Teilen statt wegschmeißen
Jeder Bundesbürger schmeißt pro Jahr etwa 80 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Immer mehr Menschen protestieren dagegen - mit Taten statt Worten. Nun organisieren sich die selbst ernannten Lebensmittelretter über ein neues Internetportal.
Raphael Fellmer sitzt in seinem Arbeitszimmer. Die Wohnung im gutbürgerlichen Berlin-Dahlem ist so etwas wie seine Schaltzentrale. Von hier aus koordiniert der Umweltaktivist bundesweit ein Netzwerk von selbst ernannten Lebensmittelrettern. Seit Jahren lebt er mit seiner Familie fast ohne Geld, auch die Wohnung ist ein Tauschgeschäft. Hausmeisterarbeiten wie Rasenmähen, Bäume schneiden und Reparaturen gegen freie Logis. Der 29- Jährige nippt an einem Becher Tee, fixiert den Computerbildschirm. Seit fünf Monaten ist das Internetportal Foodsharing.defreigeschaltet, das er mitgegründet hat. 15.000 Nutzer sind schon dabei, sagt Fellmer. Er streicht die glatten Haare nach hinten, liest vor, was in Deutschland gerade umsonst im Angebot ist.
"Babynahrung, Backwaren, Obstkuchen, Aktiva Joghurt, Feldsalat, Fenchel, Brokkoli, Alete Anfangsmilch, Kartoffeln und Schokolade, Käse in fast allen Sorten, saure Sahne, man merkt wirklich durch die Bank, es gibt alles. Woran wir noch arbeiten ist, dass es das überall gibt."
Fellmer lehnt sich zurück, schwärmt für die Idee, dass schon bald jeder in der eigenen Nachbarschaft mindestens einen Lebensmittelretter kennt, bei dem man Essen abholen oder abgeben kann.
"Dass auch viele Leute einen Schritt weiter gehen und sagen, ich investiere auch ein zwei Stunden meiner Zeit pro Woche und hole Sachen irgendwo ab, stell sie rein oder verschenk sie weiter. Ich glaube, dass da sehr viel Potenzial steckt."
"Babynahrung, Backwaren, Obstkuchen, Aktiva Joghurt, Feldsalat, Fenchel, Brokkoli, Alete Anfangsmilch, Kartoffeln und Schokolade, Käse in fast allen Sorten, saure Sahne, man merkt wirklich durch die Bank, es gibt alles. Woran wir noch arbeiten ist, dass es das überall gibt."
Fellmer lehnt sich zurück, schwärmt für die Idee, dass schon bald jeder in der eigenen Nachbarschaft mindestens einen Lebensmittelretter kennt, bei dem man Essen abholen oder abgeben kann.
"Dass auch viele Leute einen Schritt weiter gehen und sagen, ich investiere auch ein zwei Stunden meiner Zeit pro Woche und hole Sachen irgendwo ab, stell sie rein oder verschenk sie weiter. Ich glaube, dass da sehr viel Potenzial steckt."
Brötchen für die Mutter und ihre drei Kinder
Im Zimmer riecht es nach Brötchen und Laugenstangen. Auf dem Sofa liegt eine Plastiktüte, gefüllt mit übrig gebliebenen Backwaren. Die hat Fellmer am Vorabend beim Bäcker um die Ecke abgeholt und bei foodsharing ins Internet gestellt. Nun wartet er auf Alwina, sie will die Brötchen abholen. Beide haben über das Internet hin und her gepostet, kennen sich aber nicht persönlich. Hoffentlich ist sie pünktlich, meint Raphael. Dann steht Alwina mit ihren drei Kindern im Treppenhaus.
"Hallo, ich bin der Raphael, schön, dass du da bist und so pünktlich! Ja, Brötchen werden immer gebraucht und gern gegessen und von daher habe ich das mit einem schönen Spaziergang verbunden."
Sie öffnet einen großen schwarzen Rucksack. Tochter Lilly, zwei Jahre alt, knabbert an einer Brezel. Die beiden Jungs packen Laugenstangen, Croissants und Brötchen ein. Alwina erzählt, dass sie selber regelmäßig Lebensmittel anbietet, um Geld zu sparen, aber vor allem aus Überzeugung.
"Wenn Käse gekauft wurde, der nicht gegessen wird, so Sachen halt. Bevor wir sie in die Tonne schmeißen, weil sie keiner isst, kann man sie einfach abholen."
Raphael sieht auf die Uhr. Er hat es eilig. Sein nächster Termin, der Biomarkt um die Ecke. Auf den Deal mit der Supermarktkette ist er besonders stolz. Jeden Tag können die Lebensmittelretter dort ganz legal übrig gebliebene Ware abholen. Raphael nimmt das Fahrrad, zwanzig Minuten später ist er am Ziel.
Der Platz hinter dem Supermarkt ist um die Mittagszeit fast leer. Direkt neben dem Hof für Lieferanten und Großhändler steht ein voller Einkaufswagen mit Obst und Gemüse.
"Hallo, ich bin der Raphael, schön, dass du da bist und so pünktlich! Ja, Brötchen werden immer gebraucht und gern gegessen und von daher habe ich das mit einem schönen Spaziergang verbunden."
Sie öffnet einen großen schwarzen Rucksack. Tochter Lilly, zwei Jahre alt, knabbert an einer Brezel. Die beiden Jungs packen Laugenstangen, Croissants und Brötchen ein. Alwina erzählt, dass sie selber regelmäßig Lebensmittel anbietet, um Geld zu sparen, aber vor allem aus Überzeugung.
"Wenn Käse gekauft wurde, der nicht gegessen wird, so Sachen halt. Bevor wir sie in die Tonne schmeißen, weil sie keiner isst, kann man sie einfach abholen."
Raphael sieht auf die Uhr. Er hat es eilig. Sein nächster Termin, der Biomarkt um die Ecke. Auf den Deal mit der Supermarktkette ist er besonders stolz. Jeden Tag können die Lebensmittelretter dort ganz legal übrig gebliebene Ware abholen. Raphael nimmt das Fahrrad, zwanzig Minuten später ist er am Ziel.
Der Platz hinter dem Supermarkt ist um die Mittagszeit fast leer. Direkt neben dem Hof für Lieferanten und Großhändler steht ein voller Einkaufswagen mit Obst und Gemüse.
Was essbar ist, wird verwertet
Margarete und Johanna sind oft dabei, helfen, die Lebensmittel zu sortieren. An diesem Tag ist der Einkaufswagen besonders voll. Da liegen pralle, rote Paprika, Petersilienwurzeln, Tomaten, Avocados. Raphael lacht, hält eine Tüte mit aromatisch duftenden Miniorangen in der Hand. Im Laden würden sie mindestens zehn Euro kosten. Nur wenige sind ein bisschen eingedrückt. Familie, Nachbarn und Freunde, Margarete versorgt viele mit dem, was sonst auf dem Müll landen würde. Geldsorgen hat sie nicht, aber die Wegwerfgesellschaft ist ihr ein Gräuel.
"Seitdem Raphael das so wunderbar offiziell gemacht hat, kann man hier auf eine gute Art und Weise was abholen ohne das Gefühl zu haben, man macht etwas Verbotenes oder man könnte erwischt werden. Alles was essbar ist, wird verwertet und die letzte Station sind die Tiere."
Johanna, eine junge Frau mit schulterlangen dunklen Haaren packt Salatblätter und angematschte Tomaten in eine Tüte. Sie sammelt für die Hühner auf einem nahe gelegenen Bauernhof. Karotten, Äpfel und rote Beete bringt sie in einen Pferdestall.
"Also, ich bin mit einem Garten aufgewachsen und weiß einfach, dass Gemüse lange viel Pflege braucht, bis es zu ernten und zu essen ist. Und ich finde es wahnsinnig schade, wenn es bis in den Laden gekommen ist und dann am Ende nur noch weggeworfen wird."
Jeder Bundesbürger schmeißt pro Jahr etwa 80 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Eine Studie der Universität Stuttgart hat ergeben, dass allein Privathaushalte jedes Jahr fast sieben Millionen Tonnen Essen entsorgen. Raphael Fellmer kennt die Zahlen. Er öffnet eine Tüte Paprika.
"Hier in der Plastiktüte ist eine schlecht, die anderen sechs Paprika sind noch gut. Am besten machen wir alles vor Ort, die schlechten raussortieren und die anderen, da nimmt sich dann jeder was mit, was er brauchen kann."
Für den Familienvater ist die Organisation mittlerweile ein Fulltime-Job. Er hievt noch einen großen Plastiksack mit Brot und Brötchen auf den Gepäckträger, schwingt sich auf sein Fahrrad und radelt nach Hause. Was er nicht selber braucht, wird er noch am gleichen Tag an Freunde und Nachbarn verschenken oder ins Internet stellen.
"Seitdem Raphael das so wunderbar offiziell gemacht hat, kann man hier auf eine gute Art und Weise was abholen ohne das Gefühl zu haben, man macht etwas Verbotenes oder man könnte erwischt werden. Alles was essbar ist, wird verwertet und die letzte Station sind die Tiere."
Johanna, eine junge Frau mit schulterlangen dunklen Haaren packt Salatblätter und angematschte Tomaten in eine Tüte. Sie sammelt für die Hühner auf einem nahe gelegenen Bauernhof. Karotten, Äpfel und rote Beete bringt sie in einen Pferdestall.
"Also, ich bin mit einem Garten aufgewachsen und weiß einfach, dass Gemüse lange viel Pflege braucht, bis es zu ernten und zu essen ist. Und ich finde es wahnsinnig schade, wenn es bis in den Laden gekommen ist und dann am Ende nur noch weggeworfen wird."
Jeder Bundesbürger schmeißt pro Jahr etwa 80 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Eine Studie der Universität Stuttgart hat ergeben, dass allein Privathaushalte jedes Jahr fast sieben Millionen Tonnen Essen entsorgen. Raphael Fellmer kennt die Zahlen. Er öffnet eine Tüte Paprika.
"Hier in der Plastiktüte ist eine schlecht, die anderen sechs Paprika sind noch gut. Am besten machen wir alles vor Ort, die schlechten raussortieren und die anderen, da nimmt sich dann jeder was mit, was er brauchen kann."
Für den Familienvater ist die Organisation mittlerweile ein Fulltime-Job. Er hievt noch einen großen Plastiksack mit Brot und Brötchen auf den Gepäckträger, schwingt sich auf sein Fahrrad und radelt nach Hause. Was er nicht selber braucht, wird er noch am gleichen Tag an Freunde und Nachbarn verschenken oder ins Internet stellen.