Neu im Kino: "The Woman King"

Kriegerinnen-Epos feiert die Solidarität

08:25 Minuten
Viola Davis in "The Woman King" als Kriegerin
In „Ma Rainey's Black Bottom“ war sie noch mollige Blues-Diva, jetzt spielt Viola Davis in "The Woman King" eine muskelstrotzende Kämpferin. © picture alliance / AP
Von Anke Leweke |
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Im Historienspektakel "The Woman King" kämpfen afrikanische Kriegerinnen gegen die drohende Versklavung. Im Mittelpunkt steht die Solidarität der Frauen. Überragend: die durchtrainierte Viola Davis – mit mehr als nur Muskeln.

Um was geht es? 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kämpfte die aus Kriegerinnen bestehende Einheit Agojie für das westafrikanische Königreich Dahomey, das heutige Benin. Das ist der wahre Kern des Films "The Woman King", eines ansonsten frei fantasierenden Historienspektakels. Darin spielt Viola Davis die aufrechte und unerschrockene Agojie-Anführerin Nanisca.
Ihr König kann dem mächtigen Nachbarreich der Oye die Tribute nicht mehr zollen. Dessen Anführer wiederum bereichert sich durch das Sklavengeschäft. Nanisca plant jedoch, die portugiesischen Menschenhändler aus dem Land zu vertreiben. Sie begehrt gegen ihren eigenen König auf, will ihre Brüder und Schwestern aus der Sklaverei befreien.

Was ist das Besondere?

Zum Auftakt sehen wir die Kämpferinnen in Aktion. Mit Schwertern, Lanzen und findiger Taktik befreien sie ein Dorf. Es ist eine effektvoll choreografierte Schlachtenszene, die digitale Computertricks weitgehend vermeidet.
Trotz gängigen kriegerischen Gebarens und martialischer Sprüche – etwa „Deine Narben machen dich stark“ oder „als Kriegerin musst du deine Tränen töten“ – schaut man hier anders hin.
Von Beginn an sind die Agojie als Respekt gebietende Kriegerinnen gesetzt. Wenn sie nach einem Sieg zurückkehren, werden sie vom Dorf feierlich empfangen, doch keiner darf die stolzen Frauen anblicken.

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Der Film lässt sich die Zeit, die Motivation der einzelnen Kämpferinnen zu ergründen. Auch wenn man nicht direkt von einem emanzipatorischen Befreiungsschlag im Hollywoodkino sprechen will, werden hier doch beeindruckende Frauengeschichten erzählt.
Nanisca wurde einst gedemütigt, während die junge Nawi sich nicht verheiraten lassen wollte. Diese Fraueneinheit definiert sich nicht nur über ihre Siege, sondern auch über Gemeinschaft und Solidarität. Es sind diese starken Figuren, mit denen „The Woman King“ die Genre-Konventionen hinter sich lässt.

Fazit

Schon wegen Viola Davis lohnt sich dieser Film. Gerade noch hat man sie in „Ma Rainey’s Black Bottom“ als Bluessängerin erlebt, die bis in den kleinen Finger ihren fülligen Körper bewohnt und mit ihrem ehrlichen Sound und ihrem resoluten Auftreten der weißen Musikszene den Stinkefinger zeigt.
In „The Woman King“ hingegen ist Davis‘ Figur, die Kämpferin Nanisca, durchtrainiert. Doch ist ihr Körper kein Kinoschauwert, denn von innen heraus, mit einer Geschichte und mit Empfindungen, werden hier Muskeln und Sehnen bespielt. Um es einfach zu sagen: Man nimmt dieser Schauspielerin ihre Rolle ab.   

„The Woman King“
USA 2022
Regie: Gina Prince-Bythewood
Mit: Viola Davis, Thuso Mbedu, John Boyega, Lashana Lynch
Länge: 122 Minuten

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