Übung für den Ernstfall
Polizei und Bundeswehr üben gemeinsam den Terror-Ernstfall. Doch es werden keine Sirenen heulen: Trainiert wird am Computer. Wie sinnvoll ist eine solche virtuelle Übung? Risikoforscher Ortwin Renn meint: Simulationen könnten ein trügerisches Gefühl der Sicherheit vermitteln.
In Saarbrücken findet ab heute eine gemeinsame Terrorabwehrübung der Polizei und der Bundeswehr statt. Aber als Durchschnittsbürger wird man davon nichts merken. Denn es werden keineswegs Anschläge simuliert und konzertierte Aktionen mit Kunstblut vergießenden Darstellern durchgespielt, sondern nur die kommunikativen und logistischen Abläufe am Computer. Um zu testen: Würde die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Bundeswehr überhaupt im Ernstfall funktionieren.
Wiegen Simulationen uns in Sicherheit?
Aber bringen solchen theoretischen Simulationen etwas? Jeder Simulation vereinfache den tatsächlich möglichen Ernstfall natürlich, sagt der Risikoforscher Ortwin Renn. Der wissenschaftlicher Direktor des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) meint jedoch:
"Aber immerhin: Es ist wichtig, einmal durchzuspielen, was passieren kann, um dann auch Schwachstellen aufzudecken – in der Planung, in der Kommunikation. Da macht es durchaus Sinn."
Renn weist jedoch auf zwei Gefahren hin:
"Das Eine ist, dass man das Ganze als so eine Art Spiel abtut – das kennen wir ja aus der Feuerübung.(…) Das ist die eine Seite – man nimmt es nicht richtig ernst. Und das andere ist genau das Gegenteil, dass man sagt: So, jetzt haben wir es ja geübt, jetzt wissen wir es und jetzt wird die Ernstfallsituation genauso ablaufen, wie das, was wir geübt haben. Dann fällt man in bestimmte Routinen ein – und diese Routinen mögen dann falsch sein."