Teresa Koloma Beck ist Professorin für Soziologie der Globalisierung an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaft der Universität der Bundeswehr München und Gastwissenschaftlerin am Hamburger Institut für Sozialforschung. Sie studierte in Paris und an der Universität Witten/Herdecke und promovierte 2010 an der Humboldt-Universität zu Berlin über Veralltäglichungsprozesse im Bürgerkrieg. Der Schwerpunkt ihrer akademischen Arbeit liegt in der alltagssoziologischen Erforschung von Gewaltkonflikten und Globalisierungsdynamiken.
Abreißen ist nicht immer die Lösung
05:31 Minuten
Kopf ab oder gleich ganz ins Meer: Demonstranten gehen derzeit rabiat gegen Statuen vor, die in Verbindung mit Rassismus stehen. Es gebe andere Wege, mit solchen Denkmälern umzugehen, meint Teresa Koloma Beck. Etwa ein Gegendenkmal daneben zu setzen.
Erst erwischte es den Sklavenhändler Edward Colston, dessen Statue von Antirassismusaktivisten ins Hafenbecken von Bristol gestürzt wurde. Dann wurde einer Kolumbusstatue in Boston der Kopf abgeschlagen. Und jetzt will die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, elf Denkmäler von Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert für die Aufrechterhaltung der Sklaverei eingetreten waren, aus dem Washingtoner Kapitol entfernen lassen.
Doch ist der Weg, unliebsame Denkmäler zu entfernen, sie ins Meer zustürzen oder symbolisch hinzurichten, wirklich die richtige Lösung im Sinne einer demokratischen Erinnerungskultur?
Die Soziologin Teresa Koloma Beck, die an der Universität der Bundeswehr in München lehrt, plädiert für unterschiedliche Wege im Umgang mit problematischen Denkmälern. Statt abreißen sei es zum Beispiel möglich, eine Art "Gegendenkmal" daneben zu setzen. Das habe man etwa in Hamburg gegenüber einem Kriegsdenkmal getan.
Und in Düsseldorf habe man gerade beschlossen, eine begehbare Fußgängerbrücke über ein Soldatendenkmal zu setzen, an dem regelmäßig Neonaziaufmärsche stattfänden. Denn solche Denkmäler seien "auch Orte der Mobilisierung für bestimmte politische Bewegungen, die man unter demokratischen Gesichtspunkten problematisch finden muss", betont Koloma Beck.
Problematische Denkmäler in einen neuen Kontext stellen
Die Soziologin stellt die aktuelle Diskussion außerdem in den Kontext zum Umgang mit Denkmälern in Ostdeutschland und Osteuropa nach 1989, als man sich fragte: Was tun mit den ganzen sowjetischen Ehrenmälern und Lenin-Statuen?
Von den politischen Denkmälern in der DDR seien nur die allerwenigsten zerstört worden, sagt die Soziologin. "Die meisten sind umgesetzt worden oder umgestaltet worden, irgendwie verwandelt worden." Etwa in ein Museum gebracht worden. Denn auch das sei eine Möglichkeit, ein Denkmal aufzubewahren, es aber gleichzeitig in einen anderen Kontext zu stellen: "Dadurch kann es gelingen, diesen Kreislauf einer Reradikalisierung zu durchbrechen, wie wenn jetzt die Neonazis jedes Jahr aufmarschieren vor diesem Denkmal (in Düsseldorf, d. Red.) oder bestimmte Gruppen von White Supremacists in den USA vor diesem Konföderiertendenkmal."