit Übungen oder einem Spaziergang ums Haus können die Senioren das Gesundheitskonto auf ihrem Tablet mit Aktivitätspunkten füllen. Und später könnte der Mini-Computer den Einstieg in die Telemedizin ermöglichen.
"Es gibt ja Schrittzähler zum Beispiel, die ich einbauen kann, es gibt die Möglichkeit, dass ich meinen Blutdruck messe oder das Gewicht zum Beispiel regelmäßig aufgenommen wird. Später ist es natürlich theoretisch möglich, dass das Ganze an meinen Hausarzt geht und der sich meinen Blutdruck der letzten vier Wochen, sechs Wochen anschauen kann oder Blutzuckerwerte oder was auch immer dort abgefragt werden, aber das wäre wirklich Zukunftsmusik."
Für Ilsemaria Sturk begann schon die erste Tablet-Nutzung mit einer Bewegungsübung – wenn auch eher unfreiwillig. In ihrem Zimmer war das Mobilfunksignal zu schwach.
"Dann sind der Louis und ich rausgegangen, dann hat er immer das Tablet hochgehalten auf der Straße, und jeden Augenblick mal nachgeguckt: Kommt jetzt schon was? Und dann landeten wir da bei einem kleinen Café. Und dann haben da draußen gesessen und dann hat er gesagt: so, und jetzt können wir ja auch Wikipedia kriegen oder Google und dann haben wir's auch geschafft, dass wir dann den Seeadler da raufkriegten."
Früher hat Ilsemaria Sturk ihre Lieblingsvögel mit dem Fernglas aufgespürt, jetzt holt sie sie sich als Foto auf den Tablet-Bildschirm. Und das auch im Wohnzimmersessel. Der Schüler Louis Kniefs hat ihr gezeigt, wie das geht und für die Netzverbindung ein Wlan eingerichtet. Fünf Schüler hatten sich auf einen Aushang für den Einsatz in der Senioreneinrichtung gemeldet, Geld bekommen sie dafür nicht, wohl aber interessante Erfahrungen.
"Immer wenn wir ein Thema hatten, dann hab ich am Ende ne Aufgabe gegeben, einen Test nochmal, ob sie es wirklich verstanden hat, damit man beim nächsten Mal vielleicht nacharbeiten kann was nicht so klappte oder nochmal erklären vielleicht in anderer Weise. Bei einigen ist die Motivation nicht ganz so hoch und da merkt man auch, dass das nicht ganz so gut klappt. Aber bei Frau Sturk ist die extrem hoch und da klappt das umso besser. Letztens hat sie etwas alleine hingekriegt und das hat mich dann auch selber wieder gefreut zum Punkte Motivation dann."
In den letzten zehn Monaten sind die Seniorin und ihr 69 Jahre jüngerer Computerlehrer ein Team geworden. So soll es auch beim VERA-Projekt wieder funktionieren. Hausleiterin Ursula Schnell:
"Dass die Jugendlichen mit den alten Menschen was zusammen machen – was die machen, das ist erstmal egal, aber die kommen zusammen. Und das Tablet ist nur eine Methode letztendlich oder ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen."
Im besten Fall ist das für beide Seiten ein Gewinn. Louis Kniefs hat gemerkt, dass er ein guter Lehrer ist. Und Ilsemaria Sturk hat nicht nur Computerkenntnisse erworben, sondern Selbstvertrauen getankt.
"Wenn ich bei meinem Bruder und meiner Nichte gewesen bin, dann haben die sich ja nur an Geburtstagen und Weihnachten über diese neuesten Geräte und Vor- und Nachteile unterhalten und ich saß immer dabei und langweilte mich. Und wenn ich sagte: Oh ja, ich könnte das ja auch machen, dann haben die immer gesagt: Mach das nicht, dann sitzt Du da Tag für Tag und dann stürzt alles ab und Du ärgerst Dich und dann ist Deine ganze Laune dahin, das lass mal nach. Und dann hab ich nachher angerufen in Bremerhaven und hab dann gesagt: Du, zu meinem Bruder, ich hab jetzt doch das Tablet mitgenommen. Und dann waren wir auf Fehmarn, natürlich hatte ich das Tablet mit. Und dann hat sich der Louis gefreut, dass ich ihm dann ne Mail schickte und sagte: Du, jetzt kann ich hier auch richtig Empfang haben und ich kann jetzt auch mehr machen als ich in Bremen machen konnte."