Kritikerumfrage
Das Schauspielhaus Bochum wurde zum Theater des Jahres 2022 gekürt, allerdings nur mit sechs von 45 Stimmen. © picture alliance / dpa / Bernd Thissen
Schauspiel Bochum ist "Theater des Jahres"
07:38 Minuten

Das Schauspielhaus Bochum ist zum "Theater des Jahres" gewählt worden. In der Umfrage des Magazins „Theater heute“ wurde „humanistää!“ am Volkstheater Wien zur "Inszenierung des Jahres." Die besten Schauspieler sind Samouil Stoyanov und Lina Beckmann.
Das Schauspielhaus Bochum unter der Leitung von Johan Simons ist "Theater des Jahres" 2022. Es sei das erste Mal nach 40 Jahren, sagt Redakteur Franz Wille von der Zeitschrift "Theater Heute", von der die Auswahl organisiert wird. Das letzte Mal sei das Theater 1982 unter der Intendanz von Theatermacher Claus Peymann so geehrt worden.
Alle Theater hätten den Preis verdient
Die überwiegende Mehrheit der beteiligten Kritiker habe eigentlich keine der Bühnen als "Theater des Jahres" herausheben wollen, räumt Wille ein. Sie hätten die Ansicht vertreten, dass nach dieser schwierigen Corona-Saison und den Anstrengungen alle Theater eine Auszeichnung verdient hätten.
Da die Zeitschrift aber nach einem Haus fragt, sei dann das Schauspiel Bochum mit einer Mehrheit von nur sechs von 45 Stimmen Theater des Jahres 2022 geworden.
Abräumer "humanistää""
Richtig abgeräumt habe das Stück "humanistää!" von Claudia Bauer, das am Wiener Volkstheater inszeniert wurde - nach mindestens zwei wiederentdeckten Experimentaldramen des Wiener Lyrikers Ernst Jandl. Es wurde "Inszenierung des Jahres" und gewann weitere Auszeichnungen: Darsteller Samouil Stoyanov wurde als "Schauspieler des Jahres" ausgewählt, Patricia Talacko für das Bühnenbild des Jahres und Andreas Auerbach für Kostüme des Jahres. "Das war auch in Berlin beim Theatertreffen ein Riesenerfolg und hat die Leute beim Schlussapplaus von den Sesseln gerissen", so Wille. "Das ist die Erfolgsproduktion."

Die Schauspielerin Lina Beckmann ist "Schauspielerin des Jahres". Sie brillierte als Richard III in dem Stück "Richard the Kid & the King" der Regisseurin Karin Henkel. © picture alliance / APA / Barbara Grindl
Für ihre Rolle als Richard III. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg wurde Lina Beckmann zur "Schauspielerin des Jahres" gekürt. Helgards Haugs Text zu "Good night. All Right." wurde zum "Stück des Jahres".
Den Titel "Dramatikerin des Jahres" erhält Sivan Ben Yishai für zwei ihrer Stücke. "Nachwuchsdramatikerin des Jahres" ist Sarah Kilter mit ihrem autobiografisch inspirierten Text "White Passing". "Nachwuchsschauspieler des Jahres" wurde Johannes Hegemann.
Auf dem Hochseil der Bühne
"Es ist schon bemerkenswert, dass es Spielerinnen sind, die groß spielen, die grotesk spielen, die sich nicht in psychologischen Feinheiten verlieren", sagt Wille. "Es sind Behauptungskünstler, es sind Akrobaten, es sind Künstlerinnen, die Abschied von den Illusionen der Sicherheit nehmen, die sich aufs Hochseil begeben und da doch brillieren."
(gem)