Zehn Millionen Euro für Internetsicherheit
Der Europäische Forschungsrat zeichnet am Mittwoch vier Wissenschaftler aus Saarbrücken für ihre Arbeit aus. Sie erhalten zehn Millionen Euro. Ihre Forschung soll die Nutzung des Internets künftig sicherer machen.
Die Stimmung könnte nicht besser sein. Denn zehn Millionen Euro aus europäischen Forschungstöpfen landen nicht alle Tage auf den Schreibtischen deutscher Wissenschaftler. Das Geld wird in den Nachwuchs investiert, sagt der Sprecher der Forschergruppe, Professor Michael Backes.
"Der Großteil des Geldes geht in wissenschaftliches Personal, nicht in Geräte."
Die Aufgabe der Wissenschaftler wird es sein, Stellschrauben zu entwickeln, um die Privatsphäre von Millionen von Internet-Nutzern besser zu schützen.
"Stellen sie sich das so vor, dass wir Ihnen etwas an die Hand geben, was wir privacy adviser genannt haben. Das ist im Wesentlichen ein inhärent kompliziertes aber nach außen einfach gehaltenes Werkzeug, was ihnen schlicht und ergreifend hilft oder sie berät, was für Konsequenzen ihre entsprechenden Handlungen im Internet für ihre Privatsphäre haben.
Also ein Werkzeug, dass ihnen zum Beispiel sagt, wenn sie diese Daten preisgeben, wenn sie in dieses neue soziale Netzwerk gehen, dann hat das die folgenden Konsequenzen, die eigentlich ihrer persönlichen Präferenz widersprechen wird."
Mit der heute verwendeten Internet-Technologie ist das kaum noch möglich. Ein Sicherheitskonzept, das vom Nutzer her, vom Menschen her denkt, gibt es nicht. Als vertraulich eingestufte Informationen bleiben eben längst nicht mehr vertraulich. Die Fälle, in denen Menschen im Netz vorgeführt werden oder Gerüchte und falsche Darstelllungen nur deshalb wahr werden, weil sie tausendfach verbreitet werden, häufen sich.
So mancher Nutzer sehe sich daher vor die Wahl gestellt, entweder die Privatsphäre zu opfern oder die Finger von Internetangeboten zu lassen. Das müsse jedoch nicht sein, argumentiert Professor Backes.
Grundprinzipien in Deutschland und Europa genügen nicht
"Ich glaube, den Leuten ist nicht bewusst, dass es prinzipiell beides geben könnte. Dass sie sich schützen und dennoch in dem Online-Leben gerade im sozialen Umfeld interagieren können ohne im Prinzip die negativen Konsequenzen auf Dauer fürchten zu müssen."
Die Forscher werden auch den Austausch mit Psychologen und Soziologen suchen, denn der Begriff des Privaten unterliegt gesellschaftlichen Wandlungsprozessen, denen die Schutzwerkzeuge, immer wieder angepasst werden müssen, wenn sie effizient bleiben möchten.
Doch selbst wenn sich Instrumente finden lassen, die dem Nutzer das Rüstzeug an die Hand geben, sich vor unlauteren oder gar kriminellen Machenschaften im Netz vorzusehen, ohne dass die Bevölkerung, die Informationsindustrie und auch die Politik ein Bewusstsein dafür entwickeln, was zulässig ist, wird es nicht gehen, sagt Peter Druschel , wissenschaftlicher Direktor des Max-Planck-Institutes für Softwaresysteme.
"Also, Grundlage ist das öffentliche Bewusstsein, nur dann ist auch der politische Wille da etwas zu ändern. Und wenn, welche Gesetzte machen überhaupt Sinn, weil sie einhaltbar sind, weil wir sie kontrollieren können. Dann ist im nächsten Schritt die Politik gefragt, entsprechende Regularien auch in Gesetze umzusetzen.
Und das Internet ist ein globales Netzwerk. Es reicht also nicht, wenn Deutschland und Europa sich entscheiden einen gewissen Weg einzuschlagen, da müssen gewisse Grundprinzipien international eingeführt werden."
Wie wichtig diese politische Willensbildung ist, zeigen die bekannt gewordenen Abhörpraktiken amerikanischer oder britischer Geheimdienste überdeutlich. Experten wussten längst, was Edward Snowden einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt hat. Und die Enthüllungen Snowdens haben wohl auch ihren Teil dazu beigetragen, dass die EU nun Forschungsgeld in die Bekämpfung der Internet-Kriminalität lenkt.