Kaum auf der Bühne, schon wieder weg
10:39 Minuten
In Coronazeiten haben Inszenierungen nur eine kurze Spielzeit auf Bühnen, da immer wieder neue Produktionen nachkommen. Regisseur Christopher Rüping kritisiert diese "Überhitzung" und plädiert für weniger Stücke und mehr Sorgfalt.
Sechs Aufführungen war Christopher Rüpings Version von Brechts "Im Dickicht der Städte" vergönnt, dann haben die Münchner Kammerspiele das Ende verkündet. Premiere hatte es erst im Januar 2020, also kurz vor dem Ausbruch der Coronapandemie. Das sei schade für die Zuschauer, denn entsprechend begrenzt sei die Möglichkeit, seine Arbeit zu sehen, sagt Rüping. Eine Arbeit, mit der er "sehr glücklich" sei.
Der Regisseur macht dafür nicht nur die Pandemie verantwortlich, sondern auch die Tatsache, dass Bühnen eher Neuproduktionen vorziehen als Wiederaufnahmen. Kein Einzelfall: Viele im Lockdown verschobene Inszenierungen waren nur für kurze Zeit zu sehen.
Rüping kritisiert eine "Überhitzung", die er an Theatern feststellt. Die Bühnen stünden unter Druck, "immer mehr und immer neu zu produzieren. Auch ohne Pandemie werden viele Arbeiten nicht so oft gespielt, wie sie den Arbeiten und dem Publikum zuliebe hätten gespielt werden müssten." Die Coronapandemie habe diesen Trend nur verstärkt.
Gastspiele als zweite Chance
"Man kann nicht alle drei Wochen eine neue Premiere feiern und gleichmäßig sorgsam mit all den Inszenierungen umgehen, die es schon im Repertoire gibt", sagt Rüping. Er bezweifelt, dass dabei das Interesse des Publikums im Vordergrund stehe, sondern eher das der Theater. Sie seien mehr mit ihrer eigenen Legitimation beschäftigt.
Daher versuche er als Hausregisseur am Schauspielhaus Zürich, weniger und dafür nachhaltig zu produzieren. Eine andere Möglichkeit, die Rüping sieht, um Inszenierungen länger zu zeigen, sind Gastspiele. Der Verein "Weiterspielen Productions" setzt sich etwa dafür ein, die Stücke weiterzuvermitteln.
Rüpings zehnstündiger Theatermarathon "Dionysos Stadt" wird vom 31. Juli an vom Frankfurter Mousonturm aufgenommen, als Open Air in der Nachbarstadt Offenbach.
(leg)