"Tabu - Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden"

Gesehen von Jörg Taszman |
Über die inzestuöse Liebesbeziehung des expressionistischen Dichters Georg Trakl zu seiner jüngeren Schwester Gretl ist vor allem wegen des Gedichts "Blutschuld" viel spekuliert worden. Der Film setzt diese leidenschaftliche Beziehung der beiden Geschwister dann voraus und erzählt von zwei hochbegabten, jungen Menschen, die sich gegenseitig kaputt machen.
Auch wenn die Bebilderung einer verbotenen Liebe und der beiden hochsensiblen, drogenabhängigen Künstler nicht klischeefrei ausfällt, beeindruckt diese österreichisch-deutsche Koproduktion vor allem durch die im deutschsprachigen Kino seltene Emotionalität. Das liegt auch am Spiel der Newcomerin Peri Baumeister, die eine ebenso sinnliche, wie starke, junge Frau verkörpert, die sich sehr viel mehr wagt, als ihr ständig von Selbstzweifeln getriebener Bruder. Lars Eidinger spielt diesen Trakl - gefangen zwischen Sucht, Lust und Eitelkeit.

Der Film von Christoph Stark flirtet auch mit einem Stimmungsbild der Wiener Bohème kurz vor dem I. Weltkrieg, ist jedoch immer dann am stärksten, wenn er sich auf die reine Liebesgeschichte konzentriert. Ein gelungenes Werk mit Mut zum Melodram Made in Germany.

Österreich/Deutschland/Luxemburg/Frankreich 2011. Regie: Christoph Stark. Darsteller: Lars Eidinger, Peri Baumeister, Rainer Bock, Petra Morzé, Rafael Stachowiak, Carl Achleitner. Länge: 93 Minuten

Filmhomepage "Tabu - Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden"