Tee-Frust

China entdeckt den Kaffee

Chinesischer Bauer bei der Kaffeeernte.
Chinesischer Bauer bei der Kaffeeernte. © dpa / picture alliance / Yang Zheng
Von Ruth Kirchner |
China gilt als das Land der Teetrinker. Doch neuerdings boomt das Geschäft mit dem Kaffee. In Peking etwa gibt es heute tausende von Cafés, einige mit eigener Rösterei. Den Besuchern geht es um Lifestyle - und die Gesundheit.
Das Las-Café im Pekinger Künstlerviertel 798. Das moderne Café bietet alles, was junge Chinesen mögen: westliches Ambiente, freies Internet, ein bisschen moderne Kunst an den Wänden – und besten Kaffee. Kolumbianische Bohnen, frisch geröstet, dazu geschäumte Milch oder Espresso pur:
„Ich trinke oft Kaffee, sagt dieser Stammgast. Fast jeden Tag. Ich mag Kaffee ohne Zucker, einfach nur schwarz."
„An Werktagen brauche ich morgens meinen Kaffee", sagt diese junge Frau. „Einen am Morgen und einen Nachmittags."
Seit ein paar Jahren wird Kaffee populär
Was in Deutschland seit Generationen zum Alltag gehört, ist für China noch neu. Denn die Eltern dieser jungen Leute sind alle Teetrinker. Kaffee ist erst seit ein paar Jahren populär.
„Wir haben es mit einer neuen Generation von Konsumenten zu tun, sagt Bill Lü. Gerade Studenten sind von ausländischer Kultur beeinflusst und passen sich dem westlichen Lebensstil an. Älteren Leuten, die in chinesischen Traditionen verhaftet sind, fällt das schwerer."
Bill Lü kommt aus Taiwan und ist Kaffee-Berater in Peking. Er zeigt seinen Kunden, wie man ein modernes Café einrichtet und die Gäste bei Laune hält – und wie man guten Kaffee kocht.
Im Las-Café etwa werden die Kaffeebohnen vor Ort geröstet – in einer hochmodernen Maschine aus Deutschland. Das garantiert Frische und Geschmack. Im Schnitt trinkt jeder Chinese zwar nur fünf Tassen Kaffee im Jahr, ein winziger Bruchteil von dem was die Deutschen konsumieren. Aber der Verbrauch geht mit Wachstumsraten von jährlich 15 Prozent steil nach oben. In Städten wie Peking gibt es bereits über 3600 Cafés – darunter viele kleine wie das Las. Und der Markt hat noch viel Potential, nicht nur was die Qualität des Kaffee angeht:
„Kaffee ist ein Lebensstil", sagt Lü. „Neben gutem Kaffee braucht man eine gemütliche Umgebung, gute Musik, ein Lächeln der Bedienung, guten Service. Dafür fehlt in China oft noch das Verständnis."
Kaffee ist gut für die Gesundheit, sagt man
Große Firmen wie Starbucks und koreanische Coffeeshop-Ketten expandieren längst auch außerhalb der Metropolen. Selbst der Kaffeeanbau im südchinesischen Yunnan, der bislang vor allem für den Export produzierte, kann vom neuen Boom profitieren. Dem Kaffee werden mittlerweile sogar positive Wirkungen zugesprochen:
„Kaffee ist gut für die Gesundheit", sagt die junge Frau im Cafe Las. „Tee ist irgendwie schlecht, davon sollte man nicht zuviel trinken."
Dass Kaffee den Tee als Nationalgetränk ablösen könnte, glaubt indes selbst Berater Lü nicht. Andere asiatische Länder haben es vorgemacht: In Japan und Südkorea hat sich Kaffee längst etabliert – und den Tee doch nicht verdrängt.
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