Anna Haifisch: "The Artist: Ode an die Feder"
Aus dem Englischen von Marcel Beyer
Reprodukt, Berlin 2021
128 Seiten, 24 Euro
"The Artist: Ode an die Feder"
Anna Haifisch hat es aus Leipzig bis ins New Yorker Museum of Modern Arts geschafft © Matthew James-Wilson / Reprodukt
Eine Oper als Comic
11:18 Minuten
Im mittlerweile dritten Teil der "The Artist"-Reihe bricht Autorin Anna Haifisch mit dem bisherigen Format: Sie erzählt ihre Geschichte als dramatische Oper. Dabei verzichtet sie auf klassische Comicelemente wie die Panelstruktur.
"The Artist" ist ein Vogel, ein Künstler und der Protagonist von mittlerweile drei Büchern, die Anna Haifisch geschrieben hat. Doch "Eine Ode an die Feder" liest sich anders als seine Vorgänger. Denn es handelt sich um eine Oper in Comicform.
Ihr habe die Idee gefallen, den Aufstieg und Fall eines Künstlers mit all den Übertreibungen und dem Kitsch einer dramatischen Oper zu erzählen, erklärt die Autorin. Die Erzählform sei dabei der von Comics nicht weit entfernt.
Es gibt die Charaktere und gezeichnete Bühnenbilder. Die Verbindung sei für Haifisch deshalb fast logisch. Der Unterschied sei, dass die Geschichte zwischen zwei Buchdeckeln passiert und keinen Ton hat. Das Ergebnis beschreibt sie selbst als ihren irresten Comic:
"Ich hatte so Lust, das ins Groteske und Schrullige zu führen; die Figur die Extreme erleben zu lassen. Ich fand die Form auch spannend, in Gedichten und Liedern zu erzählen. Ich übertriebe total mit der Figur und spiele auch mit dem Künstlermythos. Ich habe einfach Lust und Spaß daran, 'The Artist' auch ein bisschen zu quälen und so durchs Unglück stolpern zu lassen. Dann wird er ein kleiner Jesus, der alles an meiner Stelle durchleben muss, um etwas zu erzählen."
Den Bildern Raum lassen
"The Artist: Ode an die Feder" ist auch eine Karikatur der Kunstwelt, wo es beispielsweise um den vulgären Reichtum auf der Art Basel in Miami geht. Gezeichnet hat Anna Haifisch ihren Comic dafür ganz traditionell mit Tusche auf Papier. Stilistisch sieht man durch die sehr reduzierte Farbpalette ihre Verbindung zu Siebdruck.
Die gewählten Farben sollten sommerlich schrill sein, aber auch ein leichtes Unbehagen beim Publikum auslösen, erklärt die Autorin. Anders als bei Comics üblich löst sie sich zudem von der klassischen Panelstruktur mit mehreren Kästen pro Seite, in denen die Handlung erklärt wird. Den Grund dafür erklärt Haifisch so:
"Was mich nach einer Weile ein bisschen gestört hat, ist immer die ständige Wiederholung. Dass man die dieselbe Figur auf einer Seite teilweise sechs, sieben, acht Mal zeichnet. Ich habe das mit ganzseitigen Zeichnungen durchbrochen. So wollte ich den Bildern, Gedichten und Liedern Raum lassen."