Test-Wohnen im Restaurant

Von Ruth Reichstein |
Der belgische Möbelherstellers Flamant bietet seinen Kunden einen besonderen Service. In den Geschäften in Brüssel und Antwerpen können die Kunden nicht nur kaufen, sondern auch essen - in Restaurants, die ausschließlich mit Flamant-Produkten ausgestattet sind.
Es herrscht Hochbetrieb im "Flamant’s Dinning" in der Antwerpener Innenstadt. Um die Mittagszeit kommen hier Geschäftsleute, Verkäuferinnen aus den umliegenden Boutiquen und auch einige Touristen zum Lunch vorbei. Ganz nebenbei testen sie die Möbel aus dem Geschäft, das eine Etage tiefer liegt.

Kundin: "Die Idee ist sehr gut, weil das Ambiente ist ungeheuer schön und hier bekomme ich Ideen, wie ich meine Wohnung zuhause einrichten kann. Ich habe schon Kerzenständer und Gläser gekauft. Es ist ein großer Vorteil, die Möbel, die man unten sieht, hier testen zu können. "

Möbel testen beim Essen. So lässt sich das Konzept der Brüder Flamant einfach zusammenfassen. Sie haben in ihren großen Einrichtungshäusern Restaurants aufgemacht - aber eben nicht nur zum Essen.

Geoffrey Stampaert: " Ich arbeite ausschließlich mit Flamant-Produkten: die Stoffe, die Farben, die Dekorationen, die Blumen, die Tische, die Gläser. Das gibt den Kunden die Gelegenheit, die Kollektion aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Jemand, der hier isst, sieht die Produkte in Aktion ... volle Teller, Weingläser ... das ist eine ganz andere Art zu entdecken, was Flamant anbietet."

... sagt Geoffrey Stampaert, der das Flamant-Restaurant in Antwerpen betreibt. Genau das - die Lebendigkeit der sonst oft langweilig ausgestellten Möbel- und Dekostücke - gefällt den Kunden:

Kunde: "Wenn man von Inneneinrichtung spricht, dann geht es immer auch um Atmosphäre, die muss man spüren können, oder sogar anfassen - das gilt zum Beispiel für alles, was aus Holz ist. Deshalb kommen wir jeden Sonntag-Vormittag hier her und wir sehen immer mehrere Hundert Personen ein- und ausgehen."

Die Kunden essen auf Flamant-Tischen, machen es sich zum Kaffee in einem der Sessel bequem, trinken aus den Tassen aus der neuesten Kollektion und stoßen auf ihre neue Inneneinrichtung an. Immer wieder geht das Konzept auf, erzählt Geoffrey:

Geoffrey: "Wir haben unglaublich viele Kunden, die uns nach den Namen oder Referenz-Nummern etwa der Farben fragen. Wir haben hier drei Säle, die verschieden dekoriert und gestrichen sind. Immer wieder fragen die Leute: "Monsieur, wie heißt diese Farbe? Oder was sind das für Teller? Aus was für einem Holz ist dieser Tisch?". Wir haben viele Leute, die danach im Laden nach den Produkten fragen, die sie bei uns gesehen haben."

Und damit es für die Kunden noch einfacher wird, kleben an manchen Deko-Stücken sogar noch die Preise.
Mindestens zwei Mal im Jahr wird die gesamte Dekoration ausgetauscht. Sogar die Farben der Wände ändern sich mit der neuen Kollektion. Noch bestimmt das dunkle Winter-Braun die Restaurants. Aber die Designer planen schon den Umbau mit helleren Farben und frühlings-freundlichen Möbeln.

In einem der überdimensional großen Sessel des Antwerpener "Dinning" sitze eine junge Französin. Sie ist zu Besuch in Antwerpen und macht hier ihre Kaffeepause. Auch sie ist von dem Wohnen auf Probe begeistert. Sie will zwar nicht gleich den Sessel mitnehmen. Aber ....

"Beim Kaffeetrinken ist mir die Tasse aufgefallen und ich finde sie sehr schön. Ich denke, ich werde nachher schauen, ob ich das Service im Landen finden werde. Besonders gut gefällt mir, dass die Tasse nicht die gleiche Farbe hat wie der Unterteller. Gute Idee! Ich kann mir gut vorstellen, dass ich die Tasse nachher kaufe."

Die Idee zum Probe-Essen kam übrigens von den Kunden selbst, erinnert sich Catherine Leonard, Mitarbeiterin der Geschäftsführung:

Leonard: "Der Kunde hat sich in unseren Geschäften so zuhause gefühlt, dass er uns manchmal gesagt hat: Weshalb können wir nicht zusammen essen und ein Glas trinken? Es wäre schön, wenn wir etwas mehr machen könnten als nur unsere Sachen einkaufen. Weshalb nicht ein Restaurant, damit die Kunden zusammen essen können und mit Freunden die Kollektion ansehen können?"

Schnell werden die Tische ab- und wieder eingedeckt. Denn mittlerweile kommen viele Kunden nicht nur in einer Shopping-Pause ins Restaurant, sondern ganz gezielt zum Essen oder auf ein Glas Wein. Das Konzept ist eben nicht nur fürs Probe-Wohnen geeignet, sondern auch sonst eine angesagte Adresse in Antwerpen geworden.

Kundin: "Es gibt viele wunderbare Dinge hier. Ich finde das wirklich außergewöhnlich. Endlich mal ein neues Konzept! So etwas haben wir in Belgien gebraucht! Das unterscheidet sich von den üblichen Restaurant. Das Ambiente ist wirklich wunderbar."

In Deutschland gibt es übrigens auch schon einen Flamants-Store in Hamburg. Und demnächst wollen die belgischen Brüder auch einen Laden in München eröffnen.