"The Tourist"
Die Starbesetzung mit Angelina Jolie und Johnny Depp verspricht solide Unterhaltung. Inhaltlich besitzt das neue Werk von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck, der auch am Drehbuch mitwirkte, aber zu wenig Raffinesse.
Natürlich ist er der Größte mit seinen zwei Metern und einigen Zentimetern Körpergröße, ganz klar. Aber mal ernsthaft: Der 1973 in Köln geborene adlige Drehbuch-Autor und Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, der sowohl die deutsche wie auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und das Abi mit 1,0 hinlegte. Danach bildete er sich vielsprachig in der Welt (New York, Deutschland, Belgien, Russland und England), um schließlich – nach einem Praktikum bei Sir Richard Attenborough ("Gandhi") – bei der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München Regie zu studieren.
Er ist eine Ausnahmepersönlichkeit von Filmkünstler. Der vom "Spiegel" in dieser Woche mutgemaßte "Genieverdacht" hat durchaus seine Berechtigung, denn mit gleich dem ersten eigenen Spielfilm, dem HFF-Abschlussfilm "Das Leben der Anderen", hatte er 2006/2007 national wie international alles gewonnen, was es überhaupt zu gewinnen gibt. Darunter bekanntlich auch den Auslands-"Oscar".
Jetz also der zweite Film - nach langer Wartezeit. In der Zwischenzeit ist von Donnersmarck in die Metropole des Films gezogen, nach Los Angeles. Ließ sich Zeit, las viele Drehbücher, fing dann selbst an, ein neues Drehbuch zu entwickeln. Das steht jetzt kurz vor der filmischen Realisierung .Dann aber kam auf ihn dieses Projekt zu. Als eine Art "leichte Fingerübung". Kollegen wie Lasse Hallström (Regie/"Gilbert Grape") und Sam Worthington ("Avatar"-Hauptdarsteller) waren zwischenzeitlich abgesprungen.
Die Chance aber, mit dem Superstar-Paar Angelina Jolie und Johnny Depp zu drehen, war natürlich von großem Reiz. "Ich wollte die Art von Film machen, die mich in Hollywood immer am meisten fasziniert hat - die unglaublich charismatische Menschen in wunderschönen, glanzvollen Settings präsentiert" (der Regisseur im Interview mit der Agentur dpa). Also frei nach dem Francois-Truffaut-Motto: Filme machen bedeutet, mit schönen Frauen schöne Dinge tun. In diesem Fall mit der "Oscar"-Lady Angelina Jolie.
"The Tourist" ist ein Remake des französischen Romantik-Thrillers "Anthony Zimmer" aus dem Jahr 2005 , hier als DVD erschienen und kürzlich im "Montagskino" des ZDF unter dem Titel "Fluchtpunkt Nizza" gesendet. Nizza ist jetzt erst Paris und dann Venedig. Dort wuselt die mondäne Elise Ward souverän herum. Hautnah beobachtet und verfolgt von der einheimischen Polizei und von der britischen Steuerfahndung.
Elise ist mit dem untergetauchten Millionen-Dieb Alexander Pearce liiert. Doch wo befindet er sich? Und vor allem: Wie sieht er eigentlich inzwischen aus? Niemand weiß das, weil der Ganove, der einem russischen Mafia-Boss sehr viel Geld abgenommen hat (von dem nun auch die britische Steuer "partizipieren" möchte) sich offenbar "teuer" hat operieren und gesichtsverändern lassen. Elise ist also die einzige Spur. Für die Schurken wie für die "amtlichen" Verfolger. Also wird sie keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Deshalb sucht sie sich im Zug von Paris nach Nizza einen Nobody-Passagier aus, den amerikanischen Mathe-Lehrer-Touristen Frank Tupelo. Sie becirct und foppt ihn und gibt ihn so schussfrei für die Verfolger. Frank bleibt nichts anderes übrig, als mitzurennen, um nicht "umgepustet" zu werden. Zudem hat er sich in seine "Entdeckerin" verliebt, was die Jagd auf Alexander Pearce noch komplizierter werden lässt. Auch für Elise, der dieser Frank ganz und gar nicht mehr unsympathisch ist. Das Suchspiel geht in die entscheidende Phase.
Ein Außen-Movie. Mit Hauptaugenmerk auf Kostümen, Bauten, Großräumen und Postkartenansichten vom nassen Venedig. Und natürlich auf eine "dunkle Grace Kelly"-Angelina. Die triumphierend -wie eine unangreifbare Madonna- durch die feine Szenerie stolziert. Als selbstbewusste Thriller-Ikone. Hinreißend ausgestattet, wunderschön ausgeleuchtet.
"The Tourist" ist Atmosphäre pur. Der Film erinnert natürlich an die charmanten Ironie-Thriller eines Alfred Hitchcock ("Über den Dächern von Nizza"/1955) oder an den Stanley-Donen-Klassiker "Charade" (mit Audrey Hepburn + Cary Grant/1963). er besitzt inhaltlich aber zu wenig Raffinesse, um mehr zu sein als eine wurschtige Bunte-Bühne-Neckerei mit Star-Bewegungen; da waren selbst drei Drehbuch-Autoren nicht sonderlich originell am Werk (neben dem Regisseur noch "Oscar"-Preisträger Christopher McQuarrie/"Die üblichen Verdächtigen" und "Oscar"-Preisträger Julian Fellowes/"Gosford Park" von Robert Altman/2001). Aber: Die vielen Hochkaräter auch hinter der Kamera sorgen für eine routinierte, angenehm altmodische Suspense-Charme-Spannung. "The Tourist" läuft gut durch, ohne groß aufzuregen.
Und Johnny Depp? Der gibt seinen teuren Starnamen her, mimt und flitzt irgendwie und ziemlich trocken-farblos als mysteriöser Loverboy mit. Er überlässt der cool-strahlenden Angelina Jolie die ganze Führung. "The Tourist" - oder: wenn der Florian mit der Angelina spielt.
Filmhomepage
USA / Frankreich 2010; Regie: Florian Henckel von Donnersmarck; Darsteller: Angelina Jolie, Johnny Depp, Paul Bettany, Timothy Dalton, Steven Berkoff, Rufus Sewell, Ralf Moeller, Raoul Bova, Julien Baumgartner; Länge: 97 Minuten
Er ist eine Ausnahmepersönlichkeit von Filmkünstler. Der vom "Spiegel" in dieser Woche mutgemaßte "Genieverdacht" hat durchaus seine Berechtigung, denn mit gleich dem ersten eigenen Spielfilm, dem HFF-Abschlussfilm "Das Leben der Anderen", hatte er 2006/2007 national wie international alles gewonnen, was es überhaupt zu gewinnen gibt. Darunter bekanntlich auch den Auslands-"Oscar".
Jetz also der zweite Film - nach langer Wartezeit. In der Zwischenzeit ist von Donnersmarck in die Metropole des Films gezogen, nach Los Angeles. Ließ sich Zeit, las viele Drehbücher, fing dann selbst an, ein neues Drehbuch zu entwickeln. Das steht jetzt kurz vor der filmischen Realisierung .Dann aber kam auf ihn dieses Projekt zu. Als eine Art "leichte Fingerübung". Kollegen wie Lasse Hallström (Regie/"Gilbert Grape") und Sam Worthington ("Avatar"-Hauptdarsteller) waren zwischenzeitlich abgesprungen.
Die Chance aber, mit dem Superstar-Paar Angelina Jolie und Johnny Depp zu drehen, war natürlich von großem Reiz. "Ich wollte die Art von Film machen, die mich in Hollywood immer am meisten fasziniert hat - die unglaublich charismatische Menschen in wunderschönen, glanzvollen Settings präsentiert" (der Regisseur im Interview mit der Agentur dpa). Also frei nach dem Francois-Truffaut-Motto: Filme machen bedeutet, mit schönen Frauen schöne Dinge tun. In diesem Fall mit der "Oscar"-Lady Angelina Jolie.
"The Tourist" ist ein Remake des französischen Romantik-Thrillers "Anthony Zimmer" aus dem Jahr 2005 , hier als DVD erschienen und kürzlich im "Montagskino" des ZDF unter dem Titel "Fluchtpunkt Nizza" gesendet. Nizza ist jetzt erst Paris und dann Venedig. Dort wuselt die mondäne Elise Ward souverän herum. Hautnah beobachtet und verfolgt von der einheimischen Polizei und von der britischen Steuerfahndung.
Elise ist mit dem untergetauchten Millionen-Dieb Alexander Pearce liiert. Doch wo befindet er sich? Und vor allem: Wie sieht er eigentlich inzwischen aus? Niemand weiß das, weil der Ganove, der einem russischen Mafia-Boss sehr viel Geld abgenommen hat (von dem nun auch die britische Steuer "partizipieren" möchte) sich offenbar "teuer" hat operieren und gesichtsverändern lassen. Elise ist also die einzige Spur. Für die Schurken wie für die "amtlichen" Verfolger. Also wird sie keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Deshalb sucht sie sich im Zug von Paris nach Nizza einen Nobody-Passagier aus, den amerikanischen Mathe-Lehrer-Touristen Frank Tupelo. Sie becirct und foppt ihn und gibt ihn so schussfrei für die Verfolger. Frank bleibt nichts anderes übrig, als mitzurennen, um nicht "umgepustet" zu werden. Zudem hat er sich in seine "Entdeckerin" verliebt, was die Jagd auf Alexander Pearce noch komplizierter werden lässt. Auch für Elise, der dieser Frank ganz und gar nicht mehr unsympathisch ist. Das Suchspiel geht in die entscheidende Phase.
Ein Außen-Movie. Mit Hauptaugenmerk auf Kostümen, Bauten, Großräumen und Postkartenansichten vom nassen Venedig. Und natürlich auf eine "dunkle Grace Kelly"-Angelina. Die triumphierend -wie eine unangreifbare Madonna- durch die feine Szenerie stolziert. Als selbstbewusste Thriller-Ikone. Hinreißend ausgestattet, wunderschön ausgeleuchtet.
"The Tourist" ist Atmosphäre pur. Der Film erinnert natürlich an die charmanten Ironie-Thriller eines Alfred Hitchcock ("Über den Dächern von Nizza"/1955) oder an den Stanley-Donen-Klassiker "Charade" (mit Audrey Hepburn + Cary Grant/1963). er besitzt inhaltlich aber zu wenig Raffinesse, um mehr zu sein als eine wurschtige Bunte-Bühne-Neckerei mit Star-Bewegungen; da waren selbst drei Drehbuch-Autoren nicht sonderlich originell am Werk (neben dem Regisseur noch "Oscar"-Preisträger Christopher McQuarrie/"Die üblichen Verdächtigen" und "Oscar"-Preisträger Julian Fellowes/"Gosford Park" von Robert Altman/2001). Aber: Die vielen Hochkaräter auch hinter der Kamera sorgen für eine routinierte, angenehm altmodische Suspense-Charme-Spannung. "The Tourist" läuft gut durch, ohne groß aufzuregen.
Und Johnny Depp? Der gibt seinen teuren Starnamen her, mimt und flitzt irgendwie und ziemlich trocken-farblos als mysteriöser Loverboy mit. Er überlässt der cool-strahlenden Angelina Jolie die ganze Führung. "The Tourist" - oder: wenn der Florian mit der Angelina spielt.
Filmhomepage
USA / Frankreich 2010; Regie: Florian Henckel von Donnersmarck; Darsteller: Angelina Jolie, Johnny Depp, Paul Bettany, Timothy Dalton, Steven Berkoff, Rufus Sewell, Ralf Moeller, Raoul Bova, Julien Baumgartner; Länge: 97 Minuten