Streit ums Trinkwasser
08:05 Minuten
Der US-Autobauer Tesla will in Grünheide bei Berlin sein erstes europäisches Autowerk bauen. Anwohner und Umweltschützer protestieren gegen die geplante Waldrodung, den steigenden Verkehr und den hohen Wasserbedarf der Fabrik.
"Wir sind hier, wir sind laut, weil Tesla uns das Wasser klaut." – Der Protestzug der rund 150 Tesla-Kritiker führt durch das kleine Städtchen Erkner. Ganz in der Nähe soll die sogenannte "Gigafactory 4" entstehen, Elon Musks erstes Autowerk in Europa.
Viele Demonstranten sind verunsicherte Anwohner. Sie haben Angst, sagen sie, dass der US-Autobauer Tesla ihre Idylle zerstört. Keiner kann nachvollziehen, dass das Land Brandenburg dem Industriegiganten erlaubt – am Rand des idyllischen Berliner Urstromtals, in einer wald- und seenreichen Gegend und einem Wasserschutzgebiet – eine Autofabrik zu bauen. Die Stimmung ist gereizt.
Viele Demonstranten sind verunsicherte Anwohner. Sie haben Angst, sagen sie, dass der US-Autobauer Tesla ihre Idylle zerstört. Keiner kann nachvollziehen, dass das Land Brandenburg dem Industriegiganten erlaubt – am Rand des idyllischen Berliner Urstromtals, in einer wald- und seenreichen Gegend und einem Wasserschutzgebiet – eine Autofabrik zu bauen. Die Stimmung ist gereizt.
Umweltschützer, Anwohner und AfD-Politiker gegen Tesla
"Ich möchte in diesem Ort zufrieden und glücklich leben. Das wird mir genommen. Das Wasser gehört zum Leben, die Natur gehört zum Leben, um nach der Arbeit sich erholen zu können", sagt Elke Bode. Neben ihr steht ihr Mann Manfred Bode. Beide sind Handwerker, beide wohnen in Grünheide.
"Wir haben die Diktatur des Kapitals. Wir hatten früher eine andere Diktatur. Jetzt haben wir die Diktatur des Kapitals."
Die Organisatoren der Protestaktion Mitte Februar wollen nicht mit Journalisten sprechen. Sie sehen sich als Bewahrer der Heimat.
Die Protestierenden kommen aus den unterschiedlichsten Milieus. Neben Anwohnern sind Anti-Kapitalisten, regionale Öko-Aktivisten, Mitglieder der radikalen Kohleausstiegsbewegung "Ende Gelände" darunter. Auch AfD-Landtagsabgeordnete mischen mit, bei den Protesten gegen die Tesla-Ansiedlung. Einer von ihnen ist Christoph Berndt vom rechtsgerichteten Verein "Zukunft Heimat".
"Weil ich das Anliegen der Bürgerinitiative verstehe und unterstütze. Es ist ein brutaler Eingriff in die Natur. Und alles, was wir hören, verstärkt die Skepsis gegen dieses Projekt."
"Wir haben die Diktatur des Kapitals. Wir hatten früher eine andere Diktatur. Jetzt haben wir die Diktatur des Kapitals."
Die Organisatoren der Protestaktion Mitte Februar wollen nicht mit Journalisten sprechen. Sie sehen sich als Bewahrer der Heimat.
Die Protestierenden kommen aus den unterschiedlichsten Milieus. Neben Anwohnern sind Anti-Kapitalisten, regionale Öko-Aktivisten, Mitglieder der radikalen Kohleausstiegsbewegung "Ende Gelände" darunter. Auch AfD-Landtagsabgeordnete mischen mit, bei den Protesten gegen die Tesla-Ansiedlung. Einer von ihnen ist Christoph Berndt vom rechtsgerichteten Verein "Zukunft Heimat".
"Weil ich das Anliegen der Bürgerinitiative verstehe und unterstütze. Es ist ein brutaler Eingriff in die Natur. Und alles, was wir hören, verstärkt die Skepsis gegen dieses Projekt."
Autofabrik braucht 373.000 Liter Wasser pro Stunde
Bei den Protestveranstaltungen geht es um den Tierschutz, um den Anstieg des Verkehrsaufkommens und um den abgeholzten Wald. Das alles überstrahlende Thema ist aber der immens hohe Wasserverbrauch, den der US-Autobauer für sein Autowerk in Grünheide angemeldet hat.
In den Projektunterlagen ist von einem stündlichen Spitzen-Verbrauch von 373.000 Liter Wasser die Rede. Das entspräche ungefähr dem Bedarf einer 70.000 Einwohner großen Stadt. Damit würde die Tesla-Autofabrik jährlich so viel Trinkwasser benötigen, wie eine Stadt in der Größenordnung von Weimar oder Frankfurt an der Oder.
In den Projektunterlagen ist von einem stündlichen Spitzen-Verbrauch von 373.000 Liter Wasser die Rede. Das entspräche ungefähr dem Bedarf einer 70.000 Einwohner großen Stadt. Damit würde die Tesla-Autofabrik jährlich so viel Trinkwasser benötigen, wie eine Stadt in der Größenordnung von Weimar oder Frankfurt an der Oder.
Benötigt wird das Wasser nach Angaben des US-Autobauers unter anderem für das Presswerk, die Lackiererei, die Batteriefertigung, Endmontage sowie als Reserve, falls es im Werk mal brennen sollte. Umweltaktivist Steffen Schorcht schüttelt energisch mit dem Kopf.
"Weil wir wegen des Klimawandels weniger Grundwasserneubildung haben. Das war der Landesregierung bekannt oder hätte bekannt sein müssen. Man hätte aus meiner Sicht den Standort gar nicht anbieten dürfen."
Wasserverband: Können den Bedarf nicht decken
Tesla passe nicht in die Region, die massiv von Austrocknung bedroht sei, sagt Schorcht. Kein Mann der lauten Töne, kein Querulant, eher der Typ Bürokrat. Schorcht kennt die Gesetze, Verordnungen und örtlichen Gegebenheiten aus dem Effeff.
"Tesla will Trinkwasserqualität. Das heißt, es gibt eine Konkurrenz mit den anderen Verbrauchern, also zwischen den Privatverbrauchern, der bestehenden Industrie und der Landwirtschaft und dem hohen Wasserbedarf von Tesla."
Eine Trinkwasserversorgung von stündlich 373.000 Litern könne man derzeit für Tesla nicht bereitstellen, bestätigt Sandra Ponesky, die Sprecherin des örtlichen Wasserverbands Strausberg-Erkner, gegenüber dem Deutschlandfunk.
"Die Menge, die wir liefern können, sind 10,9 Millionen Kubikmeter Wasser. Darüber können wir verfügen."
Mehr ginge gegenwärtig nicht. Mit dem neuen Autowerk von Tesla bräuchte man aber mehr als 18 Millionen Kubikmeter Wasser. Das heißt: Derzeit würden acht Millionen Kubikmeter Wasser fehlen, um den Bedarf von Tesla zu decken.
"Da fehlt ein bisschen was. Da muss man schauen, wie das zu lösen ist."
"Tesla will Trinkwasserqualität. Das heißt, es gibt eine Konkurrenz mit den anderen Verbrauchern, also zwischen den Privatverbrauchern, der bestehenden Industrie und der Landwirtschaft und dem hohen Wasserbedarf von Tesla."
Eine Trinkwasserversorgung von stündlich 373.000 Litern könne man derzeit für Tesla nicht bereitstellen, bestätigt Sandra Ponesky, die Sprecherin des örtlichen Wasserverbands Strausberg-Erkner, gegenüber dem Deutschlandfunk.
"Die Menge, die wir liefern können, sind 10,9 Millionen Kubikmeter Wasser. Darüber können wir verfügen."
Mehr ginge gegenwärtig nicht. Mit dem neuen Autowerk von Tesla bräuchte man aber mehr als 18 Millionen Kubikmeter Wasser. Das heißt: Derzeit würden acht Millionen Kubikmeter Wasser fehlen, um den Bedarf von Tesla zu decken.
"Da fehlt ein bisschen was. Da muss man schauen, wie das zu lösen ist."
Wer zahlt für die Wasserversorgung?
Verschiedene Szenarien kursieren. Zwei davon lauten: Man baut eine Fernwasserleitung oder man bohrt neue Brunnen, um Tesla zu versorgen. Bei Umweltaktivist Schorcht sträuben sich die Haare. Ihn ärgert, dass dann der Steuerzahler für die Wasserinfrastruktur des US-Autobauers Tesla aufkommen müsse.
"Wir wollen das für Tesla nicht zahlen. Aber wenn es über die Landesregierung nicht finanziert wird, dann bezahlen es die Nutzer. Auf jeden Fall wird das Wasser dann teurer."
Der Grünheider parteilose Bürgermeister Arne Christiani schaut mit finsterer Miene. Völligen Quatsch nennt er diese Vermutungen und verspricht:
"Wir haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der normale Endverbraucher nicht mit zusätzlichen Kosten durch die Investition belastet wird. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Letztlich sei die Tesla-Ansiedlung, von der er im September 2019 erstmals erfahren habe, wie ein Sechser im Lotto, sagt Bürgermeister Christiani.
Ähnlich sieht es SPD-Landrat Gernot Schmidt vom Landkreis Märkisch-Oderland. Er kritisiert den örtlichen Wasserversorger, der einfach sage, er könne kein Wasser liefern. Das gehe nicht, denn nach den rechtlichen Vorgaben habe der Wasserversorger die Pflicht, Tesla mit Wasser zu beliefern.
"Der Wasserverband kann nicht nach Gutdünken erklären, er kann nicht liefern oder er hat technische Schwierigkeiten oder er ist nicht in der Lage Wasser. Er hat zu liefern. Punkt. Das ist seine Pflicht, das hat er zu tun."
"Wir wollen das für Tesla nicht zahlen. Aber wenn es über die Landesregierung nicht finanziert wird, dann bezahlen es die Nutzer. Auf jeden Fall wird das Wasser dann teurer."
Der Grünheider parteilose Bürgermeister Arne Christiani schaut mit finsterer Miene. Völligen Quatsch nennt er diese Vermutungen und verspricht:
"Wir haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der normale Endverbraucher nicht mit zusätzlichen Kosten durch die Investition belastet wird. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Letztlich sei die Tesla-Ansiedlung, von der er im September 2019 erstmals erfahren habe, wie ein Sechser im Lotto, sagt Bürgermeister Christiani.
Ähnlich sieht es SPD-Landrat Gernot Schmidt vom Landkreis Märkisch-Oderland. Er kritisiert den örtlichen Wasserversorger, der einfach sage, er könne kein Wasser liefern. Das gehe nicht, denn nach den rechtlichen Vorgaben habe der Wasserversorger die Pflicht, Tesla mit Wasser zu beliefern.
"Der Wasserverband kann nicht nach Gutdünken erklären, er kann nicht liefern oder er hat technische Schwierigkeiten oder er ist nicht in der Lage Wasser. Er hat zu liefern. Punkt. Das ist seine Pflicht, das hat er zu tun."
12.000 Arbeitsplätze sollen entstehen
Gerne hätten wir mit Tesla selbst gesprochen, um beispielsweise zu erfahren, warum Tesla so viel Trinkwasser benötigt, warum man nicht mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeitet, warum man Schmutzwasser nicht wiederaufarbeiten kann. Trotz mehrfacher Anfragen haben wir darauf keine Antworten bekommen.
Bei Vorortterminen gehen die Mitarbeiter von Tesla-Europe arrogant lächelnd, wortlos und kopfschüttelnd an unseren Mikrofonen vorbei.
Bereits 2021 sollen in Grünheide wöchentlich 10.000 Autos vom Band laufen. Nach Angaben des Unternehmens werden im Werk 12.000 Arbeitsplätze entstehen, wie auf der unternehmenseigenen Webseite nachzulesen ist.
"Einen besseren Start für diese Landesregierung hätte es nicht geben können. Und alle können gleich beweisen, dass sie gut sind", sagt Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke. Bis zum 5. März können noch Einwendungen gegen die Industrieansiedlung eingebracht werden. Auch Umweltaktivist Steffen Schorcht will seine Widersprüche anmelden. Er wohnt nur wenige hundert Meter entfernt von der künftigen Autofabrik. Und ist überzeugt, dass die Proteste nicht wirkungslos sein werden.
"Wir sind da wirklich optimistisch. Das heißt: Selbst wenn Tesla kommt, wird es nicht so kommen, wie es Tesla plant."
Bereits 2021 sollen in Grünheide wöchentlich 10.000 Autos vom Band laufen. Nach Angaben des Unternehmens werden im Werk 12.000 Arbeitsplätze entstehen, wie auf der unternehmenseigenen Webseite nachzulesen ist.
"Einen besseren Start für diese Landesregierung hätte es nicht geben können. Und alle können gleich beweisen, dass sie gut sind", sagt Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke. Bis zum 5. März können noch Einwendungen gegen die Industrieansiedlung eingebracht werden. Auch Umweltaktivist Steffen Schorcht will seine Widersprüche anmelden. Er wohnt nur wenige hundert Meter entfernt von der künftigen Autofabrik. Und ist überzeugt, dass die Proteste nicht wirkungslos sein werden.
"Wir sind da wirklich optimistisch. Das heißt: Selbst wenn Tesla kommt, wird es nicht so kommen, wie es Tesla plant."