Talentschmiede und Karrieresprungbrett
"50 Jahre Jugend musiziert" - in Zeiten von "Voice of Germany" und "DSDS" klingt das eher nach verstaubtem Klassik-Drill und Elite-Wettbewerb. Weit gefehlt. Hinter dem ältlichen Namen verbirgt sich das wohl renommierteste musikalische Förderprogramm für Kinder und Jugendliche.
Seit dem ersten Wettbewerb 1964 nahmen fast eine halbe Million Nachwuchsmusiker teil. "JuMu" gilt als Karrieresprungbrett, einige der ehemaligen Bundessieger sind heute weltbekannte Stars, wie die Geigerin Anne Sophie Mutter, die Klarinettistin Sabine Meyer oder die Bratschistin Tabea Zimmermann.
Wie aber sieht es ansonsten mit der musikalischen Förderung in Deutschland aus, mit dem Musikunterricht, der Situation an den Musikschulen?
Lars Vogt ist das beste Beispiel dafür, dass "JuMu" funktioniert. Der Pianist war selbst mehrfacher Preisträger und sagt:
"Ich wage es beinahe zu bezweifeln, dass ich auch ohne den Wettbewerb Pianist geworden wäre. Der Wettbewerb ist ein Kompass und hat eine wichtige Motivationsfunktion."
Vogt ist heute ein gefragter internationaler Klavier-Interpret. Er spielt mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Concertgebouw Orchester Amsterdam, gastiert in London, Paris, New York und Chicago. Trotz seiner jährlich mehr als 90 Konzerte engagiert sich der Musiker auch für den Nachwuchs, unter anderem eröffnete er den diesjährigen Fest-Zyklus als Meisterinterpret und spielte gemeinsam mit Gewinnern des Bundeswettbewerbs.
Er ist aber auch Initiator des Projekts "Rhapsody in School", bei dem bekannte Musiker Schulklassen besuchen, auch, um dem oft vernachlässigten Musikunterricht etwas entgegenzusetzen und den Kindern in Zeiten von "DSDS" die Klassik näher zu bringen.
"Es geht eben nichts darüber, dass die Musik live und in dem Moment erlebt wird, idealerweise, indem man sie selber macht. Aber wenn ein Künstler kommt, mit Charisma, der nicht abgehoben ist und sich auf ein Level begibt mit den Kindern und Jugendlichen, mit ihnen spricht und erzählt, warum er die Musik so unendlich liebt, dass er sie zu seinem ganzen Lebensinhalt gemacht hat und vorspielt und dann den Fragen Rede und Antwort steht, da kann einfach in einer Schulstunde so viel passieren. Ich glaube schon, dass da kleine Wunder möglich sind. ´Jugend musiziert` ist etwas für alle! Einzelhaft am Klavier war gestern","
sagt Markus Wenz. Der Pianist und Musiklehrer kennt den Wettbewerb aus unterschiedlichen Perspektiven: als Teilnehmer, Preisträger, Juror und Landesvorsitzender in Berlin. Mittlerweile erlebt Markus Wenz aber auch als Vater hautnah den Stress mit, in den "JuMu" manche Familie stürzt.
Er kennt auch die Vorurteile gegen den vermeintlichen Elitewettbewerb:
""´Jugend musiziert` ist nichts für abgerichtete Pudel von Professoren, die nur die Karriere im Blick haben. Man kann mit ganz normalem musikalischem Talent teilnehmen."
Es gehe auch nicht mehr nur um Klassikvermittlung und die Förderung des Orchesternachwuchses.
"Es gibt längst moderne Kategorien: Jugend komponiert, Weltmusik, Pop, DJ, interkulturelle Perkussion, seit 2002 gehört auch die türkische Langhalslaute zu den Wettbewerbsinstrumenten."
Sorgen bereitet dem Hochschul- und Musikschullehrer die mangelnde Wertschätzung des Musikunterrichts:
"In Berlin und bundesweit ist die Tendenz, dass die Musikstunden zugunsten der naturwissenschaftlichen Fächer reduziert werden, oder dass Musik nur eine Stunde pro Woche im Wechsel mit Kunst unterrichtet wird. Und gleichzeitig stehen die Kollegen auf der Straße und finden keine Arbeit."
Seine Mahnung: "Die Chance für Kinder, ein Instrument näher kennenzulernen, darf man nicht reduzieren."
"50 Jahre ´Jugend musiziert` - Wie steht es um die musikalische Förderung in Deutschland?"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Lars Vogt und Markus Wenz. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Zur Homepage des Pianisten Lars Vogt
Über Jugend musiziert
Wie aber sieht es ansonsten mit der musikalischen Förderung in Deutschland aus, mit dem Musikunterricht, der Situation an den Musikschulen?
Lars Vogt ist das beste Beispiel dafür, dass "JuMu" funktioniert. Der Pianist war selbst mehrfacher Preisträger und sagt:
"Ich wage es beinahe zu bezweifeln, dass ich auch ohne den Wettbewerb Pianist geworden wäre. Der Wettbewerb ist ein Kompass und hat eine wichtige Motivationsfunktion."
Vogt ist heute ein gefragter internationaler Klavier-Interpret. Er spielt mit den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Concertgebouw Orchester Amsterdam, gastiert in London, Paris, New York und Chicago. Trotz seiner jährlich mehr als 90 Konzerte engagiert sich der Musiker auch für den Nachwuchs, unter anderem eröffnete er den diesjährigen Fest-Zyklus als Meisterinterpret und spielte gemeinsam mit Gewinnern des Bundeswettbewerbs.
Er ist aber auch Initiator des Projekts "Rhapsody in School", bei dem bekannte Musiker Schulklassen besuchen, auch, um dem oft vernachlässigten Musikunterricht etwas entgegenzusetzen und den Kindern in Zeiten von "DSDS" die Klassik näher zu bringen.
"Es geht eben nichts darüber, dass die Musik live und in dem Moment erlebt wird, idealerweise, indem man sie selber macht. Aber wenn ein Künstler kommt, mit Charisma, der nicht abgehoben ist und sich auf ein Level begibt mit den Kindern und Jugendlichen, mit ihnen spricht und erzählt, warum er die Musik so unendlich liebt, dass er sie zu seinem ganzen Lebensinhalt gemacht hat und vorspielt und dann den Fragen Rede und Antwort steht, da kann einfach in einer Schulstunde so viel passieren. Ich glaube schon, dass da kleine Wunder möglich sind. ´Jugend musiziert` ist etwas für alle! Einzelhaft am Klavier war gestern","
sagt Markus Wenz. Der Pianist und Musiklehrer kennt den Wettbewerb aus unterschiedlichen Perspektiven: als Teilnehmer, Preisträger, Juror und Landesvorsitzender in Berlin. Mittlerweile erlebt Markus Wenz aber auch als Vater hautnah den Stress mit, in den "JuMu" manche Familie stürzt.
Er kennt auch die Vorurteile gegen den vermeintlichen Elitewettbewerb:
""´Jugend musiziert` ist nichts für abgerichtete Pudel von Professoren, die nur die Karriere im Blick haben. Man kann mit ganz normalem musikalischem Talent teilnehmen."
Es gehe auch nicht mehr nur um Klassikvermittlung und die Förderung des Orchesternachwuchses.
"Es gibt längst moderne Kategorien: Jugend komponiert, Weltmusik, Pop, DJ, interkulturelle Perkussion, seit 2002 gehört auch die türkische Langhalslaute zu den Wettbewerbsinstrumenten."
Sorgen bereitet dem Hochschul- und Musikschullehrer die mangelnde Wertschätzung des Musikunterrichts:
"In Berlin und bundesweit ist die Tendenz, dass die Musikstunden zugunsten der naturwissenschaftlichen Fächer reduziert werden, oder dass Musik nur eine Stunde pro Woche im Wechsel mit Kunst unterrichtet wird. Und gleichzeitig stehen die Kollegen auf der Straße und finden keine Arbeit."
Seine Mahnung: "Die Chance für Kinder, ein Instrument näher kennenzulernen, darf man nicht reduzieren."
"50 Jahre ´Jugend musiziert` - Wie steht es um die musikalische Förderung in Deutschland?"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Lars Vogt und Markus Wenz. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Zur Homepage des Pianisten Lars Vogt
Über Jugend musiziert