Tagung 75 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

    „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen“

    Hinter Stacheldraht stehen Menschen im Vernichtungslager Auschwitz 1945, die Aufnahme ist schwarz-weiß
    Am 27.1.1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die in Auschwitz Inhaftierten © picture alliance/Ria Novosti/Sputnik/dpa
    Die Initiative kulturelle Integration lädt zur Tagung Erinnerungskultur am Dienstag, den 28. Januar 2020 ein. Die Veranstaltung findet im Deutschlandfunk Kultur, Hans-Rosenthal-Platz 10825 Berlin, statt und wird live als Audiostream übertragen.
    Am 27. Januar 2020 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 75. Mal. Seit dem Jahr 2005 wird dieser Tag als Internationaler Tag zum Gedenken an die Opfer des Holocaust begangen. Die Initiative kulturelle Integration hat in ihrer These 13 "Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen" und in der Erläuterung der These ein klares Bekenntnis zur Erinnerung an die Shoah abgelegt.
    Mit der Tagung soll ein Diskussionsraum geschaffen werden, wie Erinnerungsarbeit in einer multiethnischen Gesellschaft aussehen kann. Wie pflegen wir das Erinnern mit immer größerem zeitlichen Abstand zur Shoah und dem Verlust des Gedächtnisses der Zeitzeugen? Einen Tag nach dem 27. Januar, der dem Gedenken und Erinnern gewidmet ist, dient die Tagung der Standortbestimmung und dem Ausblick auf die Aufgaben und Herausforderungen der Erinnerungsarbeit in der Zukunft.

    Programm der Tagung 75 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz:

    "Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nie abgeschlossen"

    10.00 Uhr Akkreditierung und Begrüßungskaffee

    10.30 Uhr Musik

    Annika Treutler, Pianistin, Werke u. a. von Viktor Ullmann

    10.45 Uhr Begrüßung

    Dr. Hans Dieter Heimendahl, Programmchef, Deutschlandfunk Kultur
    Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

    10.55 Uhr Grußworte

    Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
    Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland

    11.20 Uhr Impulsvorträge

    Prof. Dr. Aleida Assmann, Anglistin und Kulturwissenschaftlerin, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2018
    Prof. Dr. Norbert Frei, Professor für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena
    Prof. Dr. Natan Sznaider, Professor für Soziologie des Academic College Tel Aviv-Yafo

    12.20 Uhr Gesprächsrunde mit Impulsgebern

    Moderation: Shelly Kupferberg
    12.50 Uhr Mittagspause

    13.45 Uhr Musik und Projektvorstellung

    Annika Treutler, Pianistin, Werke u. a. von Viktor Ullmann

    14.00 Uhr Workshops

    1. Erinnerung in einer multiethnischen Gesellschaft
    Sind Einwanderer, deren Kinder und Enkel ein erinnerungspolitischer Störfall in der deutschen Erinnerungskultur? Wenn Erinnerungskultur in der Tat eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte ist, welche Auseinandersetzung kann man von Menschen erwarten, für die die Shoah nicht Teil der eigenen Geschichte ist? Machen die Kategorien "Mensch" und "Menschheit" mehr Sinn für diese Auseinandersetzung als "Deutsche" und "Juden"? Das herauszufinden wird Aufgabe dieses Workshops sein.
    • Prof. Dr. Viola B. Georgi, Professorin für Angewandte Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim
    • Dr. Elke Gryglewski, Stellvertretende Direktorin der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
    • Ali Ertan Toprak, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland
    • Moderation: Prof. Dr. Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrates der Juden in Deutschland
    2. Verlockung der Historisierung
    "Wenn man als Jude angegriffen ist, muss man sich als Jude verteidigen. Nicht als Deutscher oder als Bürger der Welt oder der Menschenrechte oder so. Sondern: Was kann ich ganz konkret als Jude machen?" So die Jüdin Hannah Arendt zu ihrem deutschen Interviewpartner Günter Gaus 1964. Für Jüdinnen und Juden kann die Shoah nicht historisiert werden, da man sich eher als Überlebender, denn als Lebender definiert. Der Workshop wird der Frage nachgehen, was Jüdinnen und Juden konkret in Deutschland machen können, um als Lebende und nicht als Überlebende aufzutreten und wahrgenommen zu werden.
    • Dr. Dani Kranz, Fakultät für Soziologie und Anthropologie der Ben-Gurion-Universität des Negev
    • Prof. Dr. Yael Kupferberg, Gastprofessorin für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
    • Katja Petrowskaja, Literaturwissenschaftlerin und Autorin
    • Moderation: Prof. Dr. Natan Sznaider, Professor für Soziologie des Academic College Tel Aviv-Yafo
    3. Erinnerung und Zivilgesellschaft
    Neben der ideellen, finanziellen und rechtlichen Funktion des Staates im Rahmen der Erinnerungskultur, haben sich viele Organisationen und Institutionen der Zivilgesellschaft parallel auf vielseitige Art und Weise mit der Shoah auseinandergesetzt. In dem Workshop wird es um die Fragen gehen, wie sich verschiedene zivilgesellschaftliche Akteure ihrer Verantwortung stellen und welchen Beitrag sie heute in der Erinnerungsarbeit leisten.
    • Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland
    • Daniel Lörcher, Abteilungsleiter Corporate Responsibility, Borussia Dortmund
    • Dr. Thomas Lutz, Leiter des Gedenkstättenreferates der Stiftung Topographie des Terrors
    • Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland
    • Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München
    • Moderation: Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
    4. Ende des Zeitzeugentums und neue Formen der Erinnerung
    Kann Kunst die Wahrheit über Politik sprechen? Kann Kunst uns da retten, wo die Politik versagt hat? Kann Kunst trauern? Kann sie, im Gegensatz zu anderen Ausdrucksformen, Traumata überwinden? Kunst muss nicht das oft instrumentale Spiel der Politik spielen. Aufgabe der Politik ist es, auch nach der Gewalt Kompromisse zu erarbeiten und auszuhandeln. Künstler haben eine andere Agenda. Können sie durch die Kunst Traumata besser bearbeiten als Politik und Gesellschaft? Dieser Workshop will in der Diskussion verschiedener Kunstformen dieser Frage nachgehen.
    • Ester Amrami, Filmregisseurin
    • Jo Frank, Geschäftsführer des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks
    • Dr. Lea Wohl von Haselberg, Film- und Medienwissenschaftlerin der Filmuniversität Babelsberg
    • Felix Zimmermann, Doktorand am Historischen Institut der Universität Köln
    • Moderation: Dr. Hans Dieter Heimendahl, Programmchef, Deutschlandfunk Kultur
    15.15 Uhr Kaffeepause

    15.30 Abschlussstatement

    Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum

    15.40 Uhr Abschlussgespräch

    Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum
    Prof. Dr. Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrates der Juden in Deutschland
    Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland
    Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
    Moderation: Shelly Kupferberg
    Kontakt
    Initiative kulturelle Integration
    c/o Deutscher Kulturrat e.V.
    Taubenstr. 1
    10117 Berlin
    Telefon: 030/226 05 28 0
    Mail: integration@kulturrat.de