Inklusion in der Kultur
Im Theater wird ein Rollstuhl eher zum Teil der Inszenierung, aber behinderte Schauspieler finden nur schwer den Weg auf die Bühne. © picture-alliance / dpa / Martin Schutt
Zu viele Barrieren für Künstler mit Behinderung
08:15 Minuten
Für Menschen mit Behinderung sind Kultureinrichtungen immer noch keine offenen Räume. Lisette Reuter vom Projekt "Un-lable" fördert den Dialog auf vielen Ebenen und hofft auf Veränderung. Oft sei schon der Ticketkauf eine Herausforderung, beklagt sie.
Als Künstler und Gäste der Kultur werden behinderte Menschen immer noch zu häufig ausgeschlossen. Das Kölner Kulturprojekt "Un-lable" versucht das zu ändern, indem es Künstler mit und ohne Behinderungen zusammenbringt, eigene Theaterproduktionen auf den Weg bringt und Kulturstätten zur Inklusion berät.
Kaum Zugang zum Beruf
"Leider ist es noch gar nicht normal", schildert die künstlerische Leiterin Lisette Reuter die Schwierigkeiten. Für behinderte Menschen seien künstlerische Ausbildungsstätten immer noch verschlossen. Ihres Wissens nach gebe es deutschlandweit derzeit nur fünf professionell ausgebildete Schauspieler und Tänzer in Deutschland. Das führe dazu, dass große Kultureinrichtungen darauf verwiesen, dass es an professionell ausgebildeten Personal unter den Behinderten fehle. "Damit drehen wir uns im Kreis", beklagt Reute. Dabei werde die Qualität des künstlerischen Schaffens dieser Personengruppe unterschätzt.
Studien zeigen Missstände
Die Kulturwelt unterscheide sich in dieser Hinsicht nicht von anderen Wirtschaftszweigen, so die Geschäftsführerin. Eine aktuelle Diversitätsstudie des Deutschen Kulturrates zeige, dass in den großen Kultureinrichtungen nur vier Prozent der Beschäftigten behindert seien.
Die gerade veröffentlichte Studie "Time to Act" des Kulturinstituts "British Council" weist auf, dass mangelndes Wissen Barrieren im Kultursektor schaffe, sowohl für behinderte Künstler wie auch für die Besucher. "Die Menschen wissen oft nicht, dass es hochqualitative gute KünstlerInnen gibt mit Behinderungen", bestätigt Reuter. Außerdem wüssten sie nicht, wie man Barrieren abbauen könne. Dabei wäre es möglich, allein schon den Ticketkauf zu erleichtern, denn bereits da gebe es in ganz Europa noch große Hürden.
Es kann besser werden
Auch die Kunst sollte - etwa mit Gebärdendolmetschern oder Untertiteln - zugänglicher werden, fordert Reuter. Dafür werde Geld benötigt und die Kulturförderung müsse in dieser Hinsicht anders gestaltet werden.
Trotz dieser Probleme ist die Kulturfrau optimistisch, dass sich etwas in eine gute Richtung bewege. Es werde auch Zeit, denn die UN-Behindertenkonvention sei schon 2009 ratifiziert worden. "Ich habe auch das Gefühl, dass die Politik das ernster nimmt." Sie hoffe auch auf die neue Koalitionsregierung und die designierte Kulturstaatsministerin der Grünen, Claudia Roth. (gem)