Vom Bootsflüchtling zum Szenekoch
Er gehört zu den bekanntesten und innovativsten Köchen Berlins: The Duc Ngo. Der heute 43-jährige gebürtige Vietnamese kam als Bootsflüchtling nach Deutschland. 2017 wurde er zum "Gastronomischen Innovator der Berliner Meisterköche" gewählt.
Er gehört zu den bekanntesten und innovativsten Köchen Berlins: The Duc Ngo. Der heute 43-jährige gebürtige Vietnamese kam als Bootsflüchtling nach Deutschland. An die Flucht kann er sich noch sehr genau erinnern.
"Ich habe alles genau spürbar miterlebt. Ich kann mich noch an den Geruch erinnern, ich kann mich an das Salzwasser erinnern. Ich kann mich an den Schiffsbruch erinnern, den wir hatten. Ich kann mich an die Soldaten erinnern, die aufs Schiff gekommen sind. Ich kann mich an die Einfahrt nach Hongkong in den Hafen erinnern."
Die Familie kam schließlich in ein Auffanglager in Deutschland. Unter anderem das Essen war für viele ein Kulturschock.
"Die ersten Wochen, wo wir das Essen von den Deutschen bekommen haben – große Wannen voller Eintopf und Suppen – die wir natürlich für seltsam fanden mit Sahne, Sahnesoße und so eine Sache. Das war ganz schrecklich und viele habe es nicht gegessen. Viele wollten ihren Reis haben."
Als Kind in einem Monat Deutsch gelernt
The Duc Ngo erzählt, dass er sich sehr schnell integriert hat. Als damals Fünfjähriger habe er zum Beispiel innerhalb von einem Monat Deutsch gelernt. Nach dem Abitur studierte er einige Semester Japanologie bis er auf den Gedanken kam, sein eigenes Restaurant zu gründen.
"Ich habe damals durch die Fenster geguckt und ich habe dort einen jungen Mann gesehen, der Sushi gemacht hat, der war sogar jünger als ich. Der war 16 Jahre alt und ich habe seine Hände beobachtet, und seine Hände waren so virtuos, so schön, wie sie Sushi rollen, das Messer geschwungen haben. Das hat mich so inspiriert, dass ich gesagt habe, ich muss das auch lernen."
Ohne traditionelle Kochausbildung
Eine traditionelle Kochausbildung hat The Duc Ngo nie gemacht. Zwölf Restaurants hat der 1974 in Hanoi Geborene inzwischen seit 1998 in Deutschland eröffnet – darunter zehn in Berlin. Die meisten in der Kantstraße, seinem Lieblingskiez.
"Ich liebe meinen Kiez dort, weil es ist halt Multikulti. Und ich stehe total für Multikulti. Ich bin Multikulti. Ich bin vietnamesisch-chinesischer Abstammung, bin hier groß geworden, hab Japanisch gelernt, habe koreanische Freunde ohne Ende und Partnerin gehabt und dadurch ist bei mir so was Multikulturelles immer drin."
Seine Küche ist auch bei den Stars beliebt
2017 wurde er zum "Gastronomischen Innovator der Berliner Meisterköche" gewählt und in dieser Woche als "Gastronom des Jahres" vom wichtigsten, deutschsprachigen Gastro-Fachmagazin "Rollin' Pin" als "Gastronom des Jahres" ausgezeichnet. Seine Restaurants stehen längst in den internationalen Reiseführern. Stars wie Angelina Jolie, Brad Pitt oder Hugh Jackman schätzen seinen speziellen kosmopolitischen Mix:
"Ich koche jede Küche der Welt, aber ich kann nicht an einer alleine dranbleiben." Er bevorzugt die Mischung. Er selbst bestünde auch aus vielen Zutaten: "Da bin ich wie meine Speisekarten: ein gemischter Mensch sozusagen mit vietnamesischen Wurzeln und chinesischen, japanischen und koreanischen Einflüssen."
Inzwischen hat er sich auf Wunsch seiner Partnerin sogar hinreißen lassen, ein vegetarisches Restaurant zu gründen.
"Als Koch möchte man mit Fleisch und Fisch arbeiten, sich da ausprobieren, tolle Gerichte entwickeln, weil durch Proteine kann man erst diesen Geschmack erreichen, dieses Umami, was wir Asiaten immer erreichen wollen. Umami, das ist die fünfte Geschmacksrichtung."