"The Art of Assembly" am Brut-Theater

Per Zoom über Versammlungen reden

12:28 Minuten
Das Foyer des studio brut. Mehrere Menschen sind durch die lange Belichtungszeit in der Bewegungsunschärfe und wirken wie Geister.
Das Foyer des Brut-Theaters in Wien: Reden über das Potenzial des Zusammenkommens ohne zusammenkommen zu können, ist durchaus paradox, bestätigt Kurator Florian Malzacher. © studio brut / Florian Rainere
Florian Malzacher im Gespräch mit André Mumot |
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Am Wiener Brut-Theater startet Kurator Florian Malzacher ein Online-Gesprächsformat über die Kunst der Versammlung und die Zukunft des Theaters. Es sollen Entwicklungen reflektiert werden, damit die Coronazeit nicht verschenkt sei, so Malzacher.
Je weniger sozialer Kontakt, desto eher besteht die Chance, die Infektionszahlen zu senken. Die Theater bieten deshalb im Lockdown Online-Veranstaltungen an, besinnen sich nicht zuletzt auf Zoom-Konferenzen. Wenn man nicht spielen kann, dann ist vielleicht die Zeit gekommen, um über Grundsätzliches zu diskutieren. So hält man es auch am Brut, der Wiener Spielstätte für freies Theater.
Dort beginnt nun eine neue Reihe: "The Art of Assembly" – Die Kunst der Versammlung. Sie bringt Protagonisten aus verschiedenen Bereichen von Kunst, Politik und Theorie zusammen. Gastgeber des Gesprächs ist Kurator und Autor Florian Malzacher, der unter anderem von 2012 bis 2017 Leiter des Impulse-Festivals war.
In der ersten Ausgabe werden Oliver Marchart, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Wien, und Dana Yahalomi, Direktorin einer performativen Forschungseinrichtung in Tel Aviv, zu Gast sein, um über das Versammeln zu sprechen.

Eine gewisse Paradoxie

Es gehe jedoch nicht nur um den Phantomschmerz, der augenblicklich alle betrifft, sondern auch um sehr konstruktive Fragen. "Wir werden in der Reihe jetzt nicht nur die Wunden lecken, sondern tatsächlich überlegen: Wozu müssen wir uns versammeln?", so Malzacher. "Müssen wir uns tatsächlich versammeln – oder geht es auch ohne? Und was für eine Vorstellung haben wir von der Zukunft?"

Die Paradoxie des Formats sei ihm dabei durchaus bewusst: "Wir reden über das Versammeln und sind noch nicht mal bei der Veranstaltung selber im selben Raum. Das ist natürlich etwas, das das Ganze sehr prägen wird, aber vielleicht gibt es ja den Abstand, um noch einmal genauer draufzuschauen: Was war in den letzten Jahren und was soll in der Zukunft sein?"
Eine eher theoretische Ausrichtung der Gesprächsreihe sei dabei durchaus beabsichtigt, erklärt Malzacher. "Ich glaube, dass auch das gerade notwendig ist. Ich habe das Gefühl, dass sehr viele Theater auch aus ökonomischer Notwendigkeit und aus Verpflichtung und Fürsorge gegenüber ihren Künstlern sehr viel versuchen, etwas zu produzieren – gerade in den ersten Monaten der Pandemie war das so."
Dabei habe man eben wenig Zeit zum Reflektieren gehabt. Malzacher sieht durchaus die Möglichkeit, "dass das jetzt erst langsam anfängt und dass das die Chance ist, wenn es wieder losgeht, dass es nicht nur ein verschenktes Jahr – oder anderthalb Jahre – sein werden."
(amu)
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