Traditionelle Indische Musik in London

    Tempeltrommler und Kunstmusik

    28:47 Minuten
    Eine Frau schaut über die rechte Schulter in die Kamera.
    Entwickelt die jahrtausendealte Hindustani-Musik in London weiter: Sängerin Ranjana Ghatak. © Ranjana Ghatak / press
    Von: Rolf Killius |
    Von den neun Millionen Menschen, die in London leben, haben eine Millionen einen Migrationshintergrund in Pakistan, Indien, Sri Lanka oder Bangladesch - den ehemaligen britischen Kolonien. Auch ihr musikalisches Erbe hat in der englischen Haupstadt längst einen festen Platz und erfreut sich wachsender Beliebtheit.
    Die Reise beginnt in Kerala, dem fruchtbaren und sehr musikalischen Bundesstaat im Süden Indiens. Die Stadt Guruvayur ist berühmt für seinen Hindu-Tempel und noch berühmter für seine zahlreichen Tempelfestivals mit verschiedensten Perkussionsorchestern. Obwohl Südindien bekannt ist für seine Kunstmusik, die Karnatische Musik, blieb Keralas Perkussionsmusik außerhalb dieses Bundesstaates nahezu unentdeckt.

    Eine vielseitige, lebendige Szene

    Nachdem der Autor dieser Sendung, Rolf Killius, aus Indien in seine Wahlheimat London zurückgekehrt war, gab es großes Interesse an seinen Musikaufnahmen aus Indien. Vor allem junge Mitglieder der großen Migrantengemeinde aus Kerala wollten diese außergewöhnliche Tempelmusik selbst spielen.
    Denn die Szene traditioneller Indischer Musik in der multikulturellen englischen Hauptstadt ist groß und vielseitig. Neben der erwähnten südindischen Karnatischen Musik, ist die Hindustani-Musik, also die Kunstmusik Nordindiens und Pakistans, die wohl bekanntere Form traditioneller Indischer Musik. Zur Popularität dieser Musik auch außerhalb Indiens hat vor allem ein Musiker beigetragen: Ravi Shankar.
    Auch Ravi Shankar verbindet eine lange Tradition mit London. Schon 1966 wurde dort ein Album im bekannten EMI Studio aufgenommen. Bis heute leben Shankars Witwe und seine Musikertochter Anoushka in der britischen Hauptstadt.

    Traditionelle Formen im Hier und Jetzt

    Eine zentrale Figur der heutigen Szene ist Ranjana Ghatak. Obwohl sie eine Vokalistin ist, steht sie in der Tradition eines Instrumentalisten: Der 2009 verstorbene Ali Akbar Khan gilt zusammen mit Ravi Shankar als einer der ganz großen Vertreter der Hindustani-Musik, also der nordindischen Musiktradition. Ranjana Ghatak entwickelt die jahrtausendealte Musik weiter, indem sie etwa mit der britischen Folk-Sängerin Iona Lane zusammenarbeitete.
    Ein weiterer Vertreter, der für die Tempelmusik aus Kerala im heutigen London eine wichtige Rolle spielt, ist Vinod Navadhara. Er unterrichtet über 500 Studierende in der Trommelkunst aus Kerala. Und auch hier gibt es eine Weiterentwicklung: Vinod Navadhara unterrichtet auch Frauen auf diesem traditionell von Männern gespielten Instrumenten - und diese stehe ihren männlichen Kollegen natürlich in nichts nach.
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