Theater der körperlichen Beredsamkeit
Die 37-jährige Schweizer Regisseurin hat mit Inszenierungen in Frankfurt am Main, in Dresden und am Züricher Neumarkttheater bereits auf sich aufmerksam gemacht. Sie war dadurch aufgefallen, dass sie auch sperrigen, schwer spielbaren Texten Situationen und Vorgänge abgewinnen konnte.
Das hatte sich verstärkt in ihren Inszenierungen von "Othello" und "Die Jungfrau von Orleans", die sie beide auf eine Spieldauer von knapp zwei Stunden einzudampfen verstand. Diese Reduzierung aufs Wesentliche ist seitdem ihr Markenzeichen. Und der Versuch die je eigene, immer aber zugespitzte Sprache, vor allem Körpersprache, für die Schauspieler zu finden. Ein Theater der körperlichen Beredsamkeit also, der Aktion und nicht der fein verästelten Gedanken.
In ihrer Berliner "Käthchen"-Inszenierung knüpft sie an die von ihr entwickelte Formensprache an. Wieder eine Spieldauer von knapp zwei Stunden, wieder die Reduzierung des Figurenensembles, wieder die Komprimierung des Textes auf seinen Kern. Des Grafen von Wetter Verständigung mit seinen Ahnen - bei Kleist nimmt die zwei Seiten ein - ist hier nach wenigen Sätzen erledigt, ausdrucksstark allerdings von einer expressiven Körpersprache des Strahl-Darstellers Sabin Tambrea getragen.
Auch für die anderen Darsteller hat die Regisseurin eine figurenspezifische gestische Sprache gefunden, Körper-und Ganghaltungen, die den Vorgang auf die grotesk-komische Spitze treiben. Boris Jacoby trippelt, nachdem er von der falschen Kunigunde betrogen worden ist, in stilisiertem Pferdegetrappel auf die Bühne und schreit seine Racheabsichten heraus, schon die Vorstellung seines Rangs und Namens ist eifernde Kampfansage. Ursula Höpfner als Kunigunde kostet – gemeinsam mit ihrer Verbündeten Rosalie – die Vorfreude auf die Wirkung der von ihr beabsichtigten Intrige gegen Käthchen in schlangenhaften Korkenzieherbewegungen aus.
Von den vielen Ritter- und Engelszenen bleiben nur Splitter übrig. Die vielen Wunder und Zauber, die Kleist im Auge hat und die für viele das Stück unspielbar machen, werden in ironischer Distanz angedeutet und als szenische Erfindungen des Theaters vorgestellt.
Wenn im Original ein Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln Käthchen aus dem brennenden Haus trägt, dreht sich hier unter ineinander stürzenden Wänden die Bühne und darunter fährt ein Pianist, sehnsuchtsvolle Melodien auf dem Lavier spielend und mit riesigen Engelsflügeln ausgestattet im Kreise.
Im Zentrum aber stehen die Schauspieler. Laura Tratnik spielt das Käthchen mit einer berührenden Naivität und natürlicher Grazie. Einer "natürlichen Grazie", von der Kleist in seinem berühmten "Marionettenaufsatz" sprach und die er durch berechnendes Denken beeinträchtigt sah.
Die Anmut und Bewegungsgrazie der Laura Tratnik kommt aus der glaubhaft dargestellten, niemals von Zweifeln erschütterten Gewissheit, dass der ihr in der Silvesternacht verkündete Traum, den Grafen einst ehelichen zu können, in Erfüllung gehen wird. Heutig wirkt die Figur durch ganz direkte verschmitzte deftige und sinnliche Äußerungsweisen.
Ihre Gegenspielerin Kunigunde wird in der Darstellung von Ursula Höpfner zur Inkarnation von falschem Schein und Verstellung. Die Darstellerin demontiert genussvoll das von Kunigunde verkörperte Trugbild von ewiger Schönheit und ewiger Jugend. Sie ist im jähen Wechsel die sich anbiedernde falsche Schlange, die huldvolle Charity-Lady und das ordinäre Gossenweib. Insgesamt ein Abend, der trotz mancher Abstriche eine eigene Handschrift verrät.
In ihrer Berliner "Käthchen"-Inszenierung knüpft sie an die von ihr entwickelte Formensprache an. Wieder eine Spieldauer von knapp zwei Stunden, wieder die Reduzierung des Figurenensembles, wieder die Komprimierung des Textes auf seinen Kern. Des Grafen von Wetter Verständigung mit seinen Ahnen - bei Kleist nimmt die zwei Seiten ein - ist hier nach wenigen Sätzen erledigt, ausdrucksstark allerdings von einer expressiven Körpersprache des Strahl-Darstellers Sabin Tambrea getragen.
Auch für die anderen Darsteller hat die Regisseurin eine figurenspezifische gestische Sprache gefunden, Körper-und Ganghaltungen, die den Vorgang auf die grotesk-komische Spitze treiben. Boris Jacoby trippelt, nachdem er von der falschen Kunigunde betrogen worden ist, in stilisiertem Pferdegetrappel auf die Bühne und schreit seine Racheabsichten heraus, schon die Vorstellung seines Rangs und Namens ist eifernde Kampfansage. Ursula Höpfner als Kunigunde kostet – gemeinsam mit ihrer Verbündeten Rosalie – die Vorfreude auf die Wirkung der von ihr beabsichtigten Intrige gegen Käthchen in schlangenhaften Korkenzieherbewegungen aus.
Von den vielen Ritter- und Engelszenen bleiben nur Splitter übrig. Die vielen Wunder und Zauber, die Kleist im Auge hat und die für viele das Stück unspielbar machen, werden in ironischer Distanz angedeutet und als szenische Erfindungen des Theaters vorgestellt.
Wenn im Original ein Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln Käthchen aus dem brennenden Haus trägt, dreht sich hier unter ineinander stürzenden Wänden die Bühne und darunter fährt ein Pianist, sehnsuchtsvolle Melodien auf dem Lavier spielend und mit riesigen Engelsflügeln ausgestattet im Kreise.
Im Zentrum aber stehen die Schauspieler. Laura Tratnik spielt das Käthchen mit einer berührenden Naivität und natürlicher Grazie. Einer "natürlichen Grazie", von der Kleist in seinem berühmten "Marionettenaufsatz" sprach und die er durch berechnendes Denken beeinträchtigt sah.
Die Anmut und Bewegungsgrazie der Laura Tratnik kommt aus der glaubhaft dargestellten, niemals von Zweifeln erschütterten Gewissheit, dass der ihr in der Silvesternacht verkündete Traum, den Grafen einst ehelichen zu können, in Erfüllung gehen wird. Heutig wirkt die Figur durch ganz direkte verschmitzte deftige und sinnliche Äußerungsweisen.
Ihre Gegenspielerin Kunigunde wird in der Darstellung von Ursula Höpfner zur Inkarnation von falschem Schein und Verstellung. Die Darstellerin demontiert genussvoll das von Kunigunde verkörperte Trugbild von ewiger Schönheit und ewiger Jugend. Sie ist im jähen Wechsel die sich anbiedernde falsche Schlange, die huldvolle Charity-Lady und das ordinäre Gossenweib. Insgesamt ein Abend, der trotz mancher Abstriche eine eigene Handschrift verrät.