Programmtipp: In der Sendung "Ortszeit" ab 17.05 Uhr widmen wir uns auch den Kämpfen im Irak. Unter anderem sprechen wir mit dem Politikwissenschaftler Jochen Hippler .
Islamisten marschieren Richtung Bagdad
Die Kämpfer der islamistischen Isis-Miliz dringen nach eigenen Angaben weiter in Richtung der irakischen Hauptstadt vor. Das irakische Parlament musste seine Entscheidung über die Ausrufung des Notstands verschieben.
Die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (Isis) hat erst vor einigen Tagen die Millionenstadt Mossul im Norden des Irak sowie die Stadt Tikrit eingenommen. Jetzt will sie die Hauptstadt Bagdad angreifen, wo, wie es auf einer Website der Gruppe heißt, die "Entscheidungsschlacht" gegen die Regierungstruppen stattfinden soll. Bei ihrem Weg Richtung Süden stoßen die Isis-Kämpfer Berichten zufolge nur auf geringen Widerstand. Die meisten Soldaten der Regierungsarmee hätten ihre Stellungen aufgegeben oder sich ergeben.
Bei der Eroberung von Mossul fiel den Islamisten jede Menge Kriegsmaterial der irakischen Armee in die Hände, darunter auch Hubschrauber und Panzer. Außerdem erbeuteten sie rund 380 Millionen Euro in der Zentralbank.
Nach der Einnahme von Mossul durch die Isis-Kämpfer befinden sich Hunderttausende Menschen auf der Flucht.
Steinberg: Malikis Politik befördert den Konflikt
Nach Meinung von Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik offenbaren die Erfolge der Islamisten die Fehler der Regierung von Ministerpräsident Maliki. Dieser habe in den vergangenen Jahren alles getan, um Sunniten von der Macht fern zu halten. Diese "hassen die Regierung", sagte Steinberg im Deutschlandradio Kultur, " und deswegen schauen sie zu, wie Isis vor allem sunnitisch dominierte Städte und Regionen einnimmt".
Eine Schlappe musste Maliki bereits hinnehmen: Sein Plan, den Notstand ausrufen zu lassen, wurde vom Parlament durchkreuzt. Mangels Teilnehmern musste die Abstimmung verschoben werden.
Zudem könnte Maliki der Grund sein, weshalb die USA sich momentan mit Militärhilfe für den Irak zurückhält, berichtet Sabrina Fritz. Nach Angaben der "New York Times" habe die irakische Regierung die Vereinigten Staaten bereits Anfang Mai ersucht, Stellungen der Isis-Kämpfer mit Luftangriffen zu zerschlagen - offensichtlich ohne Erfolg
Ölstadt Kirkuk in kurdischer Hand
Die im autonomen kurdischen Verwaltungsgebiet im nördlichen Irak aktiven Peschmerga-Milizen haben nach eigenen Angaben nach dem Rückzug der irakischen Armee in der Stadt Kirkuk die Kontrolle übernommen. Dort lagern große Ölreserven.
Die türkische Regierung prüft derweil die rechtlichen Voraussetzungen für einen Militäreinsatz im Irak, nachdem die Isis-Milizen am Mittwoch mitgeteilt hatten, sie hätten Mitarbeiter des türkischen Konsulates in Mossul als Geiseln genommen.
Ölpreis steigt
Die Berichte über die Kämpfe sowie das mögliche Eingreifen der Türkei in den Konflikt sorgt für Unsicherheit auf den Märkten und treibt den Ölpreis in die Höhe. Die irakische Regierung betont jedoch, die Raffinerien und Ölhäfen im Süden des Landes seien sicher.
abu