Zwischen Information und Meinung
36:16 Minuten
Die klassischen Nachrichten haben Konkurrenz bekommen: Der tägliche Nachrichtenpodcast ist ein mittlerweile in vielen Medienhäusern etabliertes Format. Wir diskutieren die Stärken und Schwächen.
Das Spektrum reicht von kurz und knackig bis zu hintergründig und tiefgehend. Einige setzen auf eine einzige Host-Persönlichkeit, andere haben mehrere Stimmen an Bord. Die Landschaft der werktäglichen Nachrichtenpodcasts ist in Deutschland in den letzten Jahren gewachsen und vielfältiger geworden. Trotzdem gibt es nach wie vor auch verbindende Gemeinsamkeiten.
Dazu gehören die schon klassischen Zutaten: Gespräche mit journalistischen Kolleginnen und Kollegen, Interviews mit Gästen über aktuelle Themen und eine oft sehr formalhafte, gleichbleibende Struktur der einzelnde Ausgaben.
Anhand von drei Beispielen analysiert der "Über Podcast", worin der Reiz von Nachrichtenpodcasts liegt, was die klassischen Nachrichten von ihnen lernen können. Und umgekehrt.
"Was jetzt": der schnelle Überblick
"Zeit Online" hat 2017 seine Podcast-Offensive mit gleich drei Formaten gestartet. Neben den Podcasts "Frisch an die Arbeit" und "Ist das Normal" gehört auch der werktägliche Nachrichtenpodcast zum Repertoire.
"Was jetzt" bietet in rund zehn Minuten jeden Morgen einen groben Überblick über das, was an diesem Werktag wichtig ist. Feste Elemente sind neben einer kurzen Nachrichtenübersicht auch zwei Gespräche mit Journalistinnen und Journalisten, meist aus dem eigenen Haus.
"'Was jetzt' klingt für mich nach Radionachrichten. Sowohl in der Auswahl und im Umfang der Nachrichten als auch von der Präsentation her", findet "Über Podcast"-Moderatorin Anna Bühler. Sie wünscht sich mehr Haltung und einen erkennbaren "Zeit Online"-Stempel auf dem Podcast.
"Steingarts Morning Briefing": Meinung pur
Die Dinge, die bei "Was jetzt" zu kurz kommen, bietet der Podcast "Steingarts Morning Briefing" von Media Pioneer im Überfluss. Hier geht es weniger um einen neutralen Überblick als um eine klare, subjektive und meinungsgetriebene Einordnung des Weltgeschehens.
In den 20 bis 40 Minuten jeder Folge nimmt sich Host Gabor Steingart in Gesprächen mit Gästen und Monologen gleich mehrere Themen vor. Raum für eigene Interpretationen wird dem Hörer kaum gelassen, vielmehr nehmen Steingarts Thesen erdrückend viel Raum ein.
"Über Podcast"-Redakteurin Carina Fron gefällt das - unter dem Label Nachrichtenpodcast - überhaupt nicht: "Er versucht, gegen den vermeintlichen Mainstream zu sein, sich selber als Minderheitenmeinung zu inszenieren. So richtig konstruktiv ist das nicht."
"F.A.Z. Podcast für Deutschland": Hintergrund zum Mitnehmen
Wer sich mal eben schnell informieren möchte, ist bei diesem Podcast falsch: Im "F.A.Z. Podcast für Deutschland" nimmt sich die Redaktion werktäglich richtig Zeit, um genau einem Thema auf den Grund zu gehen. Dafür laden die Hosts sich für die rund 30-minütigen Folgen gleich mehrere Gesprächspartner mit unterschiedlichen Expertisen ein.
Für "Über Podcast"-Moderator Heiko Behr sticht vor allem heraus, dass der Podcast täglich um 17 Uhr erscheint: "Der Podcast zielt auf eine andere Lebenssituation ab, in der man ihn hört: Nicht morgens als erstes, um frisch in den Tag zu kommen, sondern: Der Arbeitsalltag neigt sich dem Ende entgegen und es gibt noch mal den Roundup."