"Wir müssen mit dem Risiko leben"
Angesichts von Anschlägen wie in Frankreich mehren sich auch in Deutschland Stimmen, die auf eine Aufrüstung der Polizei setzen. Der Polizeiwissenschaftler Rafael Behr widerspricht: Offene Gesellschaften seien nun einmal prinzipiell angreifbar.
Nach dem Anschlag von Nizza wächst auch in Deutschland wieder die Sorge vor Terrorangriffen, zum Beispiel überprüft die Polizei ihr Sicherheitskonzept für das für Samstag geplante Feuerwerk "Kölner Lichter".
Angesichts der Vielfalt der Anschlagsformen könne man sich auf solche Attentate allerdings im Grunde nicht vorbereiten, meint der Polizeiwissenschaftler Rafael Behr von der Hamburger Akademie der Polizei. Offene Gesellschaften seien nun einmal prinzipiell angreifbar. "Und es ist an Tagen wie heute immer besonders schrecklich darüber zu reden, dass das das Risiko von offenen Gesellschaften ist, mit dem wir einfach leben müssen."
Allerdings werde dieser Aspekt in der Debatte oft in den Hintergrund gedrängt, kritisiert Behr. Insofern befürchtet er eine Militarisierung der Polizei: "Dass man mit schweren Waffen ausgerüstet sein will. Dass man sich mit Schutzschilden und Schutzhelmen und Schutzfahrzeugen ausstattet in der Hoffnung, dem Terror und dem Grauen etwas entgegensetzen zu können."
"Im Terrorfall ist der Polizist vor Ort gefragt"
Das Einsatzkonzept der Polizei sei bereits nach Fällen von Amokläufen wie etwa in Erfurt umgestellt worden: Inzwischen müsse jeder Streifenbeamte gewärtig sein, dass er in solche Situationen geraten und dann eben nicht auf Spezialisten warten könne. "Die Amoklagen zum Beispiel werden geübt. Das Vorgehen in Räumen, das Ausschalten von Tätern, das Nicht-Warten auf Verstärkung, das wird tatsächlich geübt", so Behr. "Im Terrorfall ist tatsächlich der Polizist und die Polizistin vor Ort gefragt."