Auf der wildesten Berlinale-Party
Der Teddy Award der Berlinale zeichnet seit 32 Jahren Filme aus, die sich mit queeren Themen beschäftigen. Die Gala und die nachfolgende Party gilt als eine der wildesten der Berlinale. Reporterin Gesa Ufer hat mitgefeiert.
Die Teddy-Gala das ist auch so etwas wie der Jahresauftakt für die LGBTI-Gemeinschaft. Die queere Community feiert sich in der Regenbogenstadt Berlin auch selbst, sagt Berlinale-Reporterin Gesa Ufer. Die Gäste des Abends bekamen im Haus der Berliner Festspiele eine kurzweilige Gala mit Akrobatik, Spoken-Word-Performances und Musik von der deutschen Rapperin und Aktivistin Sookee, aber auch von der Travestie-Künstlerin Irmgard Knef, der "heimlichen Schwester" von Hildegard, zu sehen.
Besonders beindruckend fand Gesa Ufer den Auftritt der brasilianischen Trans-Gender Ikone Linn da Quebrada. Die hochgewachsene 27-Jährige singt sehr explizit über Körperlichkeit, Sex und ihr Leben als Trans-Mensch in Brasilien, einem ausgesprochen homophoben Land, in dem im vergangenen Jahr rund 400 Morde an Menschen aus der LGBTI-Gemeinschaft verübt wurden.
Ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt
Der Teddy will vor allem ein Zeichen für Toleranz, Vielfalt und für die Rechte von Minderheiten setzen. Viele Redner erinnern an die Länder, in denen es in den vergangen Jahren eine dramatische Rückentwicklung bezüglich Toleranz von Minderheiten gab, Länder wie Russland oder die Türkei etwa.
Wieland Speck hat 25 Jahre die Panorama-Sektion auf der Berlinale geleitet und den Teddy vor 32 Jahren erfunden. Für ihn ist es ein Erfolg, dass viele A-Festivals auf der ganzen Welt dem Beispiel des Teddy Awards gefolgt sind - und mittlerweile einen queeren Filmpreis vergeben.
Karneval, Subkultur und Politik
Als bestern Dokumentarfilm wurde Bixa Travesty ausgezeichnet - eine Dokumentation von Claudia Priscilla und Kiko Goifman über die brasilianische Transgender-Ikone Linn da Quebrada.
Den Teddy für den besten Spielfilm bekam der brasilianische Film Tinta Bruta von Marcio Reolon und Filipe Matzembacher - ein ästhetisch raffiniert erzählter Film. Die beiden Filmemacher erzählen die Geschichte von Pedro, der als junger Schwuler sein Geld in einem Chatroom als Performer verdient. Seine Spezialität: Er bemalt seinen nackten Körper mit Neonfarben und leuchtet deshalb wahnsinnig schön im Dunkeln. Als jemand in der Stadt genau diese Kunstform kopiert, nimmt diese Geschichte allerdings eine sehr dramatische Wendung. Der Preis der Jury ging an den Film Obscuro Barroco, ein bildgewaltiges Werk über Karneval, Subkultur und Politik in Rio de Janeiro.
Neu vergeben wurde in diesem Jahr der Newcomer-Preis. Er ging an einen Film aus der Generation-Reihe: der peruanischer Jugendfilm Retablo über einen 14-Jährigen, der unter dem strengen Patriarchat einer Dorfgemeinschaft leidet.