Tennis-Bundesliga

Verpatzter Neuanfang nach Corona-Pause

10:38 Minuten
Blick auf einen Tennisplatz, im Vordergrund sind Gäste auf der Tribüne zu sehen.
Nach dem Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2019 spielt TuS Sennelager nun wieder eine Liga tiefer. © Heinz Schindler / Deutschlandfunk Kultur
Von Heinz Schindler |
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Auch die Tennisbundesliga musste coronabedingt pausieren. Der Neustart gestaltete sich holprig, was die zeitliche Planung, die Transparenz seitens des Deutschen Tennis-Bundes und auch die Vermarktung der Liga betrifft.
Es lief von Anfang an nicht rund mit dieser Tennis-Bundesligasaison, genauer: schon weit vor ihrem Beginn. Sollte nach einem Jahr Corona-Pause überhaupt gespielt werden? Notfalls auch ohne Zuschauer? Für manche Vereine war das keine Option, doch die Aussicht auf 25.000 Euro Geldstrafe und den Zwangsabstieg ließ de facto keine andere Wahl zu.

Der Zwangsabstieg droht

"Das Geld auf der einen Seite tut natürlich weh, vor allem so einem kleinen Verein wie uns", sagt Marc Renner, Teammanager beim TuS Sennelager: "Aber auf der anderen Seite ist es auch schmerzhaft, wenn man dann absteigen muss und die nächsten zwei Jahre nicht wieder aufsteigen darf. Dann wäre das quasi das Ende des Leistungssports in Paderborn. Man hätte definitiv von vorne wieder angefangen und ob man dafür noch einmal die Kraft und die Zeit investiert hätte, wage ich mal zu bezweifeln."
Die zehn Vereine der Liga seien sich einig gewesen, in diesem Jahr ohne einen sportlichen Abstieg zu spielen. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) lehnte dies ab – ohne Begründung. Die gab es auch nicht dafür, warum der erste Spieltag parallel zum Turnier in Wimbledon angesetzt worden war, dann aber auf Betreiben mancher Clubs doch verlegt wurde.

Sennelagers Nr.1 in Wimbledon

"Wir haben ja bis zum 15. März Zeit gehabt, die Mannschaften so aufzustellen, dass wir an jedem Spieltag – und die Spieltage sind seit Januar oder Dezember letzten Jahres schon bekannt – eine spielfähige Mannschaft haben", erläutert Renner. "Von daher hat uns das auch verwundert, dass scheinbar einige Vereine dann gemerkt haben, dass sie gar keine Mannschaft am 1. Spieltag hätten. Und daraufhin hat der DTB scheinbar reagiert."
Wem das entgegenkommt, ist klar: "Natürlich den großen Vereinen. Auf der einen Seite kann ich das verstehen. Jeder möchte gerne die Topspieler sehen", sagt Renner. "Aber das ist etwas, das wir schon im März/April angesprochen haben und von daher hätte man das sicherlich auch wesentlich eleganter und auch wesentlich eher im Vorfeld klären können."

Im Gespräch mit Thomas Jaedicke zeigt sich Dirk Hordorff, der Vizepräsident des Deutschen Tennis Bunds, "sehr froh, dass wir diese Saison spielen konnten". Die Saison zuvor war wegen Corona ausgefallen. Die Kritik, wie sie Marc Renner in diesem Beitrag äußert, weist Hordorff entschieden von sich. Das ganze Gespräch hören Sie direkt im Anschluss im Audio zu diesem Beitrag [AUDIO].

Deutscher Tennis Bund (DTB)-Vizepräsident Dirk Hordorff.
© picture alliance /dpa/Christoph Schmidt
So besiegte Sennelagers Nummer eins, Hubert Hurkacz, in Wimbledon Roger Federer und hatte dadurch die Gelegenheit, noch andere Turniere zu spielen. Dort verdienen Tennisprofis ihr Geld, nicht in der Bundesliga.
Verletzungspech und persönliche Erfolge anderer Spieler hatten für den TuS Sennelager zur Folge, im Heimspiel gegen Rosenheim kein Personal mehr für die Doppel zu haben. Damit endete auch die Übertragung im Tennis Channel vorzeitig – einer Internetplattform, die sämtliche Spiele zeigt.

90 Prozent der Streaming-Einnahmen bleiben beim DTB

Renner sagt zu dem Streaming-Angebot, man sei im Vorfeld nicht gefragt worden. "Ich weiß auch nicht, was unser Vorteil da sein soll. Ich denke, die Tennisbundesliga lebt in erster Linie von der Stimmung und von den Zuschauern, die bei den entsprechenden Heimspielen da sind. Und da ist jeder Verein auf sich angewiesen, das Ganze zu vermarkten. Ob jetzt da der große Boom kommt in Sachen 'Ich schau mir das Spiel im Internet an', das weiß man nicht."
Die Vermarktung durch den Verband bringe den Vereinen jeweils 3000 bis 4000 Euro ein, so hört man aus der Liga. Das wäre insgesamt etwa ein Zehntel der Summe, die der DTB für die Übertragungsrechte erhalten haben soll. Das ist nicht viel und nur einer der Punkte, über die nach Saisonende sicherlich Redebedarf besteht.
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