Tag der Menschenrechte

Mehr Chancen für die Jüngsten

Kindersoldaten in der Elfenbeinküste.
Einsätze in jungen Jahren verfolgen die Kindersoldaten, wie etwa in der Elfenbeinküste, ein ganzes Leben lang. © picture alliance / dpa / Maxppp Gbekide Barnus
Moderation: Ute Welty |
Fabienne Ettel engagiert sich in der Organisation Terre des Hommes. Anlässlich des Tages der Menschenrechte fordert sie die Bundesregierung auf, Kinder- und Jugendrechte ins Grundgesetz aufzunehmen.
Ute Welty: Der Dienstagmorgen mit Deutschlandradio Kultur heute am 10. Dezember, am Tag der Menschenrechte. Seit 1950 erinnert dieser Tag daran, dass zwei Jahre zuvor die UN-Vollversammlung die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte angenommen hat. Darin einigten sich die Unterzeichnerstaaten auf grundlegende politische, wirtschaftliche und kulturelle Rechte. Das Recht auf Leben zum Beispiel, auf Freiheit und auf freie Meinungsäußerung, unabhängig von Vermögen, Rasse, Hautfarbe und Geschlecht.
Und das gilt auch für jüngere Menschen, für Kinder und Jugendliche. Für diese Kinderrechte engagiert sich Fabienne Ettel, und zwar erst im Kinderrechtsteam und dann im Jugendrechtsteam von Terre des Hommes. Guten Morgen!
Fabienne Ettel: Hallo, guten Morgen!
Welty: Wie muss ich mir ein Kinderrechtsteam vorstellen, und vor allem, wie muss ich mir vorstellen, was ein Kinderrechtsteam tut?
Ettel: Im Kinderrechtsteam sind ortsgebundene Gruppen, die sich zum Beispiel in Schulen als Gruppen zusammenfinden und dort über verschiedene Themen diskutieren wie zum Beispiel das Thema Kindersoldaten, und sich dort dann auch intensiv mit diesem Thema befassen und dazu dann verschiedene Aktionen durchführen wie zum Beispiel den Red Hand Day, der immer am 12. Februar stattfindet.
Welty: Was ist das dann?
Ettel: Da werden international Handabdrücke gesammelt, die in rot auf Papier gedruckt werden, und jeder kann sich dann noch eine Botschaft dazu ausdenken und mit da drauf schreiben, und diese Handabdrücke werden dann an wichtige Politiker übergeben, mit der Forderung, dass Kindersoldaten halt abgeschafft werden und dass jedes Kind zur Schule gehen darf.
Welty: Wenn Sie diese Aktion jetzt beschreiben, was macht daran mehr Spaß, und was ist daran mehr Arbeit?
Ettel: Spaß macht in erster Linie natürlich immer das Zusammenarbeiten, das Zusammensein mit Gleichgesinnten, über das Thema zu diskutieren. Auf der anderen Seite redet man ja über durchaus ernste Themen, und das betrifft einen dann auch immer ein wenig. Und man muss sich halt auch immer im Klaren darüber sein, das ist die Wirklichkeit, über die wir hier sprechen, und es gibt Kindersoldaten, und dagegen muss man was machen.
Welty: Jetzt stehen ja die Kinder- und Jugendrechte, wenn wir mal auf Deutschland gucken, immer noch nicht im Grundgesetz, auch nicht mit dem aktuellen Koalitionsvertrag, der da gerade in der Abstimmung ist. Wie sehr ärgert Sie das?
Ettel: Sehr! Sehr. Weil Kinderrechte sind Menschenrechte, auch Kinder sind Menschen, und das muss einfach mit beachtet werden, und solange diese Kinderrechte nicht zum Beispiel im Koalitionsvertrag stehen, gibt es für uns immer einen Grund, weiterzuarbeiten und darauf zu pochen, dass es endlich geschieht.
Welty: Wie können Sie denn jetzt sozusagen als Kinderrechtsaktivistin Ihren Einfluss auf die Bundespolitik geltend machen, dass sich da vielleicht was ändert?
Ettel: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man sich bei uns auch in der ÜTAG Jugendlawine engagieren, das ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von engagierten Kindern und Jugendlichen, die über die Kinderrechtsteams hinaus noch etwas bei Terre des Hommes machen möchten, und da haben wir in den letzten Treffen Politiker in Berlin besucht, mit denen über unsere Forderungen geredet, sind auch durchaus auf positive Rückmeldungen gestoßen, aber ...
Welty: ... passiert ist seitdem nichts?
Ettel: Nee, nicht wirklich! Weil das sind dann immer Versprechungen, die gemacht werden, und – ja, ich werde das weitertragen und dergleichen, aber wir halten den Kontakt auf jeden Fall zu den Politikern, und da wird sich hoffentlich dann noch was tun.
Welty: Wen würden Sie denn gerne noch mal weiter ansprechen?
Ettel: Den Minister für Umwelt, sehr gerne, weil zum Beispiel, wir haben ja die Kampagne "Ökologische Kinderrechte achten", da geht es halt darum, dass jedes Kind das Recht hat, auch in einer Welt aufzuwachsen, wo die Ressourcen nicht ausgebeutet werden, wo es saubere Flüsse gibt, wo die Wälder nicht abgeholzt werden und so was. Das ist auch ein Bereich, in dem wir uns engagieren. Und mit dem zu reden darüber, dass diese Rechte auch gewahrt werden können, das wäre schon ein Anliegen von mir, ja.
Welty: Eine hat sich ganz besonders engagiert, nämlich die 16-jährige Malala aus Pakistan, die ja ein paar Jahre jünger ist als Sie. Sie will, dass auch Mädchen zur Schule gehen können, und ist deswegen beinahe von den Taliban getötet worden. Macht einen so viel Mut auch ein bisschen, ja, fast hilflos, oder fühlen Sie sich dadurch eher angespornt?
Ettel: Ich bin von diesem Mädchen sehr beeindruckt, und es hilft einem auch wieder, den Mut und die Kraft zu schöpfen, mit dem, was man macht, weiterzumachen. Weil sie ihren Willen dadurch nicht verloren hat, und auch wenn wir jetzt manchmal Rückschläge erleiden und irgendwie auch mal denken, okay, jetzt an diesem Punkt, sollen wir weitermachen, sollen wir nicht weitermachen, da denkt man sich, okay, es gibt Menschen, die verlieren diesen Mut nicht, die haben den Willen, weiter zu machen, und das machen wir dann auch.
Welty: Kinderrechte, Jugendrechte, Menschenrechte, wie könnte ihr Engagement in Zukunft aussehen?
Ettel: Die Arbeit bei der Jugendlawine wird noch bis zu meinem 26. Lebensjahr weitergehen …
Welty: Also noch vier Jahre …
Ettel: … ja, genau. Und dann werde ich mich weiter bei Terre des Hommes engagieren, dann in verschiedenen Themengruppen, zum Beispiel zum Thema Kindersoldaten oder ökologische Kinderrechte achten.
Welty: Fabienne Ettel, heute am Tag der Menschenrechte, ich danke sehr für dieses Gespräch und vor allem für Ihr Engagement! Alles Gute für Sie!
Ettel: Danke auch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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