Yassin Musharbash: "Jenseits", Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, 14,99 Euro
Warum sich Jugendliche dem IS anschließen
Jahrelang hat Journalist Yassin Musharbash zu Terrorismus und Radikalisierung recherchiert. In seinem Thriller "Jenseits" erzählt er von einem jungen Deutschen, der sich dem IS anschließt. "Ich wollte eine Radikalisierung plausibel nachzeichnen", erzählt Musharbash.
Yassin Musharbash beschäftigt sich seit Jahren als Journalist mit dem Thema Radikalisierung und Terrorismus. Dann hat er seinen ersten Thriller "Radikal" veröffentlicht - und begeisterte Kritiken dafür bekommen.
In seinem zweiten Roman "Jenseits" erzählt er von einem deutschen Dschihadisten, der sich dem IS angeschlossen hat. Leider sei die Geschichte nicht ungewöhnlich, sondern fast schon ein "Klassiker", sagt Musharbash. Es gebe in Deutschland über 900 junge Menschen, die sich in den letzten Jahren nach Syrien oder in den Irak aufgemacht haben. Viele von denen hätten sich dem IS angeschlossen. Insofern sei sein Roman durchaus "realistisch".
Ideologie und Emotionen spielen eine große Rolle
"Ich wollte eine solche Radikalisierung wirklich plausibel nachzeichnen", sagt Musharbash. Und zwar an einem "denkbar schweren Fall". Denn eigentlich entspricht der im Roman geschilderte Jugendliche nicht vollkommen dem Typus des Jugendlichen, der sich radikalisiert. Dafür sei er etwas zu alt, zu klug und zu deutsch.
"Meine Arbeitsstellung war: Wenn ich es schaffe, jemanden wie Gent Sassenthin aus Rostock nach Bagdad zu verschiffen - und das funktioniert plausibel, dann habe ich selber verstanden, was da passiert. Dann kann ich das auch erzählen."
Letztendlich gebe es verschiedenste Wege der Radikalisierung: Die Romanfigur werde aufgrund von Ideologisierung zum Terrorist, aber auch Emotionen spielen häufig eine große Rolle.
Ein fiktives Buch, um Realität zu erklären
Warum er sich letztendlich als Journalist entschieden hat, einen fiktiven Roman zu dem Thema zu veröffentlichen? - "Im Journalismus ist man oft gezwungen, solche schwierigen Wörter zu benutzen wie mutmaßlich und angeblich und offenbar und nach Informationen von – und all das braucht man im Thriller nicht zu machen. Man kann einen literarischen Raum schaffen, der sehr nah an unserem dran ist, aber nicht total deckungsgleich." Und das schaffe die Möglichkeit, Dinge zu diskutieren. Und der Roman sage "trotzdem etwas über die Realität jenseits des Buches aus".
(lk)