Fünf Minuten mit einem Schicksal
Minderjährige "unbegleitete Jugendliche" aus Somalia, Afghanistan, Pakistan und dem Benin erzählen in einem Projekt des Hamburger Thalia Theaters ihre Geschichte. "an,komen" – Unbegleitet in Hamburg" heißt die begehbare Installation von Regisseur Gernot Grünewald.
Zwölf Gäste, zwölf Räume, eher Zellen, sechs rechts, sechs links, durch Vorhänge voneinander getrennt – und wer eintritt mit dem Gong, betritt in jedem Fall eine fremde Welt. Etwa die von Ali, der Tee kocht und die Zutaten für einen Kuchen sortiert, während er am Telefon von sich erzählt.
Derweil übt hinter dem Vorhang links ein Junge aus Pakistan mit dem Sandsack; er ist der nächste auf der Besuchsliste. So sehr haben ihn Entführung und Misshandlung in Pakistan traumatisiert, dass er nur im Box-Training ein wenig Freiheit erlangt.
Jeweils fünf Minuten bleibt jeder und jede von uns bei jedem der Jungen aus Afghanistan, Somalia oder Pakistan – der nächste kam aus Afrika und tanzt sich den Frust vom Leibe, nachdem ihn eine Frau, der er den Platz freimachte in der Bahn, auch noch beschimpfte dafür.
Den Migranten eine Stimme geben, ein Gesicht – das ist Gernot Grünewald am wichtigsten gewesen.
Im Hintergrund sind Kommentare aus dem Alltag zu hören, auch die ganz schlimmen und dummen von AfD-Strategen, oft sprechen die Geflüchteten vom Band in unsere Kopfhörer. Sie erklären uns Schicksal.
Wenn's doch nur Theater-Zwang gäbe für all die ausländer- und flüchtlingsfeindlichen Hass-Prediger im Lande!
Informationen des Thalia Theaters zu an,komen