"Wir haben uns nicht auf eine Seite geschlagen"
ARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke hält den Vorwurf, Journalisten seien zu sehr Volkserzieher und zu wenig Berichterstatter, für ungerechtfertigt. Die Auswahl der Nachrichten bei der ARD erfolge nach Relevanzkriterien und ohne Oberlehrergehabe.
Journalisten sollten sich weniger in Volkspädagogik üben, sondern einfach berichten, was Sache ist, forderte der Medienwissenschaftler Norbert Bolz am Dienstagmorgen im Deutschlandradio Kultur.
"Genau das ist das, was wir seit Jahren für uns in Anspruch nehmen, was wir auch tun", entgegnet Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell. "Dass wir versuchen, den Leuten so gut es geht den Tag zu erklären, was wir für wichtig gehalten haben." Gniffke leitet mit ARD-aktuell die Nachrichtenredaktion der ARD, die u.a. Tagesschau, Tagesthemen und Nachtmagazin verantwortet.
Gniffke betont, die Auswahl der Nachrichten bei der ARD erfolge nach Relevanzkriterien und ohne Oberlehrergehabe.
"Wir haben uns keinen Vorwurf zu machen"
Zum Vorwurf, die Medien hätten in der Flüchtlingskrise das Ziel gehabt, die Bürger "auf den richtigen Weg" zu bringen, sagt er:
"Es ist tatsächlich so, dass im Zuge des gewaltigen Anstiegs der Flüchtlingszahlen einige Medien, insbesondere die größte deutsche Zeitung, die Bild-Zeitung, sich ganz klar dazu bekannt hat: wir machen jetzt Meinung pro Flüchtlinge."
Das habe möglicherweise zu dem Eindruck beigetragen, dass "die" Medien in Gänze sich plötzlich auf eine Seite schlagen, räumt der Chef von ARD-aktuell ein und betont gleichtzeitig: "Wir haben das nicht getan."
Auch den Vorwurf, die Medien hätten die Herkunft der Tatverdächtigen aus der Kölner Silvesternacht verschwiegen, weist Gniffke für die ARD zurück. "Insofern haben wir uns da überhaupt keinen Vorwurf zu machen."