Feier der Missverständnisse
Genauer hinhören zu müssen, das mutet das Performance-Kollektiv "Talking Straight" seinem Publikum zu. Denn wenn es Manager-Seminare, Stadtführungen oder Gottesdienste nachspielt, dann benutzt es eine Fantasiesprache, die vor allem eines zeigt: Wie schwer es ist, sich zu verstehen.
"Isten duten das ..."
Genau darauf kommt es Daniel Cremer von der Performance-Gruppe Talking straight an.
"Das iten dus …"
ergänzt Alica Agustin. Ein Festival – also ein "Lofikh" im großen Theatertreffen – Lofikh mit allem was dazu gehört
Die Jury des Stückemarkts fand das Konzept so überzeugend, dass sie dem "Talking Straight"-Kollektiv einen halben Tag und eine ganze Nacht einräumt. Wobei der Name "Talking Straight" eher in die Irre führt, denn weder "reden" Daniel Cremer und ein Mit-Performer "straight" im Sinne von gradlinig noch "straight" im Sinne von "kernig-männlich-hetero".
Exotische Theaterkunst weißer Menschen
Im Gegenteil: Ganz gleich ob sie Manager-Seminare nachspielen, Stadtführungen, Gottesdienste oder eine New-Age-Konferenz zur "Aussöhnung mit Deutschland": Cremer, Agustin und ihre Mitstreiter führen Alltagssprache vor, wie "des Kaisers neue Kleider" und nötigen so ihr Publikum, genauer hinzuschauen und hinzuhören zum Beispiel auf die …
"Snördet schrimpelen krawum krach zingensten tam wirpfit zig, wirfilen tschinkstir lin."
"Exotische Theaterkunst weißer Menschen in Mitteleuropa"
Die exotische Theaterkunst weißer Menschen lernte Daniel Cremer als Regieassistent in Köln und als Dramaturg bei Rene Pollesch gelernt. Mit "Talking Straight" hat er eine vorläufige Heimat im "Studio Я" im Berliner Maxim Gorki Theater gefunden. Am Montag ziehen die Performer ins Haus der Berliner Festspiele ein. Nicht verstanden zu werden, fürchten sie nicht. Schon Christian Morgenstern wusste, nur ...
"Trungmoos Pönsel oddergrefhe / schemblen Sims en vedha dreen."
"… nur 'Blödem Volke unverständlich treiben wir des Lebens Spiel'."