Teodor Currentzis bei den Berliner Philharmonikern

Zwischen Himmel und Hölle

Der griechische Dirigent Teodor Currentzis, Jahrgang 1972
Debütant auf heiklem Terrain: Der griechische Dirigent Teodor Currentzis © picture alliance / Sputnik / Evgenya Novozhenina
Moderation: Olaf Wilhelmer |
Kultfigur? Überschätzt? Scharlatan? Eines lässt sich festhalten: Wo Teodor Currentzis ist, ist es jedenfalls nicht langweilig. Nun debütiert der griechische Dirigent bei den Berliner Philharmonikern.
Ein Debüt, ein lange erwartetes zumal, ist gemeinhin ein fröhlicher Anlass. Aber weil es sich hier um ein besonderes Debüt handelt, steht auch ein ungewöhnliches Werk auf dem Programm: Mit Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" gibt Teodor Currentzis seine Visitenkarte als Gastdirigent der Berliner Philharmoniker ab.
Verdis bestürzendes Tongemälde über die letzten Dinge ist dafür nicht unbedingt das Repertoire der Wahl, obwohl das Requiem gelegentlich auf dem philharmonischen Spielplan steht. Claudio Abbados Aufführungen dieses oft als opernhaft verschrienen Oratoriums zählen zu den Höhepunkten der jüngeren Geschichte dieses Orchesters.

Radikal ganzheitlich

Für den 1972 in Athen geborenen Currentzis bietet Verdis Requiem freilich den Vorteil, dass er darin ein von ihm gegründetes Ensemble glanzvoll präsentieren kann, den "musicAeterna choir". Bis zu diesem Sommer war der Chor zusammen mit dem gleichnamigen Orchester an das Opernhaus im russischen Perm gebunden, wo Currentzis – der zuvor in Nowosibirsk tätig war – sein Verständnis eines radikal ganzheitlichen Musiktheaters erproben konnte.
Der Komponist Giuseppe Verdi
Skeptischer Requiem-Komponist: Giuseppe Verdi© picture-alliance / United Archives/TopFoto
Beide "musicAeterna"-Ensembles sind der historisierenden Aufführungspraxis verpflichtet und erproben nun als unabhängige, privat finanzierte Unternehmungen neue Freiheiten des Musizierens. Immer angeleitet vom Klassik-Rebellen und Weltstar Teodor Currentzis.

Letzte Dinge am ersten Abend

Spannend ist nun, wie Currentzis mit den Berliner Philharmonikern zurechtkommt – und diese mit ihm. Von diesem herausragenden Orchester erstmals eingeladen zu werden, ist zwar eine große Ehre für jeden Dirigenten, aber über die höheren philharmonischen Weihen kann sich nur der freuen, der auch eine Wiedereinladung erhält.
Ein Porträt des Dirigenten Teodor Currentzis von Margarete Zander:
Ob die "letzten Dinge" in Verdis Requiem auch zu Currentzis‘ erstem und zugleich letztem Philharmoniker-Konzert führen, oder ob aus der Neugier aufeinander eine fruchtbare Beziehung entstehen kann, wird sich an diesem Abend zeigen.
Live aus der Philharmonie Berlin
Giuseppe Verdi
Messa da Requiem
Dolby digital 5.0
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