Texte lesen - Bilder denken
Mit über 50 Theaterstücken, Prosabüchern, Opernlibretti und Drehbüchern zählt Tankred Dorst zu den bedeutendsten Schriftstellern der Gegenwart. Seine Werke gewannen vom Büchner- bis zum Faustpreis alle nur denkbaren Auszeichnungen.
Ein Stück wie "Merlin" (1981) wurde auf der ganzen Welt in weit über 100 Inszenierungen gespielt. Im Dialog mit Ursula Ehler, seit Jahrzehnten Dorsts Partnerin im Leben und Schreiben, sind unablässig weitere Stücke ("Meine Entdeckung Amerikas") im Entstehen. Auf besondere Weise bestimmen Bilder die literarische Arbeit der beiden Autoren: Erinnerungsbilder, beobachtete Szenen, Fundstücke, Gemälde, Traumbilder, Visionen. Dorst und Ehler collagieren sie zu Denkbildern über die Geschichte des 20. Jahrhunderts, über die Macht und Gefahren der Fantasie, das Spiel und den Ernst der Kunst. "Wunder sind ja das Ergebnis von Unordnung", erklärt eine ihrer literarischen Figuren einmal - der Ordentliche könne Wunder nicht ertragen, "dem Unordentlichen sind sie ein Triumph der Einbildungskraft über die Vernunft." Dorst und Ehler stellen den Hörern gelesene Bilder aus ihren Werken vor und diskutieren sie im Gespräch mit Barbara Wahlster und dem Literaturwissenschaftler Thomas Wild (Bard College, USA).