The Computer Literacy Project Archive

Als die BBC den Briten den Computer erklärte

Jugendträume der 80er Jahre: win "Commodore PET" und ein "Apple II"
Jugendträume der 80er Jahre: win "Commodore PET" und ein "Apple II" © Deutschlandradio / Wolfgang Noelke
Christian Manuel Alt im Gespräch mit Shanli Anwar |
Wie eine Sendung mit der Maus für Erwachsene: Der Technikjournalist Christian Alt wollte nur kurz in den Internetauftritt des BBC Computer Literacy Projekts schauen - und blieb das ganze Wochenende. Sein Fazit: Die Clips aus den 80ern sind lehrreich und vergnüglich.
So schön kann Schulfunk sein: Die BBC öffnet ihre Archive und präsentiert im Internet hunderte Filme und Clips ihres "Computer Literacy Projects" aus den 1980-ern. Damit erklärte man den Fernsehzuschauern die Wunderkisten, die damals gerade auf den Markt kamen - und die damals vielen beängstigend und rätselhaft erschienen.
"Eigentlich wollte ich da nur mal kurz reinschauen", sagt der Technikjournalist Christian Alt. Aber dann sei er das ganze Wochenende dabeigeblieben. "Es ist besser als Netflix."

Für Einsteiger - die allererste Folge:

"Kronjuwel des Archivs" sei die zehnteilige Reihe "The Computer Programme", die wie eine Art "Sendung mit der Maus für Erwachsene" sei, so Alt. Zum Beispiel werde mit einer Waschmaschine erklärt, wie ein Computerprogramm funktioniert.

1,5 Millionen verkaufte BBC-Computer

Die "Alphabetisierung" der Bürger in Sachen Computer erschöpfte sich seitens der BBC nicht in Fernsehsendungen. Sondern zusammen mit einer Elektronikfirma habe der Sender damals sogar einen eigenen Rechner entwickelt: den "BBC Micro". Ein sehr erfolgreiches Projekt. Ursprünglich habe man damit gerechnet, 12.000 Stück davon verkaufen zu können. "Am Ende waren es dann 1,5 Millionen – auch, weil die BBC ein halbes Dutzend Sendungen produziert hat, die sich nur darum drehen, wie man jetzt mit dem Micro programmieren lernen kann."

Die Kampagne der BBC habe dazu beigetragen, der britischen Bevölkerung die Angst vor Computern zu nehmen, betont Alt. Eine vergleichbare öffentlich-rechtliche Kampagne kann es sich auch für heute vorstellen: "Alle haben gerade Angst vor Künstlicher Intelligenz. Und wie wäre es, wenn wir einfach Leuten beibringen, wie sie in Zukunft ihre KIs programmieren können?"

So dachte man damals über Künstliche Intelligenz:

Jenseits des nostalgischen Vergnügens, sich alte Computer anzusehen, zeige "The Computer Literacy Project" auch, wie sich die Haltung gegenüber der Computertechnik inzwischen verändert habe. "Die alte Idee ist – die man auch in den Videos der BBC noch schön erkennen kann – die Idee des 'Fahrrads für den Geist'", zitiert Alt den verstorbenen Apple-Mitgründer Steve Jobs. Dabei ist die Technik nur ein Werkzeug, das den Nutzern hilft, bestimmte Aufgaben besser zu erledigen. Aber die Kontrolle über den Rechner bleibe beim Nutzer. "Ich entscheide, welches Programm ich mir installiere, ich entscheide im Idealfall auch, welches Programm ich nicht nutze."
Das sei heute anders: "Die Tech-Unternehmen der 90er, die wollen zwar auch, dass wir effizienter werden – also Amazon, Google – aber zu ihren Bedingungen", sagt er. "Der Google Assistant, der schlägt uns zum Beispiel Routen für den Heimweg vor, obwohl wir noch nicht mal danach gesucht haben."
(uko)