Der Mohr kann gehen
Eigentlich sollte das Anhaltische Theater in Dessau seine Sparten Ballett und Schauspiel ganz aufgeben. Generalintendant André Bücker hat das verhindert - und wird dafür nun "entsorgt".
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. So wird es wohl ausgehen für André Bücker, den erfolgreichen Dessauer Kämpfer gegen die landespolitischen Theater-Sparpläne aus Magdeburg. Denn eigentlich sollte das Anhaltische Theater in Dessau seine Sparten Ballett und Schauspiel ganz aufgeben und fortan nur noch dem Musik- und immerhin (!) Puppentheater eine freilich sehr große Bühne bieten.
Platzkapazität des Hauses: 1250 Theatersessel. Die füllt selbst das kulturbegeistertste Bürgertum einer stetig schrumpfenden Doppelstadt wie Dessau-Roßlau nicht.
Aber verzichten wollten sie nicht auf ihr Theater und sein Angebot. Die Bürger haben gekämpft, gemeinsam mit den Theatermachern und dem nicht immer politisch-korrekt agierenden Intendanten André Bücker. Er ist ein Mann der stets offenen Worte und ob seiner immer scharfen Kritik an den skandalösen Magdeburger Sparplänen nun offenbar endgültig ins Visier des Kultusministers geraten. Obwohl er Lösungen geliefert hat.
Arbeitszeit und Gagen freiwillig reduziert
Ballett und Schauspiel können unter seiner Intendanz erhalten bleiben. Arbeitszeit und Gagen werden dafür freiwillig um zehn Prozent reduziert, um so über die Runden zu kommen. Hamlet im Kurzarbeitermodus? Die Nummer wird aber wohl ausfallen. Denn erstens passt sie nicht in Minister Dorgerlohs Konzept, das solche Hausverträge abschaffen will.
Und ganz praktisch wurde unter dem neugewählten, offensichtlich stark Magdeburg hörigen Dessauer Oberbürgermeister der Intendantenvertrag von André Bücker nicht verlängert, die Stelle jetzt neu ausgeschrieben.
Bücker könne sich ja wieder bewerben, heißt es. Aber mit Verlaub, dieses Entsorgungsprocedere von kritischen Köpfen kennen wir vom Bauhaus. Dort war Philipp Oswaldt dem Minister nicht mehr genehm. Herr Dorgerloh weiß eben wo der Hammer hängt.
Wir reden nicht nur über Dessau
Und jetzt will er die Bühnenbretter damit bearbeiten. Landesweit. Denn wir reden nicht nur über Dessau. Theater gibt es auch noch in Magdeburg, Halle, Stendal, in Eisleben und ganz am Rand - das Nordharzer Städtebundtheater. Diese in Quedlinburg und Halberstadt beheimatete Doppelbühne ist mit Musiktheater, Ballett und Schauspiel künstlerisch sehr erfolgreich unterwegs. Mittlerweile im wahrsten Wortsinn.
Die Bühne versteht sich zwar als klassisches Landestheater, reüssiert inzwischen aber zum bundesweit agierenden Abstecher-Theater. Mit Spielstationen von der Nordseeküste bis ins Allgäu. Kein Wunder, dass man in den Kulturkämpfen der letzten zwölf Monate von diesem Theater auch kaum etwas gehört hat.
Lag wohl vor allem daran, dass man hier weiß, was zu tun ist. Und sich seinen Eigenanteil am Gesamtetat praktischerweise an den Kassenhäuschen in der besser betuchten Ferne abholt.
30 Millionen sind viel weniger als bislang 36
Ja es geht um´s Geld. Um sehr viel sogar. Und 30 Millionen Landesförderung sind viel weniger als bislang 36. Aber, auch das muss gesagt werden, ist immer noch eine beachtliche Summe.
Mit der man sehr viel gutes Theater auf die Bühnen in Sachsen-Anhalt stellen könnte. Darüber müsste man reden. Wie die großen Theater in Magdeburg, Halle und Dessau neue, intelligente Formen der Zusammenarbeit finden könnten.
Doch das findet nicht statt. Was nach meinem Empfinden nicht an den Theaterleuten, sondern am Minister liegt und die Frage aufwirft, wann dessen Stelle eigentlich neu ausgeschrieben wird.
Er kann sich ja auch wieder bewerben.