"The King's Speech"
Der erste große Berlinale-Film startet sofort in unseren Kinos: der für zwölf "Oscars" nominierte Film "The King's Speech". Er hat alle Chancen, ein großes Publikum zu fesseln: intelligent, gefühlvoll, spannend und von großen Schauspielern geprägt – das ist feinstes Kintopp.
Regisseur Tom Hooper setzt ganz auf seinen Hauptdarsteller, den Engländer Colin Firth, der spätestens mit "A Single Man" (2009) zu Englands Top-Star wurde. Firth ist ein Meister differenzierter Charakterstudien, was er auch in "The King's Speech" beweist.
Hier brilliert er als Prinz Albert, späterer König von England, von allen nur "Be-Be-Bertie" genannt, was nicht liebevoll gemeint ist. Das prinzliche Problem: Er stottert zum Gotterbarmen. Zusammen mit seiner Gattin, gespielt von Helena Bonham Carter, versucht er nach einer öffentlichen Pleite über Jahre alles nur Menschenmögliche, den Makel abzustellen. Doch nichts hilft.
Zum Glück ist Albert nicht der älteste Sohn von König George V. Sein Bruder David, Guy Pearce, macht aus der kleinen Rolle ein Kabinettstück, wird als Edward VIII. die Thronfolge antreten. Doch Unglaubliches geschieht: Nach nur zehn Monaten dankt Edward ab, um eine geschiedene US-Amerikanerin zu heiraten. Der "Kleine" muss ran. In seiner Not sucht er den Sprachtherapeuten Lionel Logue, verkörpert von Geoffrey Rush, auf. Doch es ist fraglich, ob dessen unkonventionelle Methoden wirklich hilfreich sind. Und: Die Zwei sind sich auf Anhieb unsympathisch.
Colin Firth porträtiert Prinz Albert, schließlich König George VI., als Mann, der in seiner Herkunft gefangen ist, und nie, nicht einen Moment, frei atmen kann. Selbst ungeübte Küchentischpsychologen ahnen rasch, wo der Sprachfehler seine Ursache hat. Doch ums Küchentischpsychologisieren geht's dem Film nur am Rande. Über die eben soviel Komik wie Dramatik in sich tragende Geschichte wird ein erstaunlich vielfarbiges Zeitbild gezeichnet, das mit seiner – klugerweise nur nebenbei gegebenen – Warnung vor einer dummen Verherrlichung einzelner Machtmenschen deutlich ins Heute weist.
Colin Firth als Blaublütler und Geoffrey Rush als Therapeut ohne Diplom liefern sich ein köstliches Schauspieler-Duell. Firth lotet auch in diesem Film wieder brillant mit kleinsten Mitteln die Emotionen der Figur aus, Rush kontert mit handfestem Witz. Beide wurden zu Recht für den "Oscar" nominiert, wie auch der Film selbst, das Drehbuch und die Regie.
Ebenso erhielt Helena Bonham Carter eine "Oscar"-Nominierung. Sie spielt Alberts Gattin, die Mutter von Queen Elizabeth II.
Die mit dem Älterwerden immer schöner anmutende und immer stärker fesselnde Schauspielerin muss zwangsläufig hinter den beiden Stars zurückstecken, hat sie doch viel weniger Gestaltungsmöglichkeiten. Die aber nutzt sie, wie immer, verlässlich aus und bewahrt die Figur davor, nichts als Stichwortgeberin zu sein. Das wohl hat ihr die "Oscar"-Nominierung in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" eingebracht.
"The King's Speech" erhebt erfreulicherweise nicht den Anspruch, großes bedeutungsvolles historisches Kino zu sein. Das ist es auch nicht. Unterhaltsam, pointiert, auf angenehme Weise ein wenig britisch-hinterhältig wird eine kleine Anekdote aus dem englischen Herrscherhaus illustriert. Wir gucken mal eben bei Königs vorbei ... Nie wird das zum peinlichen Blick durchs Schlüsselloch. Die beiden Hauptfiguren werden – schon das ist ein grandioser Gag in einem Spielfilm zum Thema Stottern! – über zahllose Dialog-Schlachten zu Sympathieträgern. Man lacht hier stets mit den Handelnden, nie über sie. Erstklassig!
Großbritannien/Australien 2010, Regie: Tom Hooper, Hauptdarsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Länge: 118 Minuten
Filmhomepage
Hier brilliert er als Prinz Albert, späterer König von England, von allen nur "Be-Be-Bertie" genannt, was nicht liebevoll gemeint ist. Das prinzliche Problem: Er stottert zum Gotterbarmen. Zusammen mit seiner Gattin, gespielt von Helena Bonham Carter, versucht er nach einer öffentlichen Pleite über Jahre alles nur Menschenmögliche, den Makel abzustellen. Doch nichts hilft.
Zum Glück ist Albert nicht der älteste Sohn von König George V. Sein Bruder David, Guy Pearce, macht aus der kleinen Rolle ein Kabinettstück, wird als Edward VIII. die Thronfolge antreten. Doch Unglaubliches geschieht: Nach nur zehn Monaten dankt Edward ab, um eine geschiedene US-Amerikanerin zu heiraten. Der "Kleine" muss ran. In seiner Not sucht er den Sprachtherapeuten Lionel Logue, verkörpert von Geoffrey Rush, auf. Doch es ist fraglich, ob dessen unkonventionelle Methoden wirklich hilfreich sind. Und: Die Zwei sind sich auf Anhieb unsympathisch.
Colin Firth porträtiert Prinz Albert, schließlich König George VI., als Mann, der in seiner Herkunft gefangen ist, und nie, nicht einen Moment, frei atmen kann. Selbst ungeübte Küchentischpsychologen ahnen rasch, wo der Sprachfehler seine Ursache hat. Doch ums Küchentischpsychologisieren geht's dem Film nur am Rande. Über die eben soviel Komik wie Dramatik in sich tragende Geschichte wird ein erstaunlich vielfarbiges Zeitbild gezeichnet, das mit seiner – klugerweise nur nebenbei gegebenen – Warnung vor einer dummen Verherrlichung einzelner Machtmenschen deutlich ins Heute weist.
Colin Firth als Blaublütler und Geoffrey Rush als Therapeut ohne Diplom liefern sich ein köstliches Schauspieler-Duell. Firth lotet auch in diesem Film wieder brillant mit kleinsten Mitteln die Emotionen der Figur aus, Rush kontert mit handfestem Witz. Beide wurden zu Recht für den "Oscar" nominiert, wie auch der Film selbst, das Drehbuch und die Regie.
Ebenso erhielt Helena Bonham Carter eine "Oscar"-Nominierung. Sie spielt Alberts Gattin, die Mutter von Queen Elizabeth II.
Die mit dem Älterwerden immer schöner anmutende und immer stärker fesselnde Schauspielerin muss zwangsläufig hinter den beiden Stars zurückstecken, hat sie doch viel weniger Gestaltungsmöglichkeiten. Die aber nutzt sie, wie immer, verlässlich aus und bewahrt die Figur davor, nichts als Stichwortgeberin zu sein. Das wohl hat ihr die "Oscar"-Nominierung in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" eingebracht.
"The King's Speech" erhebt erfreulicherweise nicht den Anspruch, großes bedeutungsvolles historisches Kino zu sein. Das ist es auch nicht. Unterhaltsam, pointiert, auf angenehme Weise ein wenig britisch-hinterhältig wird eine kleine Anekdote aus dem englischen Herrscherhaus illustriert. Wir gucken mal eben bei Königs vorbei ... Nie wird das zum peinlichen Blick durchs Schlüsselloch. Die beiden Hauptfiguren werden – schon das ist ein grandioser Gag in einem Spielfilm zum Thema Stottern! – über zahllose Dialog-Schlachten zu Sympathieträgern. Man lacht hier stets mit den Handelnden, nie über sie. Erstklassig!
Großbritannien/Australien 2010, Regie: Tom Hooper, Hauptdarsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Länge: 118 Minuten
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